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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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wie diese indischen Radiergummis, die man ganz hinten in seiner Schublade findet.Als man sie reinlegte, waren sie fest und elastisch, aber wenn man sie Jahre später wiederfindet, sind sie trocken und gesprungen und steinhart.
    Überdies muss man sich um die Freunde kümmern. Sobald jemand zum Röntgen, zum CT oder zum Onkologen muss, renne ich zum Kalender und trage denTermin ein, damit ich gleich danach anrufen und mich erkundigen kann, wie es ihnen ergangen ist.
    Und damit nicht genug, muss man auch noch die Räume instand halten, in denen man lebt. Das ist in meinem Fall ein hundert Jahre altes Haus.Wenn nicht Dachziegel kaputtgehen, tropft derWasserhahn im Badezimmer, oder die Haustür klemmt plötzlich, weil sie sich durch Nässe verzogen hat.Wenn die Fenster nicht undicht sind, blättert irgendwo Farbe ab, und wenn nicht gerade der Duschkopf verkalkt ist, wölbt sich plötzlich das Linoleum in der Küche– was wiederum daraufhin hinweist, dass vielleicht die Spülmaschine leckt.
    Ich habe nicht die geringsteAhnung, wie berufstätige Menschen mit alldem fertigwerden. Und ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich es selbst geschafft habe, als ich noch den ganzenTag unterrichtete. Manchmal bin ich von früh bis spät nur damit beschäftigt, etwas zu reparieren, wegzuräumen, auszubessern, einzukaufen– Instandhaltung eben. Und wenn ich dann abends ins Bett falle, habe ich das Gefühl, absolut nichts geleistet zu haben, weil ich nur wie eine Irre durch die Gegend gerast und dabei genau da geblieben bin, wo ich vorher schon war.
    12. Februar
    Gestern bei Jack und Chrissie gewesen. Hatte Gene von der Schule abgeholt und auf ihn aufgepasst, damit Chrissie vor derAbreise noch wichtige Einkäufe erledigen konnte.Als sie zurückkam, kochte sieTee für mich. Sie war ganz rosa vor Kälte– der Februar ist wirklich ein gnadenloser Monat. Ich erneuerte inzwischen mein Make-up– ich versuche, immer so gut wie möglich auszusehen, ganz besonders aber in der Nähe der stets perfekten Chrissie. Dabei fiel mir der Lippenstift herunter, und Chrissie sagte zu Gene: » Heb ihn für Oma auf, damit sie sich nicht bücken muss! « Woraufhin mir plötzlich klar wurde, dass meine Schwiegertochter mich offenbar als viel weniger agil erlebt als ich mich selbst.
    Dann kam Jack von derArbeit, und sie redeten über ihrenAusflug zum Monument. » Du musst dir das wirklich mal ansehen, Mom, es ist echt interessant « , sagte Jack. » Da hat der große Stadtbrand angefangen. « Und Gene fügte hinzu: » Ja, und man muss ganz viele Stufen hochsteigen. « Und Chrissie ergänzte: » Man kann über ganz London schauen! « Dann wandte sich Jack zu Chrissie und fragte: » Vielleicht zu anstrengend für Mom? Diese vielen Stufen. « Das fand ich ziemlich absurd, aber Chrissie erwiderte: » Ach was, das schafft sie schon. «
    Das schafft sie schon! Das hat garantiert niemand über mich gesagt, als ich noch fünfzig war!
    All diese Erlebnisse werden mir natürlich fehlen, wenn die drei in New York sind. DieTreffen und die Nähe und die kleinen Irritationen undAhnungen undVerständigungen, aus denen Beziehungen bestehen.Wie soll ich ohne all das auskommen?
    Und nun habe ich nicht einmal mehrArchie an meiner Seite. Er benimmt sich einfach zu sonderbar. Morgen fahre ich zu ihm, und ich muss gestehen, dass ich mich eigentlich davor fürchte.
    16. Februar
    Komme gerade von meinem Besuch beiArchie zurück. Oje, weiß nicht, was ich tun soll. Ich mache mir solche Sorgen um ihn.Als ich auf sein Haus zufuhr, sah ich ihn auf einem seiner Steinlöwen sitzen. Im Schlafanzug, unrasiert und mit zerzausten Haaren. Und das mittags und bei Regen. Dann begrüßte er mich, als wäre ich die ganze Zeit schon da gewesen– er wirkte weder überrascht noch erfreut.
    Ich parkte denWagen, stieg schnell aus und ging zu ihm. » Na, mein Liebling. « Ich nahm ihn in dieArme und küsste ihn. » Wie geht’s dir? «
    » Ich hab den Hausschlüssel verloren « , antwortete er. » Heute Früh bin ich nach draußen gegangen, weil ich Philippa im Garten suchen wollte, und jetzt komme ich nicht mehr rein. Ich finde den Schlüssel einfach nicht mehr. «
    » Aber Philippa ist tot, mein Schatz! « , sagte ich.
    » Das weiß ich doch, Marie « , erwiderteArchie und musterte mich, als wäre ich verrückt geworden. » Was soll das denn, um Himmels willen! «
    » Du hast doch gesagt, du wolltest sie suchen! «
    » Hab ich nicht! Ich sagte, ich wollte nach Hardy suchen… meinem Hund,

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