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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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bedroht waren! Ich war mir jedenfalls ziemlich sicher, dass es sich um ein Exemplar dieser Spezies handelte. Der Käfer war recht groß und hatte schwarze, glänzende Flügel und lange Fühler. Und er bewegte sich sehr schnell.Als er mich bemerkte, raste er quer durch die Küche und versuchte, sich in der Ritze zwischen Boden und Fußleiste zu verstecken.
    Da ich nun so ein bedrohtesWesen in meinem Haus gefunden hatte, verwandelte ich mich umgehend in eine Umweltaktivistin. Ich stülpte ein Glas über den Käfer, schob eine Postkarte darunter und schritt feierlich mit ihm in den Garten. Dort entließ ich ihn mit den weihevollenWorten: » Gott sei mit dir, kleiner Bursche. Mögest du wachsen und gedeihen und ebenso deine Kinder und deine Kindeskinder… « Es war furchtbar kalt draußen, und ich hoffte, dass er nicht erfrieren würde.
    Ich legte Michelle sogar eine Nachricht auf denTisch. » Falls du in der Küche einen Käfer sehen solltest, töte ihn bitte nicht. Er gehört zu einer BEDROHTEN ART « , schrieb ich auf einen kleinen rosa Klebezettel. » Espèces endangeres « , fügte ich noch hinzu, in der Hoffnung, dass das irgendeinen Sinn ergab. » Mais pas dangereux. «
    » Bist du wirkliesch siescher, es iest besondere Käffer? « , fragte Michelle, als ich sie nachmittags in der Küche vorfand, wo sie sich ein widerwärtiges Müsli mit Joghurt mixte und irgendein Biozeug namens Yakult dazu trank. Komischer Name. » Isch ’abe letzteWoche ein gesehn und wollte ihn tötten, aber er iest zum frigidaire gerannt. Iest wie böser Käffer, wir ’aben in Frankreisch, ein wie ’eißt– cancrelat. «
    » Ja, in Frankreich gibt es ihn ganz bestimmt « , sagte ich wissend. » Vermutlich sogar sehr zahlreich.Aber dort gibt es auch noch viel mehr wildeTiere als in England. Hier müssen wir sie schützen und können froh sein, wenn wir schwarze Käfer in der Küche haben.Vor allem gefährdeteArten. «
    Michelle blickte zweifelnd.
    » Du meinst wohl, es sei eine Kakerlake? « , sagte ich, als bei mir der Groschen fiel. » Das ist ausgeschlossen « , fügte ich dann entschieden hinzu. Kakerlaken hatte ich reichlich zu Gesicht bekommen, als Marion und ich nach unserem Schulabschluss eine Reise nach Marokko gemacht hatten. » Kakerlaken sind braun. «
    Ich erinnere mich nur zu gut, wie ich auf einem Klo inTanger neunundzwanzig von den grässlichenViechern gezählt hatte, die mich allesamt angrinsten und bedeutungsschwanger mit den Fühlern wackelten.
    Vielleicht stelle ich eine Untertasse mit Milch auf den Boden, falls der Käfer heuteAbend wiederkommt. Mit ein paar Chips. Da ich aber nicht genau wusste, was gefährdeteArten gerne essen, entschied ich mich gegen die Chips.
    Und ich werde die Küchentür schließen, für den Fall, dass Pouncer Gefallen an dem wuselndenWesen findet.Trotz seines beträchtlichenAlters ist für meinen Kater nämlich alles, was am Boden herumhuscht, nach wie vor unwiderstehlich.
    8. Februar
    Ich weiß, dass ich meineVorsatzliste erst vor ein paarWochen verfasst habe, aber ich habe das Gefühl, noch nicht genug davon geschafft zu haben. Die Zeit rast. Ganz ehrlich, es kommt mir vor, als sei in wenigenWochen wiederWeihnachten.Wie soll man nur so viel in dieTage packen? Ich habe nicht die geringsteAhnung. DieWoche ist im Nu um.
    Ich brauche wohl inzwischen für alles ein bisschen länger– aber doch nicht so lang, oder? MeineTage scheinen komplett angefüllt zu sein mit Instandhaltungsarbeiten. Instandhaltung ohne Ende. Zeitweilig muss ich mich selbst instand halten– Ärzte abklappern wegen diesem oder jenem, wie zum Beispiel einem sonderbaren Ekzem in der Kniekehle oder einem Blutbild, oder zum Optiker, weil ich eine neue Brille brauche. Ferner die ganzen Übungen, die man in unseremAlter machen muss, damit man nicht einesTages festgeklemmt ist wie so einTrommeläffchen. Ihr kennt diese Dinger. Sie funktionieren prima, und plötzlich bleiben sie mitten in der Bewegung stecken und rühren sich nicht mehr, auch wenn man sie bis zumAnschlag aufzieht oder sie an dieTischkante schlägt. Sitzen nur noch reglos da. So fühle ich mich jetzt immer morgens. Ich wünschte, ich könnte wie einAuto regelmäßig einen Ölwechsel bekommen, damit alles wie geschmiert läuft.
    Neulich sagte Gene zu mir: » Oma, gehst du so langsam dieTreppe rauf, weil du es toll findest? «
    Das hat offenbar damit zu tun, dass diese kleinen Polster zwischen den Gelenken dünn werden oder eintrocknen– ich stelle mir die immer vor

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