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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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mich, indem ich mir vornahm, am nächstenTag gleich wieder abzureisen. Die Situation war einfach zu verfahren.
    Die Zeit zog sich endlos in die Länge. Um vier Uhr immer noch keine Spur von Louis. Joan– so hieß sie– und ich saßen imWohnzimmer und machten höfliche Konversation. Die Regale an denWänden waren voller alter Bücher, und neue lagen aufTischen und Stühlen und dem Stutzflügel.Alles war bedeckt von einer feinen Staubschicht, was immer auf Geistesmenschen hinweist, und ich konnte nirgendwo einen Fernseher entdecken. Joan hatte ein kleines Elektrofeuer angemacht, das kaum wärmte.Wir trankenTee aus angeschlagenen Bechern, aßen selbst gebackene Kekse und plauderten absurderweise über unsere Enkel– von ihrerTochter hatte Joan drei. Ich wunderte mich, dass Louis seine Neffen nicht erwähnt hatte, was mein Unbehagen verstärkte.
    Die Ärmste versuchte, sich zuerst mit mir über einenArtikel in der Literaturbeilage der Times zu unterhalten und danach über das neue Buch von Steven Pinker.Als daraus nichts wurde, stellte sie mir Fragen zu den nahendenWahlen inAmerika und zur Bankenkrise.Als es keinen Zweifel mehr daran gab, dass ich im Gegensatz zu ihr (und vermutlich ihrem intellektuellen Freundeskreis) erheblich weniger über Literatur und Politik wusste (da ich meine politischen Informationen vor allem einer wenig zuverlässigen Quelle, dem » Hetzkurier « nämlich, entnehme), wandten wir uns Martha zu, Louis’ Patentante. Joan kannte sie seit ihrer gemeinsamen Schulzeit und berichtete über die Freundschaft. Danach geriet das Gespräch ins Stocken.
    In meiner Not gab ich meine neuesten Erkenntnisse zumThemaTolstoi zum Besten und landete zum Glück einenTreffer. Sie war ganz meiner Meinung.Total überschätzt. Gut.
    Schließlich erkundigte ich mich mutig nach ihrem Gesundheitszustand, womit wir uns zu meiner Erleichterung eine gute Stunde beschäftigen konnten– und es war auch recht interessant. Zwischendurch fragte sie nach der Baumaktion– offenbar hatte Louis ihr doch das eine oder andere über mich erzählt. Dann, umViertel nach fünf, hielt sie inne, warf einen Blick auf die Uhr und lehnte sich zurück.
    » Ach je, er braucht wirklich lange. Sie müssen ja denken, dass er schrecklich schlechte Manieren hat.Aber wissen Sie, er hat immer so vielArbeit, der arme Junge. Und dringendeTermine. Sie haben auch einen Sohn, oder? « Woraufhin wir über das komplizierteVerhältnis von Müttern und Söhnen plauderten. » Ich mache mir natürlich furchtbar Sorgen, weil Louis noch nicht verheiratet ist « , gestand Joan. » Das Problem ist, dass er sich ständig verliebt, der arme Junge. Er muss offenbar bloß irgendein Mädchen kennen lernen, dann will er sie heiraten, und bevor ich es überhaupt richtig verstanden habe, ist es wieder aus, und er stellt mir die nächste vor. Die Mädchen tun mir wirklich leid. Da gab es diese junge Frau aus Uganda, Masani– mein Mann und ich haben sie kennen gelernt und fanden sie ideal für Louis.Aber sie ging nach Kampala zurück. Louis hat Ihnen wahrscheinlich von ihr erzählt, oder? Er sagt, er muss immer noch an sie denken.Aber im Ernst, er muss jetzt bald heiraten, sonst findet er keine Frau mehr. Ich meine, er ist fast fünfzig… Junge Frauen wollen doch keinen Fünfzigjährigen heiraten.Was meinen Sie? Da übernimmt man zu vielVerantwortung. «
    Sie seufzte, beugte sich vor und lächelte mich vertraulich an. » Und deshalb ist es so schön, Sie kennen zu lernen, Marie! Zumindest scheint Louis in Ihnen eine wahre Freundin gefunden zu haben, eine Frau, die er achtet. Und das tut er wahrhaftig, glauben Sie mir. Ich hoffe so sehr, dass Sie ihn dazu überreden können, sich eine nette Frau zu suchen und eine Familie zu gründen und mit dieser ständigen albernenVerliebtheit aufzuhören. «
    Mir verschlug es die Sprache. Er achtet mich? Ich hatte ganz andere Gefühle vermutet!
    Zu meiner endlosen Erleichterung klingelte es in diesem Moment.Aber Louis gab mir nur einen flüchtigen Kuss, umarmte seine Mutter und sagte: » Tut mir leid, dass ich so spät komme. Bin aufgehalten worden.Aber schön, dass ihr euch schon miteinander bekanntgemacht habt! « Nach zehn Minuten bekam er eine SMS und sagte, er müsse leider noch arbeiten und ob wir ihn bitte entschuldigen könnten, und verschwand nach oben. Ich hätte am liebsten gesagt: » Nein, das tun wir nicht! Komm zurück, und unterhalte dich anständig mit uns.Wir haben lange genug gewartet!Wo bleiben deine Manieren? «

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