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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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vertiefen. Was bedeutete, dass sie sich weiter vorbeugte, um das Richtmikrofon besser zu justieren. Der Touristenstrom hatte zugenommen, und einige Menschen hatten sich in die Bänke gesetzt. Nach einer Weile aber fand sie den idealen Winkel und legte den Kopf in den Nacken, um die großartige Holzkuppel zu betrachten. Sie stellte fest, dass sie keinen Funken Religiosität mehr im Leib hatte. Nach der Abspaltung von der ehemaligen Sowjetunion hatte sich das katholische Litauen, anders als seine protestantischen Nachbarn Estland und Lettland, zum religiösesten Land Europas entwickelt. Sie hingegen hatte den entgegengesetzten Weg gewählt. Und war Atheistin geworden.
    Der Bandenchef und sein Leibwächter saßen regungslos und schweigend ein paar Reihen vor ihr. Balodis konnte ihren Atem hören, der des Leibwächters war aufgrund seines Gewichts verständlicherweise lauter. Aber sie sagten kein Wort. Nicht, bevor der Bandenchef ein zweites Mal sein Handy nahm und eine Nummer wählte.
    Felipe Navarro wandte den Blick ab, als Adrian Marinescu hektisch aufsprang, wobei sich sein Bademantel auf obszöne Weise öffnete. Er schrie: »Verdammte Scheiße, es sind zwei Gespräche, gleichzeitig!«
    »Ich weiß«, sagte Navarro und versuchte, Ruhe zu bewahren. »Hershey hat mir eine SMS geschickt, dass sie gleich ein Gespräch aufnimmt. Aber ich schalte das vorerst aus, du übersetzt ihres danach. Konzentrier dich jetzt.«
    Marinescu warf ihm einen wütenden Blick zu und übersetzte: »Ich habe es vorhin schon versucht. Aber es ist keiner rangegangen.« Pause. »Kein Problem damit, nein. Überhaupt nicht.« Pause. »Es ist nur so, dass wir eine Zeit vereinbart hatten ... Ja, nein, Verzeihung.« Pause. »Neue Direktive? Okay, ich verstehe. Aber wir ...« Pause. »Nein, das war nichts weiter. Wann?« Pause. »Ach so, Ciprian ist gerade dort, ja. Aber wie ...?«
    Da klingelte Navarros Telefon. »Ja, Miriam?«, sagte er.
    »Der Fleischschrank und der Unbekannte verlassen jetzt das Anne-Frank-Haus«, berichtete Miriam Hershey. »Sie gehen jeder in eine andere Richtung auf der Prinsengracht, der Fleischschrank nach rechts, weg von der Wohnung. Der Unbekannte hat ihm so einen wattierten Umschlag gegeben. Wen soll ich verfolgen?«
    »Die Anweisung lautete, unser Trio nicht aus den Augen zu lassen.«
    »Ich habe nur gedacht, dass ...«
    »Überlass bitte mir das Denken«, hörte sich Navarro zu seiner eigenen Überraschung sagen.
    Hershey wurde weggedrückt und das Gespräch aus der Kirche fortgesetzt: »Was bedeutet zusammenlegen? Ach so, der Brief. Ja, gut, verstehe . « Pause. »Nein, nein, der ist gesichert.« Gelächter. »Ich werfe die Karte danach sofort weg.« Pause. »Aber können wir eine Mitteilung schicken?« Pause. »Wenn wir noch Fragen haben sollten ...« Pause. »Okay, okay, keine Fragen. Dann lassen wir das.« Pause. »Der nächste vereinbarte Zeitpunkt gilt noch? Gut, sehr gut.«
    Plötzlich hörte Laima Balodis, wie sich der Atem des Leibwächters veränderte. Er war aufgestanden, machte eine fragende Geste, auf die sein Chef mit einem Nicken antwortete und ihm den Umschlag reichte. Der Leibwächter nahm ihn an sich und wandte sich zum Gehen.
    »Scheiße!«, stieß Balodis hervor. Schnell tippte sie eine SMS.
    »Schrank verlässt Kirche. Wen verfolgen?«
    Felipe Navarro hatte Balodis’ SMS praktisch gelesen, bevor sein Handy das Signal sendete. Ihm schoss worst case scenario durch den Kopf, und er warf dem simultan übersetzenden Marinescu einen derartigen Blick zu, dass Adrian fragend die Augenbraue hochzog.
    Der zweite Schnellschuss. Mist. Überlass bitte mir das Denken – wie ironisch. Navarro textete zurück: »Bleib am Boss dran.«
    »Das ist ein verdammt wichtiges Telefonat«, sagte er laut in den Raum. »Das müssen wir weiterhören.«
    Laima Balodis beobachtete, wie der Leibwächter die Kirche verließ. Sie hielt das Distanzmikrofon so gerade wie möglich, aber ihre Hände zitterten, und für einen Moment wurden die Stimmen schwächer. Der Leibwächter war gegangen. Unbeschattet. Und es war nur ein knapper Kilometer bis zur Wohnung. Wenn er sich beeilte, konnte er in zehn Minuten dort sein. Und wenn er rannte oder ein Taxi nahm – sogar noch schneller.
    Navarro öffnete mit einem Klick die Aufnahmen aus der observierten Wohnung. Jutta Beyer schraubte an der neuen Kamera herum. Söderstedt hielt die Leiter, viel mehr musste er gerade nicht tun. Aber er ging sofort ans Telefon.
    »Ja,

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