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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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schlechtes Gewissen. » Sag ihr aber um Himmels willen nicht, dass ich ihr Geschenk schrecklich finde, ja? « , bat ich James. » Ich weiß ja, dass sie es gut meint. «
    » Keine Sorge. Das bleibt unser kleines Geheimnis « , beruhigte mich James.
    » Das ist das Gute am Älterwerden « , sagte Penny, als sie mit einer Flasche Rioja an denTisch zurückkehrte. » Man kann den Leuten alle Geheimnisse erzählen, und sie behalten sie für sich.Weil sie sich nämlich nicht mehr daran erinnern. «
    » Haha « , sagte James trocken.
    Später sangen wir ein paar Beatles-Songs, und dann torkelten James und ich glücklich und zufrieden nach Hause.
    Auweh. Sekt und Rotwein. Daumenhalten für morgen.

Februar
    3. Februar
    Jeden Morgen steige ich aus dem Bett, putze mir die Zähne, bewege meine eingerosteten Glieder dieTreppe hinunter und nehme mein Frühstück zu mir, was ausTee undToast mit Marmite besteht. Dann lege ich mich aufs Sofa, Pouncer platziert sich auf meinem Schoß und schnurrt, und ich lese Seite für Seite eine der übelsten und reißerischsten rechtslastigen Zeitungen in der Geschichte der Menschheit, die ich immer den » Hetzkurier « nenne. Ich habe ihn abonniert.Als Penny mich fragte, warum um alles in derWelt ich mir das antue, obwohl ich doch eher zu der Sorte gehöre, die den Guardian liest, hörte ich mich eine seltsameAntwort geben.
    » Es macht mich wach « , sagte ich. » Bringt mich in Schwung und stellt den Kontakt zurWelt her.Wenn ich diese haarsträubenden Schlagzeilen lese, schießt sofort dasAdrenalin ein wie unter einer eiskalten Dusche. Und wenn ich dummen Mist lese, wie zum Beispiel eine Schmähung von Schwangerschaftsabbrüchen, starte ich sofort im Kopf eine wilde Diskussion. Ist für mich eineArt Rebellion, so wie früher. «
    » Hm « , gab Penny nur skeptisch von sich. Sie lebt auch allein und ist mit dem Problem morgendlicher geistigerTrägheit vertraut. » Ich rufe meist jemanden an, um in die Gänge zu kommen.Aber ich würde deshalb nie auf die Idee kommen, eine schauerliche Zeitung zu lesen. «
    Die heutige Schlagzeile des » Hetzkurier « lautete: » GLOBALE ERWÄRMUNG OFFIZIELL BESTÄTIGT ! Hälfte der Menschheit wird 2050 hungern, sagen Wissenschaftler. «
    Das rüttelte mich schlagartig wach, kann ich euch sagen, obwohl ich von meinemTemazepam gesternAbend noch ziemlich benebelt war. Ich greife etwas zu schnell zu Schlafmitteln, fürchte ich, seit ich weiß, dass meine Familie das Land verlässt. Na ja, wen schert’s. Damit meine ich natürlich die Pillen, nicht meine Familie. Mit zwanzig würde ich mir Gedanken über dasRisiko machen– man möchte ja nicht den Rest seines Lebens abhängig sein.Aber mit fünfundsechzig? KeinThema mehr.
    Wo war ich?Ach ja. Der » Hetzkurier « .Weltuntergangsstimmung. Scheinbar werden wir alle zuTode brutzeln (letztes Jahr drohte der Kältetod– sie können sich wohl nicht entscheiden), und offenbar gibt es nur noch eine Hand voll Nashörner, und die Pandas wollen sich nicht paaren, und außerdem sind sämtliche wild lebendenTiere dabei, den Geist aufzugeben.Auf einer besonders gruseligen Seite waren alleArten abgebildet, die binnen einiger Monate vom Erdboden verschwunden sein werden, aber ich muss gestehen, dass mir keine davon fehlen würde.Vor allem dieser unerfreuliche schwarze Käfer kann mir gestohlen bleiben. (Mir fällt gerade auf, dass er wie eine Miniversion von meinem armen altenArchie im Lodenmantel aussieht.) Es ist doch höchst sonderbar, dass vor einhundert Jahren keiner dieseTiere kannte, und nun stimmen alle ein Geschrei an, weil sie aussterben.
    Als ich unlängst zu Penny sagte, mir sei das einerlei, rief sie aus: » Aber, Marie!Wie kannst du dir eineWelt ohne Nashörner vorstellen! Das sind doch so fantastischeTiere! «
    Offen gestanden dachte ich drei Sekunden lang, dass sich an meinem Leben ohne Nashörner nun wahrlich nichts ändern würde. Schließlich wimmelte es früher vor Dinosauriern, aber heutzutage scheinen wir auch ohne den Pterodactylus oder den Dodo prima zurechtzukommen. Gut, hätte es die Dinosaurier– oder » Dinos « , wie sie heute liebevoll genannt werden– niemals gegeben, würde Gene vieles an Spaß einbüßen, denn aus irgendeinem Grund lernen kleine Kinder in der Schule nur noch etwas über denTyrannosaurus Rex und den Diplodocus.Aber ich gehe jedeWette ein, dass die gute alte Penny alles andere als begeistert wäre, wenn plötzlich einTyrannosaurus Rex in Shepherd’s Bush auftauchen und in ihrem

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