Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
auf eine erfolgreiche skandinavische Zusammenarbeit an. Sie brauchten fünf Anläufe, bis die grünen Flaschen sich trafen.
Ihre Hände zitterten zu sehr.
Reflexionen
Den Haag, 9. Juli
Man konnte vielleicht nicht gerade von Ruhe sprechen, aber nach der anstrengenden Arbeit der letzten Tage hatte sich die Situation zumindest etwas entschärft. Paul Hjelm hatte sogar für etwas Zeit gehabt, was er am meisten hasste: Besprechungen.
Aber sie waren nun einmal notwendig, denn es ging um die Sicherheit. In erster Linie um Marianne Barrières Sicherheit.
Von Virpi Pasanen und Jovan Bis˘evac aus Stockholm war inzwischen die Bestätigung gekommen. Der USB-Stick aus Ebeltoft enthielt tatsächlich das letzte Drittel der Formel, das von Niels Sørensen.
Der Kontakt mit Sara und Jorge war kurz gewesen, aber aufschlussreich. Entgegen allen Erwartungen war es Asterion offensichtlich doch gelungen, Niels Sørensens Kindheitsparadies aufzuspüren, bevor die skandinavische Opcop-Gruppe dort eingetroffen war. Noch ungeklärt waren das Wie und auch das Warum. Asterion hatte nicht gewusst, dass die Formel in drei Teile aufgeteilt worden war oder dass ein Detail in Sørensens Vergangenheit eine Untersuchung lohnte. Aber Christopher James Huntington hatte geahnt, dass das Handy, dessen Spur Asterion aufgenommen hatte, als es plötzlich für eine halbe Stunde eingeschaltet worden war, etwas Wesentliches enthielt. Und die Tatsache, dass sie auf so beeindruckenden Widerstand gestoßen waren, bestärkte das noch zusätzlich. Offenbar hatte Asterion daraufhin versucht, Orte aus Sørensens Vergangenheit aufzuspüren, und war dabei auf das Sommerhaus seines Großvaters in Ebeltoft gestoßen. Der jetzige Besitzer, Morten Thygesen, erzählte bereitwillig vom Besuch des Professors vor ein paar Wochen, woraufhin er unschädlich gemacht und durch einen dänischen Söldner ersetzt wurde. Viele Stunden später fand man ihn mit Isolierband gefesselt und geknebelt in einem Besenschrank an seinem Arbeitsplatz in Århus – unverletzt, aber zu benommen, um eine sinnvolle Zeugenaussage zu machen.
Außerdem hatte in Schutzgewahrsam ein erstes offizielles Verhör mit den beiden Forschern stattgefunden. Es war aufgezeichnet worden, und Paul Hjelm saß nun zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in seinem Büro und sah sich den Mitschnitt an.
Während des Verhörs hatte Virpi Pasanen eine SMS erhalten. Auf dem Bildschirm schloss sie kurz die Augen.
»Ist dies das sogenannte inoffizielle Handy?«, fragte Sara Svenhagen von der anderen Seite des Verhörtisches.
»Ja«, antwortete Pasanen ruhig. »Das letzte Testergebnis ist gerade gekommen. Die Werte waren sogar noch besser als erhofft. Es ist vollbracht.«
Jovan Bis˘evac war alles andere als ruhig. Er sprang auf und vollführte in dem engen Verhörzimmer im Polizeipräsidium auf Kungsholmen in Stockholm einen regelrechten Siegestanz.
»Verflucht«, rief er aus, als er sich wieder gesetzt hatte, »dafür gibt es den Nobelpreis.«
Pasanen zeigte ihm das Telefon. Er machte große Augen und rieb sich die Hände.
»Was genau hat das zu bedeuten?«, wollte Jorge Chavez wissen.
»Alles ist so weit fertig«, erklärte Bis˘evac. »Wir liefern die Formel an Brüssel, und das Entwicklungsteam übernimmt.«
»Aber wir werden an der weiteren Entwicklungsarbeit beteiligt sein«, ergänzte Pasanen. »Ich wünschte nur, Niels hätte das noch erleben können.«
Als Paul Hjelm die Videodatei schloss, sah er die Mail, die in einem anderen Dialogfenster geöffnet war. Sie war ihm von Kerstin Holm weitergeleitet worden.
Er dachte über die letzten Tage nach. Wie sie sich nach Kerstins seltsamer Entdeckung vom Verbleib der Zwillinge Wang, jetzt Cheng und Shuang Ricci, wieder angenähert hatten. In all ihrer Bosheit war die Umbenennung der Jungen jedoch auch genial: Die beiden hatten ihre chinesischen Vornamen behalten dürfen, weil ihre Herkunft offensichtlich war, aber ihr neuer Nachname funktionierte in den USA genauso wie in Italien. Und in diesen beiden Ländern sollten sie vermutlich auch zum Einsatz kommen. Den Ursprungsländern der Mafia.
Paul konnte Kerstin verstehen. Sie hatte so einiges entbehren müssen in ihrer Urlaubswoche, war extra hergekommen, und dann hatte er sie quasi einfach sitzen gelassen, um mehr oder weniger ununterbrochen zu arbeiten. Sie hatte auch die professionelle Herausforderung entbehren müssen, und das war für sie besonders nach der Katastrophe mit dem jungen Liang Zunrong schwer
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