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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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steife Manschette an meinem Handgelenk zu spüren. Dieser Flashback löste ein Gefühl unendlicher Geborgenheit und Sentimentalität in mir aus. Und letzte W oche sah ich in einem Schreibwarengeschäft einen Bogen Millimeterpapier und fühlte mich unversehens in den Matheunterricht zurückversetzt. Es war eine so schöne, lebhafte Erinnerung (an meinen Mathelehrer, die Mitschüler), dass mir dort, mitten im Laden, die Tränen kamen. (Damals hätte ich aber jeden für verrückt erklärt, der mir prophezeit hätte, dass ich mich als alte Frau mal derart wehmütig an die Mathestunde erinnern würde!)
    Immer wenn ich ein Lagerfeuer rieche, stehe ich wieder im Garten meiner Großeltern in Herefordshire und schaue scheu zu, wie mein Großvater mit einem A st geschäftig das Feuer schürt.
    Brandneue Erinnerungen
    Erinnerungen können wie alte Fotokopien sein: Sie können verblassen oder sich verzerren. Je öfter man sie aus dem Erinnerungskästchen herausholt, desto schöner werden sie. A m Ende hat das dann nicht mehr viel mit der ursprünglichen Erinnerung zu tun.
    Schön, nicht?
    Die Vorteile einer langen Vergangenheit
    Wir dürfen niemals vergessen, dass wir alten Leutchen eine lange V ergangenheit haben. Junge Leute nicht. W ir können auf weite Strecken zurückblicken, hektarweise Erfahrungen, Kontakte mit Menschen aus allen Lebensbereichen. Unsere V ergangenheit ist wie eine Schatztruhe, in der wir ganz nach Belieben herumkramen können, mal dies, mal jenes herausholen und es in Ruhe betrachten– ohne dass wir es gleich noch einmal durchleben müssen. A uch das ist ein ziemlicher V orteil.
    Das Problem mit den Namen
    Ja, unsere Gedächtnismuster verändern sich, keine Frage. Eine V eränderung in ihrem Erinnerungsvermögen stört meine Freunde ganz besonders: dass sie die Namen von Freunden, V erwandten und Bekannten vergessen. Ich bin der festen Überzeugung, dass das jedoch nichts mit dem A lter zu tun hat– wir vergessen sie nur deshalb, weil sie keine wirkliche Bedeutung haben. A ußerdem gibt es eine einfache Lösung: Wenn man sich auf einer Party mit jemandem unterhält und plötzlich kommt eine Bekannte, um sich anzuschließen, dann sollte der Gesprächspartner (den man entsprechend instruiert hat), die Hand ausstrecken und sich selbst mit Namen vorstellen. Man selbst braucht dann nur noch zu fragen: » Kennt ihr euch schon?« Ich garantiere, dass die hinzugekommene Person automatisch die Hand der anderen schütteln und ebenfalls ihren Namen nennen wird. Problem gelöst.
    Eine weitere schonende Methode besteht darin, einen vollkommenen Blackout zu simulieren: » Ach du liebes bisschen, jetzt erinnere ich mich an gar nichts mehr! Ich weiß nicht mehr, wie ihr heißt! Typischer Seniorenmoment, tut mir schrecklich leid!« (Dies ist einer der wenigen Fälle, in denen dieser schreckliche A usdruck durchaus nützlich sein kann.)
    Wenn ich mich nicht traue, offen zuzugeben, dass ich den Namen meines Gegenübers vergessen habe, benutze ich manchmal einen ganz fiesen Trick. Ich sage: » Ach du liebes bisschen, jetzt habe ich doch tatsächlich Ihren Namen vergessen… ich weiß nur noch, dass ich Sie unheimlich sympathisch fand!«
    Und eine letzte, unfehlbare Methode, ein Gespräch in Gang zu bringen, auch wenn man den Namen des anderen vergessen hat, ist folgender Satz: » Hallo, wie schön, Sie zu sehen! W as macht das alte Leiden?«
    Wie man dem Erinnerungsvermögen
auf die Sprünge hilft
    Wenn man mal ein W ort vergessen hat, dann gibt es den » Klingt-wie-Trick« oder den A lphabettrick. Man geht im Geiste alle Buchstaben des A lphabets durch, bis man auf den richtigen stößt. Oft fällt einem das gesuchte W ort dann wie durch ein W under wieder ein. Neulich sprach ich mit einer Bekannten beim Lunch über das Basteln von Bilderrahmen. Ich erwähnte, dass ich zuhause » so ein Ding habe, mit dem man Rahmen macht… aus Metall…«
    Sie war ratlos.
    » Wird mir schon noch einfallen«, sagte ich salomonisch und schob das Ganze erst mal beiseite, um meinem langsamen A ufrufsystem ein wenig Zeit zu geben. Irgendwann ging ich dann rasch im Geiste das A lphabet durch, und plötzlich– wir waren bereits beim Kaffee– rief ich zu ihrer und meiner– ja, zur Überraschung des ganzen Restaurants– aus: » Gehrdreieck!«
    Die Gelassenheit des Alters
    Ich bin jetzt viel weniger ängstlich als früher. V ielleicht ist mein Gedächtnis deshalb eher besser als schlechter geworden. A ber eigentlich habe ich noch nie viel A

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