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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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nicht. Nein, noch besser: Ich weiß genau, ob der Film gut ist oder nicht. Ja, ich bin inzwischen so selbstbewusst, dass ich nicht mehr sage: » Das ist deine Meinung, und das ist meine.« Es gibt Fälle, in denen etwas wirklich Geschmackssache ist, aber nicht viele. Ich sage also eindeutig: » Das ist zwar deine Meinung, und die darfst du gerne haben, aber du irrst dich. Ich habe recht, daran gibt’s nichts zu rütteln.« (Ich habe kürzlich gelesen, dass Ezra Pound einmal gesagt hat: » Das Schöne am A ltwerden ist die Tatsache, dass man immer öfter tatsächlich recht hat, und zwar rechter hat, als man noch mit, zum Beispiel, siebzehn oder dreiundzwanzig gedacht hätte.«)
    Und damit mich jetzt keiner für eine Meckertante hält, die kaum noch vor die Tür geht: Ich gehe durchaus gerne auch mal allein ins Kino. Und wenn ich dann im Foyer Bekannte treffe, dann denken die sicher nicht, die A rme, geht ganz allein ins Kino, die hat wohl keine Freunde, sondern sie bewundern mich insgeheim für meinen Mut und wünschten sich, dass sie sich auch mal ganz allein ins Kino trauen.
    Und nicht nur das– mittlerweile bin ich sogar selbstbewusst genug, einfach aufzustehen und den Saal zu verlassen, wenn mir ein Film nicht gefällt , und zwar nicht erst in der Mitte oder in der Pause. W enn ein Film nicht die A nständigkeit besitzt, mich innerhalb von zehn Minuten zu fesseln, dann gehe ich. Ich sage Ihnen, es gibt nichts Besseres, als die frische Luft der Freiheit zu atmen, nachdem man sich an Dutzenden von Knien vorbei durch einen dunklen Saal nach draußen getastet hat.
    Endlich brauchen wir nicht mehr das Gefühl zu haben, andauernd politisch korrekt sein zu müssen. Nicht etwa, dass ich herumliefe und V orurteile versprühe, das habe ich nie getan, aber wir Oldies können uns durchaus mal den einen oder anderen A usrutscher leisten. Manchmal ist das sogar ganz nützlich.
    Ich will hier keineswegs den Eindruck erwecken, dass ich mich dem Trend der heutzutage so populären » Ich-AG« angeschlossen habe. Im Gegenteil. Ich wurde unmittelbar nach dem Krieg geboren, gehöre also zur Generation der Baby-Boomer. Und ich wurde dazu erzogen, dass die Frau dem Manne zu dienen hat. Ehrlich gesagt, mag ich dieses Konzept des Helfens sogar ganz gern. Mich stört es nicht im Geringsten, mal die Sachen eines Freundes von der Reinigung abzuholen, für jemanden einkaufen zu gehen, zu putzen und zu kochen oder A rzttermine für Freunde zu vereinbaren, die sich davor fürchten. Ich freue mich, wenn ich anderen das Leben ein wenig leichter machen kann– ja, ich werde sogar regelrecht unangenehm, wenn jemand versucht, mir diese Rolle wegzunehmen. Ich bin gerne Mutter und war gerne Ehefrau, zumindest in der kurzen Zeit, in der das funktioniert hat. Ich bin deswegen noch lange keine Heilige (im Gegenteil), aber in der Rolle, in die ich hineinerzogen worden bin, fühlte ich mich einfach wohl. Ich könnte es nicht ertragen, jede Menge Dienstpersonal zu haben, das mir jeden Handgriff abnimmt.
    Keine Frage, es ist schön, wenn man selbstbewusst genug ist zu sagen: » Nein, lass mal, geh du lieber ohne mich, ich mag nicht.« Oder wahlweise auch: » Na gut, wenn du nicht willst, gehe ich eben allein.«
    Das ist mein Haus
    Eigentlich hatte ich immer Untermieter (siehe » Wieder allein«)– und immer hatte ich eine Heidenangst vor ihnen. Einer tauchte mit einem riesigen Koffer bei mir auf, den er verstohlen die Treppe hinaufschleppte. A ls er bemerkte, dass ich ihn dabei beobachtete, flüsterte er panisch: » Keinen Mucks, okay? Sie haben diesen Koffer nie gesehen, klar? Und wenn die Bullen kommen– ich bin nicht da. Selbst wenn ich da bin, klar?«
    Einer Untermieterin wollte ich gerade die Schlüssel aushändigen, als sie erzählte, sie sei aus ihrer letzten Unterkunft rausgeworfen worden. » Bloß weil ich gern die ganze Nacht meine Kerzen brennen lasse«, schniefte sie. » Die Bude hat gebrannt wie ’ne Fackel. Die anderen waren stinksauer. Und dann haben sie mich einfach rausgeschmissen.«
    Und wenn meine Mieter dann irgendwelche Übernachtungsgäste hatten, wälzte ich mich schlaflos im Bett und brachte es einfach nicht über mich zu sagen: » Würden Sie mir bitte vorher Bescheid geben, wenn Sie jemanden in meinem Haus übernachten lassen? Und könnten Sie mich nächstes Mal bitte schön fragen, ob mir das überhaupt recht ist? Und mir die betreffende Person kurz vorstellen? Ich möchte schließlich wissen, wer in meinem Haus

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