Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues
erzählt hatte): » Gut! W irklich gut! Den muss ich oben auf dem goldenen Parkett erzählen!«
Louis IV. zu seinen trauernden Höflingen: » Was heult ihr? Habt ihr geglaubt, ich würde ewig leben?«
Karl Marx: » Raus jetzt. Letzte W orte sind für Narren, die noch nicht genug geredet haben.«
Ramón Narvaez, ein spanischer General, als ihn sein Priester bat, seinen Feinden zu vergeben: » Ich brauche ihnen nicht zu vergeben. Ich habe sie alle erschießen lassen.«
George Sanders, in einem A bschiedsbrief: » Liebe W elt, ich verlasse dich jetzt, weil ich mich langweile. Ich überlasse dich deinen Sorgen. V iel Glück.«
Logan Pearsall Smith, Lexikograf: » Schon wieder ein sonniger Tag! Gott sei Dank muss ich nicht aufstehen und ihn genießen!«
Und, am allerbesten, Francisco » Pancho« V illa: » Lasst mich nicht so gehen. Sagt ihnen, ich hätte irgendwas gesagt.«
6. Sex
As I grow older and older
And totter towards the tomb
I find that I care less and less
Who goes to bed with whom
Dorothy L. Sayers
Da ich werd immer älter und älter
und werd alsbald taumeln zum Grab
lässt es mich immer kälter und kälter
wer mit wem im Bett sich traf.*
O nein, nicht schon wieder Sex! Das denke ich mir jedenfalls in den letzten Jahren, wenn mir dieses verwünschte Drei-Buchstaben-Wort mal wieder aus der Zeitung entgegenspringt. Ehrlich, manchmal habe ich das Gefühl, ich habe genug Sex für zwei Leben gehabt.
Na ja, aber vielleicht bin ich auch eine A usnahme. A ls typisches Kind meiner Zeit– und wir sprechen hier von den Sixties – war ich hoffnungslos verunsichert und depressiv. Es überrascht daher nicht, dass ich, als ich neulich mal zusammenzurechnen begann, mit wie vielen ich…– nun ja, ich werde Ihnen nicht verraten, wie viele es genau waren…– aber mir kam das Grausen und ich sagte mir: » Virginia, das ist jetzt wirklich genug, herzlichen Dank, und könnten wir jetzt bitte auch mal an was anderes denken.« A n Rhabarberkuchen zum Beispiel, oder wie man Grasflecken aus einer Schürze rauskriegt.
Lassen Sie mich hinzufügen, dass jeder, der glaubt, er müsse mich jetzt beneiden, sich bitte erinnern soll, dass in den Sechzigern der Satz » Nein heißt auch Nein« unbekannt war. W ir Mädchen gerieten in die schrecklichsten Schlamassel. W enn man nicht vergewaltigt wurde (und ich kann mich an ein, zwei Male erinnern, wo man das, was mir da passierte, durchaus so bezeichnen kann), dann wurde man so eingeschüchtert, dass man am Ende doch mitmachte. Ich werde nie diesen für meine Jugendzeit so typischen V orfall vergessen: Ich war mit einem Mann zum Essen ausgegangen– und er bezahlte. W enn damals aber der Mann bezahlte, erwartete er im Gegenzug fast immer Sex dafür. Dementsprechend lud er mich auf einen Kaffee zu sich ein und signalisierte mir dann mehr oder minder unverblümt, dass er mit mir schlafen wolle. Ich erwiderte auf diese A vancen, dass ich lieber nach Hause gehen würde.
Seine A ntwort lautete: » Warum das denn? Es dauert doch nur ein paar Minuten.«
Sex war in den Sechzigern ein Ersatz für Liebe, und wo immer ich heute auch stehe– oder liege (ich verrate nichts)–, eines weiß ich ganz genau: Ich habe es satt, mein Leben noch länger von meinen Trieben bestimmen zu lassen, vom magenzusammenziehenden Klammergriff sexueller Begierden– wenn ich eigentlich lieber etwas anderes machen würde. Und mit » etwas anderes machen« meine ich nicht, tolle Bücher zu lesen oder großartige Gemälde zu malen, sondern einfach den Haushalt machen, den Rasen mähen oder mich über die Nebenwirkungen eines neuen A rthritismedikaments im Internet schlauzumachen.
Sollte ich heutzutage doch wieder einmal dieses bestimmte Ziehen im unteren Körperbereich verspüren– Gott sei Dank kommt das nur noch selten vor–, wenn mich also gewisse Gelüste anwandeln, dann funkeln meine A ugen bei der A ussicht auf ein wenig Matratzensport (wahlweise auch auf ein bisschen Herumgeschubst-Werden auf einem Küchentisch–Gott, war das unbequem!) nicht mehr automatisch.
Nein, heutzutage hole ich erst einmal tief Luft. Und wenn ich feststelle, dass das Gefühl nicht stark genug ist, dass man sich darum kümmern müsste, dann sage ich ein Stoßgebet und mache mit der Bügelwäsche weiter. Es ist herrlich, dass ich jetzt nicht mehr darauf angewiesen bin, mit einem leicht angetrunkenen Bekannten oder einem naiven jungen Burschen ins Bett zu hüpfen, bloß um meine sexuellen Bedürfnisse zu
Weitere Kostenlose Bücher