Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
Laptop, nur um festzustellen, dass er kaputt war. Kein Lebenszeichen. Er warf ihn in den nächstbesten Busch und rannte ins Haus, die MP5 im Anschlag. Drinnen lauschte er, aber hörte nichts außer dem Gebrüll der Leibwächter auf der Straße, die wahrscheinlich dieses »dreckige Zigeunerpack« umbringen wollten. Fazekas und sein Begleiter befanden sich ziemlich wahrscheinlich noch im ersten Stock. Nyberg hatte keine Zeit zu verlieren. Die beiden würden auf den Balkon laufen und die Leibwächter warnen können. Er rannte die Treppe hoch. Sie hatten garantiert gehört, wie er die Tür eingetreten hatte, und waren vorbereitet. Während er den Flur hinunterlief, warf er einen Blick in das Zimmer mit Balkon, es war leer. Am Ende des Flurs angekommen, holte er Schwung und trat auch die Tür zu Fazekas’ Schlafzimmer ein.
Der Kahlköpfige lag auf einem Bett und hielt eine Pistole auf ihn gerichtet. Die Pistole zitterte.
Nyberg zielte mit der MP5 auf den Mann und bellte ihn auf Englisch an: »Lass die Waffe fallen, oder du stirbst.«
Der Kahlköpfige ließ die Pistole augenblicklich los. Nyberg schlug ihm mit dem Schaft der Maschinenpistole auf den Kopf. Wie eine gefällte Eiche sank er auf das Bett.
Aber wo zum Teufel war Fazekas?
Das Zimmer war schnell durchsucht, Nyberg raste zurück auf den Flur, und dort blickte er auf vier weitere verschlossene Türen. Erneut lief er in den Raum mit dem Balkon. Von dort drohte die größte Gefahr, aber Fazekas war nicht da. Wo zum Teufel hatte er sich versteckt?
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als er sein Handy aus der Brusttasche holte. Rasch öffnete er die letzte SMS, die er geschickt bekommen hatte, und drückte auf die darin enthaltene Zahlenreihe. Hinter einer der Türen ertönte ein Klingelzeichen. Am Schloss erkannte er, dass es sich um eine Toilette handelte.
Fabien Fazekas hatte sich im Klo eingeschlossen.
Gunnar Nyberg seufzte und trat die Tür ein. Er packte Fazekas, der sich in der Badewanne hinter dem Duschvorhang versteckt hatte, und hängte sich die MP5 über die Schulter.
»Hol die Fotos«, befahl er.
Fazekas starrte ihn an. Nyberg zerrte ihn in das Schlafzimmer, wo sein kahlköpfiger Begleiter bewusstlos auf dem Bett lag.
»Die Fotos«, wiederholte Nyberg.
Fazekas holte einen Umschlag aus seiner Reisetasche, den Nyberg aufriss. Er zählte drei Abzüge. Dann griff er mit der rechten Hand in seinen Hosenbund. Fazekas zuckte zusammen, in Erwartung, hingerichtet zu werden. Aber Nyberg hatte statt einer Waffe sein Klebeband gezückt und fesselte Fabien Fazekas damit. Er legte sich den Gefangenen über die Schulter, lief die Treppe hinunter und verschwand durch die Küchentür. Auf dem Weg in den Wald schnappte er sich seinen lädierten Laptop und rannte mit Sack und Pack zurück zu seinem Wagen hinter der eingestürzten Mauer. Alle Leibwächter waren mit dem Feuer beschäftigt. Nyberg warf die silberne Mumie auf den Beifahrersitz des BMW, schloss den Wagen kurz und verließ Gyöngyöspata mit quietschenden Reifen.
Es hatte wieder angefangen zu regnen.
Noch eine Frage
Amsterdam, 6. Juli
Dieser Einsatz sollte nicht an Personalmangel scheitern. Paul Hjelm hatte die gesamte Kerntruppe der Opcop-Einheit nach Amsterdam beordert, während die nationalen Repräsentanten die Europol-Räume in Den Haag ganz für sich allein hatten. Ob es daran lag, dass Kerstin Holm heute mit dem richtigen Fuß aufgestanden war oder dass sie einmal wieder einen Tag lang Chefin sein würde, konnte er nicht ausmachen. Aber auf jeden Fall hatte sie an diesem Morgen gute Laune und war weitaus gesprächiger als an den Tagen zuvor. Er hatte sie gerade am Hauptquartier von Europol abgesetzt und sich auf den Weg nach Amsterdam gemacht, als sein Handy klingelte. Er schaltete auf Lautsprecher.
»Hjelm.«
»Nyberg hier«, hallte es lakonisch durchs Wageninnere.
»Darf ich die Tatsache, dass wir miteinander telefonieren, anstatt zu simsen, als ein gutes Zeichen deuten?«
»Ich würde sagen, ja. Ich sitze im Auto und blicke über eine wunderschöne, sehr steile Schlucht in Zentralungarn. Fabien Fazekas sitzt neben mir. Ihm gefällt diese herrliche Aussicht auch sehr gut. Es hat aufgehört zu regnen. Die Sonne kommt heraus.«
»Das freut mich. Bist du ins Haus reingekommen?«
»Ja, ich habe einen Weg gefunden. Aber mein Rechner ist bei dem Coup draufgegangen.«
»Du hast von deinem Roman hoffentlich eine Sicherheitskopie erstellt?«
»Den habe ich mit der Hand geschrieben. Aber
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