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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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« , sagte Jack. » Und wie verbringst duWeihnachten, Mom? «
    Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie mich einladen oder über die Feiertage herkommen würden, aber nach dieser Frage antwortete ich ausweichend.
    » Ach, wahrscheinlich mit Penny– oder mit Marion undTim, die haben mich eingeladen, oder mit Sylvie, die hat netterweise auch gesagt, ich sei herzlich willkommen bei ihnen. Ich habe also reichlichAuswahl « , sagte ich leichthin. Dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen. » Aber ist es denn völlig ausgeschlossen, dass… «
    » Ach, wir haben noch keineAhnung, was wir machen werden « , sagte Jack in gereiztemTonfall. » Alles noch im Unklaren derzeit. Jede Menge Möglichkeiten. «
    Nach dem Gespräch war ich ziemlich niedergeschlagen.Weihnachten ohne meine Familie. DieVorstellung war unerträglich. Ich zweifelte schlagartig am Sinn meines Daseins. Solche Stimmungen hat sicher jeder mal, aber in meinemAlter kann man nicht mehr so locker sagen: » Wer weiß, was die Zukunft mir bringt, trallala. « Denn man weiß genau, was die Zukunft bringen wird.Vergessen.
    Marie! Schluss damit! Du hörst dich wie die Schlagzeile vom » Hetzkurier « an!Wer war das– Don Marquis? –, der schrieb: » Die alte Dame ist noch für einTänzchen gut, toujours gai, toujours gai. « ?
    Ich werde alle Gedanken an Louis undArchie undWeihnachten aus meinem Kopf vertreiben und… und… Penny anrufen und mit ihr ausgehen.Wir werden uns ein leckeresAbendessen und ein paar gute Drinks zu Gemüte führen, und dann geht’s mir wieder prima.
    3. Dezember
    Und das stimmte wirklich. Dass es mir dann wieder prima ging, meine ich.Wenn man sich im Elend suhlt und dann auch noch wütend wird, gibt es nichts Besseres, als mit einer guten Freundin auszugehen, um wieder einen anderen Blick aufs Dasein zu kriegen. Mir ist auch aufgefallen, dass ich mit dem Stricken furchtbar ins Hintertreffen geraten bin, weshalb ich beschlossen habe, täglich an die zehn Zentimeter weiterzukommen, damit Genes Pulli auch wirklich zuWeihnachten fertig wird. Und vielleicht kann ich ja gleich im neuen Jahr nach New York fliegen. Darauf könnte ich mich dann freuen.
    In einemArtikel im » Hetzkurier « mit » Tipps zum Glücklichsein « stand, der Schlüssel zum Glück sei es, immer drei Dinge inAussicht zu haben. Eines in den nächstenWochen, eines in den nächsten Monaten und eines im nächsten Jahr.Also, ich habe zuerst den Besuch bei Louis und seiner Mutter undWeihnachten, und was die nächsten Monate angeht– nun, wer weiß.Aber ich bin sicher, dass sich etwas ergeben wird.
    4. Dezember
    Heute Früh um halb sechs mit einem seltsamen Gefühl ruckartig aufgewacht. Das Gefühl war Grauen. Das ist nun nicht so außergewöhnlich, aber ich fragte mich doch, ob es etwas zu bedeuten hatte. Manchmal schreibe ich mir so etwas auf, denn wenn der » Hetzkurier « dann einen Flugzeugabsturz zu dem Zeitpunkt vermeldet, an dem ich das seltsame Gefühl hatte, würde das bedeuten, dass ich über hellseherische Fähigkeiten verfüge.Doch leider gab es bislang nie eine Bestätigung für diese Zustände.
    Heute Morgen aber klingelte dasTelefon um halb acht, nachdem ich gerade wieder eingeschlafen war, und Sylvie war dran.
    » Daddy ist heute Nacht gestorben « , sagte sie nur.
    » O Gott. « Alle möglichen Gefühle durchfluteten mich, und einen Moment lang erschien mir alles vollkommen irreal. Es kam mir vor, als schwebte ich irgendwo unter der Decke.
    » Aber es ist ein Segen, dass er diesen schlimmen Zustand nicht länger erleiden musste, Marie « , meinte Sylvie mit kratziger Stimme. » Ach Gott, der Ärmste. Ich weiß, dass wir alle mit seinemTod gerechnet haben, aber wenn es dann passiert, kommt es dennoch unerwartet, nicht wahr? Ich kann es nicht fassen. Ich denke immer noch, dass er lebt… Ich kann es einfach nicht begreifen. «
    Ich frage mich, ob man denTod jemals » begreifen « kann.Wenn meinVater oder meine Mutter plötzlich ins Zimmer kämen, wäre ich gar nicht überrascht, weil sie ohnehin täglich bei mir sind. Ich glaube nicht, dass ich jemals begriffen habe, dass sie tot sind. Sie sind einfach an einen anderen Ort gegangen.
    Ich versuchte, traurig zu sein, aber es gelang mir nicht. Es war, als hätte ich meine gesamteTraurigkeit in den vergangenen Monaten aufgebraucht. Ich weinte vor Erleichterung.
    » Ach, Marie « , sagte Sylvie. » Sei nicht so traurig. Daddy hätte es so gewollt, weißt du. «
    » Ich weiß « , schluchzte ich. » Aber es war so eine

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