Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
Medikamenten zusammenstellen würde. Zumindest ist es tröstlich zu wissen, dass sie da sind.
Falls ich die Pillen bis dahin verloren habe– was gut sein kann–, habe ich auch noch diverse andere Methoden, wie ich mich selbst ins Jenseits befördern könnte, im Hinterkopf. Leider darf Dignity in Dying mittlerweile keinen Selbstmordratgeber mehr herausgeben (schade), aber– ha!– ich habe noch einen von 1981 mit dem schönen Titel Guide to Self-Deliverance. ( » Man benötigt zwei Plastiktüten [ Fünfzig-Liter- Müllbeutel bieten sich an ] …«; » Beim Suizid mittels A utoabgasen ist zu beachten, dass die V erbindung zwischen A uspuff und Schlauch vollkommen dicht ist… ein Staubsaugerschlauch wäre hier hervorragend geeignet…«)
Das einzige Problem ist, dass ich vergessen habe, wo ich die Broschüre hingelegt habe…
Zudem steht zu befürchten, dass meine A ngehörigen entsetzt und enttäuscht von mir wären, wenn ich mich selbst aus dem Leben befördern würde. Selbstmord hinterlässt bei den Hinterbliebenen immer das ungute Gefühl, als wären sie nicht liebevoll oder unterhaltsam genug gewesen, als dass es der Betreffende weiter mit ihnen und dem Leben ausgehalten hätte. Man sollte also, um der lieben A ngehörigen willen, den Selbstmord am besten als Unfall tarnen. Ich zum Beispiel habe mir überlegt, dass ich einem Feuerwehrauto hinterherrasen und mich dann in das brennende Gebäude stürzen könnte– es sähe dann auf den ersten Blick so aus, als würde ich die Eingeschlossenen retten wollen, in W irklichkeit würde ich das alles jedoch nur machen, um zusammen mit ihnen verkohlen zu dürfen.
Eine andere Möglichkeit, den Heldentod zu sterben, wäre, sich einen alten, kranken Hund anzuschaffen, der nicht mehr lange zu leben hat, ihn in die Themse zu werfen und hinterherzuspringen, angeblich, um ihn zu retten. Kinderleicht wäre es auch, sich von einem Streifenwagen überfahren zu lassen– dem entkomme ich regelmäßig nur knapp –, aber das wäre unfair dem Fahrer gegenüber.
Oder man könnte einfach nach Zimbabwe fliegen und versuchen, Präsident Mugabe den Garaus zu machen, sozusagen als letzte gute Tat.
Und bis dahin…
Bis die Stunde kommt, in der Gevatter Tod mich abholt, gibt es noch so manchen netten Zeitvertreib auf meiner To-do-Liste. Das Durchsehen von Todesanzeigen zum Beispiel. Ich freue mich immer, wenn ich einen Namen lese, dessen Träger ich kannte.
Ein anderer A nsatz wäre auch, dass Sie sich mit dem V erfassen Ihres Testaments vergnügen. Ich selbst habe meins schon mehrmals umgeschrieben, je nach Lust und Laune. W enn mich jemand besonders ärgert, streiche ich ihn kurzerhand heraus. Umgekehrt, wenn ich vorübergehend ganz verrückt nach jemandem bin, wird er als Erbe hineingeschrieben. Manchmal vermache ich die ganze Knete aber auch einfach einem rumänischen W aisenhaus.
Kurzum: Das Testamentschreiben ist eine wundervolle A rt, seine Rachegelüste oder Liebesgefühle auszuleben, ohne andere damit zu belasten. Gewöhnlich kehre ich nach einigen Monaten wieder reumütig zur Urfassung zurück. Ich darf eben bloß nicht mitten in einer Familienfehde oder während einer schwachsinnigen Liebesaffäre den Löffel abgeben.
Das Wichtigste beim Nachlassschreiben ist den meisen Erblassern aber wohl, dass man (wenigstens kurzzeitig) ein bisschen echte Macht ausübt.
Ein weiteres gutes Mittel gegen Sterbensfrust ist, dass Sie sich Ihre eigene Beerdigung ausmalen. Ich habe mir oft überlegt, wie ich wohl unter die Erde gebracht werden möchte. Manchmal neige ich zum konservativen Modell (Kirche, V ikar in Kleid und V ollbart) oder zum progressiven (unter einer alten Eiche, Humanist in Jeans und V ollbart). A ber verraten Sie bloß Ihren A ngehörigen nichts von Ihren W ünschen, das nimmt ihnen ja den ganzen Spaß, wenn es später dann darum geht, Ihre Beerdigung zu organisieren (siehe Beerdigungen).
Und schließlich– die berühmten letzten W orte. Jawohl, Sie können ruhig jetzt schon damit anfangen, sich etwas Passendes zu überlegen. Immer wenn Sie nachts aufwachen und sich über irgendwas Sorgen machen, könnten Sie sich stattdessen überlegen, was Sie wohl auf Ihrem Sterbebett sagen würden.
Hier ein paar V orschläge:
Noël Coward sagte: » Goodnight my Darlings.«
John Barrymore: » Sterben? Kommt nicht infrage! So was Profanes würde ein Barrymore nie tun!«
Der Dichter und Universitätsprofessor A . E. Housman (zu seinem A rzt, der ihm gerade einen guten W itz
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