Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
schon auf. Du kannst ihnen ja Frühstück ans Bett bringen.«
»Aber ich ...«
»Das war ein Scherz. Dennoch solltest du die zehnfache Menge belegte Brötchen bestellen. Im Ernst, wir werden sie brauchen.«
»Okay«, sagte Marinescu und legte auf.
»Apropos! Silviu?«, rief Hjelm. Aber die Leitung war schon tot.
Er fuhr weiter. Die Autobahn war unerwartet leer. Hätte er eigentlich einem seiner Mitarbeiter anbieten sollen, mit ihm zu fahren? Nein, entschied er, denn dann hätte er mit Gunnar niemals so ein offenes Gespräch führen können. Außerdem würden sie im Lauf des Tages eventuell mehrere Pkw in Amsterdam benötigen.
Das Letzte, was er von Sifakis und Navarro gehört hatte, war ihr fertiger Plan. Er klang perfekt. Hjelm hoffte, dass sie ihn nicht noch einmal abgeändert hatten. Drei Schurken gab es zu beschatten, pro Schurke zwei Schatten, also sechs Personen im Einsatz: Kowalewski, Hershey, Balodis, Bouhaddi, Bruno und Sifakis, Letzterer allerdings als Einsatzleiter der Verfolger. Jutta und Arto würden in die Höhle des Löwen gehen, mit einem universellen Lesegerät für Magnetstreifen – das hoffentlich funktionierte. Paul Hjelm würde zusammen mit Navarro als Koordinator und Marinescu als Übersetzer in der Wohnung der Reederwitwe Posten beziehen. Kerstin Holm war zuständig für die Truppe in Den Haag. Die Rechnung müsste aufgehen.
Als er die Wohnung in der Lauriergracht betrat, waren zu seiner Überraschung bereits alle versammelt. Und zwar wirklich alle. Es war ziemlich eng im Wohnzimmer der Reederwitwe. Sie aßen gemeinsam Frühstück.
»Wir haben den Ablauf einmal durchgespielt«, sagte Navarro schmatzend, ein halbes Croissant im Mund. »Chef, du kennst den Plan ja schon.«
»Keine letzten Veränderungen?«
»Nein«, antwortete Sifakis. »Café Tulip ist der Ausgangspunkt für alle, auch wenn natürlich das Risiko besteht, dass sich das Trio bereits vor der Tür trennt. In dem Fall müssen sich die zuständigen Verfolgerpaare ranhalten.«
»Wir sind mit insgesamt sechs Richtmikrofonen ausgerüstet, die wie gewöhnliche Handys aussehen«, sagte Navarro. »Und wir haben sechs Tonspuren, alle werden aufgezeichnet, aber in Echtzeit wird es ein bisschen drunter und drüber gehen, etwa weil wir nur einen Übersetzer haben. Wenn eure Zielperson sofort übersetzt werden soll, müsst ihr uns das deutlich signalisieren. Das Codewort dafür ist ›wichtig‹, damit werdet ihr sofort auf Kanal eins gesetzt, den wir in Echtzeit mithören und eventuell simultan übersetzen. In Ausnahmefällen können wir zwei gleichzeitig schaffen. Für alle sonstigen Gespräche haben wir fünf Nummern für diese fünf Handys hier. Ihr könnt uns also immer in der Zentrale erreichen.«
»Jedes Paar hat eine rot-grüne Ortung«, fügte Sifakis hinzu. »Der Peilsender des einen wird mit einem grünen Blip angezeigt, der andere mit einem roten. Am Anfang werdet ihr im Café Tulip einen rot-grünen Mischmasch bilden, der sich dann aber auflösen und zerstreuen wird.«
»Balodis und Kowalewski nehmen Vlad«, sagte Navarro, »Hershey und Sifakis nehmen Ciprian, und Bouhaddi und Bruno nehmen Silviu. Noch irgendwelche Fragen dazu?«
»Ich habe eine Frage«, warf Paul Hjelm ein.
»Ja?«, sagte Navarro.
»Wer zum Teufel ist Silviu?«
Die sechs brachen auf. Sie wurden zu einem rot-grünen Mischmasch im Café Tulip, teilten sich dann in rot-grüne Paare auf und setzten sich an unterschiedliche Tische. Einem Paar gelang es, den Fensterplatz zu ergattern, es war aber nicht auszumachen, welchem.
Hjelm ließ sich in der Wohnung der Reederwitwe zwischen Navarro und Marinescu auf einen Stuhl sinken. Er griff nach einem belegten Brötchen und einem Pappbecher mit Cappuccino und korrigierte die Position des Monitors. Dann öffnete er eine Einstellung und sagte: »Hallo?«
»Aha, der Chef höchstpersönlich ist zugegen?«
»Danke der Nachfrage, mir geht es gut und selbst?«
»Außerordentlich gut«, erwiderte Arto Söderstedt. »Wir sind geladen und entsichert. Will heißen, Jutta ist geladen. Ich bin ich selbst.«
»Ich hätte auch nichts anderes erwartet«, erklärte Paul Hjelm. »Habt ihr diese Lesegeräte für Magnetstreifen im Griff?«
»Ich übergebe jetzt das Wort«, sagte Söderstedt, und Jutta Beyer erschien auf dem Bildschirm.
»Magnetstreifen sind eine uralte Technik, ein Relikt aus der Zeit von Förderbändern und Kassetten. Eigentlich lässt sich diese Technik nicht besonders variieren, aber unsere Experten
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