Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
nenne es nur dir zuliebe so.«
»Hör auf zu faseln«, sagte Hjelm mit neutraler Stimme.
»Die wesentliche Kommunikation erfolgt über die wattierten Umschläge«, hob Söderstedt an. »Vlad scannt sie ein. Damit prüft er jedoch keineswegs die Echtheit der Unterlagen beziehungsweise der Codes auf den Papieren, wie wir am Anfang angenommen haben. Nein, dabei findet die eigentliche Kommunikation statt, beim Scannen. Die Informationen bearbeitet Vlad hinter der Oberfläche von Snood. Beim nächsten Scannen wird der nächste Bericht eingescannt, und gleichzeitig werden die neuen bearbeiteten Informationen wieder auf den Umschlag zurückübertragen.«
»Meinst du den Umschlag von gestern?«, fragte Hershey.
»Ganz genau.« Söderstedt nickte. »Auf dem Umschlag befindet sich ein elektronisch lesbarer Magnetstreifen, wie auf einer Kreditkarte, wesentlich avancierter natürlich. Der bestätigt wahrscheinlich auch die Echtheit des Materials, aber das ist sekundär. Das Vorrangige ist, dass die Rechenschaftsberichte bei diesem Prozess übermittelt werden, in einer – würde ich vermuten – Form der Zweiwegekommunikation. Beim Prozess des Scannens findet der eigentliche Informationsaustausch statt. Vlad erhält einen Rechenschaftsbericht aus den europäischen Dependancen und schickt diesen weiter an seine Chefs. Über den Magnetstreifen lassen sich Daten und Zahlen sowohl empfangen als auch versenden. Und uns fehlten bisher konkrete Zahlen.«
»Aha«, sagte Jutta Beyer. »Dann verwenden sie ja doch hoch entwickelte Technik.«
»Ja, aber ohne das Internet zu benutzen«, erwiderte Söderstedt. »Vermutlich ist das die Melodie der Zukunft, wenn man Informationen geheim halten will. Das Netz verrät früher oder später ja doch alles.«
In diesem Augenblick flackerte erneut etwas auf dem Bildschirm auf. Snood wurde für eine halbe Sekunde von einem mit Zahlen gespickten Dokument verdeckt.
»Vlad beherrscht den Prozess aus dem Effeff«, sagte Söderstedt. »Er fügt während des Spielvorgangs die Zahlen in das Dokument ein. Nur ab und zu muss er überprüfen, ob er sie auch richtig platziert hat.«
»Ach so«, sagte Angelos Sifakis. »Buchhaltung. Clever.«
»Danke«, entgegnete Söderstedt, obwohl niemand ernsthaft glaubte, dass Sifakis ihn gemeint hatte.
»Entschuldigt«, sagte Bruno, »aber das müsst ihr mir noch einmal genauer erklären.«
»Bitte erläutere deine Hypothese erneut«, bat Hjelm.
»Also, Vlad erhält einen Rechenschaftsbericht über die laufenden Einnahmen«, erklärte Söderstedt. »Ich glaube nicht, dass er sie gesondert von jeder Einheit oder Stadt bekommt, sondern es handelt sich wohl eher um nationale Ergebnisse: Wie viel haben zum Beispiel die Bettler in Belgien im vergangenen Monat eingenommen? Vlad führt darüber Buch. Genau das tut er im Moment – nachdem er den Bericht durchgesehen hat. Die Finanzen werden elektronisch eingegeben, die übrige Kommunikation findet mittels der Papiere in den Umschlägen statt. Ein sehr geniales System.«
»Und ein genialer Bulle!«, lobte Bruno. »Ich frage mich nur eine Sache.«
»Ja, bitte?« Arto Söderstedt war geschmeichelt.
»Wo zum Teufel ist das ganze Geld?«
»Diese Frage muss leider unbeantwortet bleiben«, entgegnete Söderstedt.
»Und sollte deine Hypothese zutreffen«, warf Hjelm ein, »auf welchem Weg wird an die höheren Instanzen Bericht erstattet? Was geschieht mit den Magnetstreifen? Haben wir gesehen, wie sie jemand von den Umschlägen reißt? Was passiert überhaupt mit den Umschlägen?«
»Ich meine, mich erinnern zu können, sie in den Tüten gesehen zu haben, die sie zu den Müllcontainern tragen«, sagte Kowalewski.
»Den Müll aus der Küche?«, fragte Jutta Beyer.
»Ja, die Mülltüten stammen alle aus der Küche.«
»Das heißt, die Streifen kleben entweder noch an den Umschlägen, wenn sie weggeworfen werden«, sagte Arto Söderstedt, »und werden von irgendwelchen Verbindungsmännern abgeholt – oder sie entfernen die Streifen vorher.«
Hjelm räusperte sich und fragte laut und vernehmlich: »Hat jemand beobachtet, wie einer der drei einen Magnetstreifen von einem der Umschläge entfernt hat?«
Alle schüttelten die Köpfe.
»Seht ihr«, sagte Jutta Beyer. »Dann wissen wir Bescheid!«
»Tun wir das?«, fragte Donatella Bruno. »Und was genau wissen wir?«
»Dass die Magnetstreifen auf dieselbe Weise entsorgt werden wie die Papiere in den Umschlägen. Im toten Winkel der Kamera.«
»Du meinst die
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