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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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wurden.
    Andererseits kamen die Mitglieder dieser Miliz aus der Gosse, getrieben von persönlicher Frustration über ein missglücktes Leben – wie professionell waren sie organisiert? Frustration war zwar ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es um die Bereitschaft ging, anderen Schmerzen zuzufügen, aber sie stand in der Regel auch kühler Professionalität im Weg.
    Während er seinen Gedanken nachhing, die sich im Kreis drehten, überlistete sich sein Kopf selbst. Nyberg schlief ein und wachte erst Stunden später mit einem Ruck wieder auf. Die Kälte war gewaltig. Sein Körper war vollkommen steif, zum einen weil er so lange reglos dagesessen hatte, zum anderen wegen der Kälte. Am Horizont konnte er schon einen zarten Streifen Morgendämmerung ausmachen. Auch die Villa tauchte als Silhouette aus der Dunkelheit auf. Nach einem Blick auf den Laptop dankte er Ludmilla insgeheim, weil sie darauf bestanden hatte, den Stand-by-Modus bei dem Gerät einzurichten. Deshalb war der Akkustand noch bei über sechzig Prozent, als er den Laptop wieder hochfuhr.
    Auch im Hauptquartier gab es Aktivität zu vermelden, allerdings keine sechzig Prozent. Dank der rot-gelben Flecken konnte er genau ausmachen, wo die Bewohner sich gerade aufhielten, zum Teil sogar, wer sie waren. Die Kombination aus Bauplan und Wärmebild zeigte an, dass Fazekas und sein Begleiter in einem der fünf Zimmer im ersten Stock schliefen. Dem Zimmer, das am weitesten von der Treppe entfernt lag. Zwei weitere Flecken befanden sich in der Eingangshalle und bewegten sich nicht. Vermutlich lagen die Männer auf Feldbetten direkt hinter der Eingangstür. Sie schliefen, aber ganz bestimmt nur einen leichten Schlaf, komplett bekleidet und mit der MP5 unterm Arm. Die übrigen Flecken waren auf Kontrollgang, hauptsächlich wohl, um sich wach zu halten. In unregelmäßigen Abständen kamen sie an einer Art Basisstation im Erdgeschoss vorbei, ganz in der Nähe der Feldbetten. Da schien ein Tisch zu stehen. Bisher sah Gunnar Nyberg keine Möglichkeit für einen Zugriff.
    Die Erkenntnis hatte ihn im Schlaf beschlichen. Er hatte es wohl nicht wahrhaben wollen, aber es war eine Tatsache, dass er selbst die günstigere Entwicklung einleiten musste.
    Kein anderer als Gunnar Nyberg.
    In seinem Kopf entstand ein Plan. Was hatte er? Immerhin ein Auto. Er hatte ein Auto mit Benzin. Außerdem musste er dringend pinkeln und sich die Beine vertreten. Er war steif wie ein Brett – wie lange hatte er jetzt schon in dieser Tiefkühltruhe gesessen?
    Nachdem er drei der fünf Energydrinks getrunken hatte, schälte er sich aus dem Wagen. Es regnete nach wie vor, aber es war ein feiner Nieselregen. Er pinkelte und inspizierte dann das verlassene Grundstück, auf dem überall Müll herumlag. Warum vermüllten verlassene Grundstücke immer so schnell? Lag es daran, dass die Leute ihr altes Zeug einfach über die Zäune warfen? War das ein Wesenszug des Menschen?
    Aber vielleicht ließ sich einiges davon noch verwenden? Der alte Wasserschlauch dort, der Eimer, die alte Frisbee-Scheibe, das dritte Feuerzeug, das er fand und das auch funktionierte. In seiner Tasche hatte er noch silbernes Klebeband und im Auto lag ein altes Bettlaken. Er legte das Frisbee auf den Eimer, es würde einen guten Deckel abgeben, wenn er es ordentlich mit dem Klebeband befestigte. Dann drehte er den Tankdeckel ab und schob den Wasserschlauch hinein. Die Kombination aus Hochtechnologie und Niedrigtechnologie war unschlagbar, dachte er und sog an dem Wasserschlauch. Es schmeckte beschissen. Aber schon tropfte Benzin in den Eimer. Als dieser zur Hälfte gefüllt war, zog er den Schlauch aus dem Tank und warf ihn weit weg. Dann legte er das Frisbee auf den Eimer, darauf das Feuerzeug, die Rolle Klebeband sowie das alte Bettlaken. Und oben auf diesen Turm platzierte er seinen Laptop. Vorsichtig hob er die Konstruktion hoch. Doch, das würde er schaffen, auch quer durch den Wald. Denn das würde sein Weg sein. Er stellte den Turm auf den Boden und tastete Brust- und Hosentaschen ab. Handy und Dietriche waren, wo sie hingehörten. Er war bereit.
    In sicherem Abstand folgte er dem Stacheldrahtzaun, tauchte in den Wald ein und lief behutsam mit seinem Gepäck über Stock und Stein. Zwischen den Baumstämmen sah er die Konturen der Rückseite des Hauses. Auf Höhe der Küchentür hielt er an. Das war in der Tat eine nicht besonders stabil aussehende Tür. Daneben befand sich ein Fenster, in der Küche brannte kein

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