Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
Garten die Bäume ausreißen oder gar sie selbst als Frühstück erwägen würde. Ich vermute mal, dann würde sie sich nicht mehr so schwärmerisch über » fantastischeTiere « auslassen.
In den letzten Jahren habe ich den » Hetzkurier « nicht so häufig gebraucht, um wach zu werden.Weil ich an dreiTagen dieWoche nebenArchie aufgewacht bin– entweder hier oder bei ihm. Und ich war trotz der Kälte in seinem Haus lieber bei ihm, weil Mrs Evans, seine Haushälterin, immer gut für uns sorgt und mindestens an einemAbend ein köstliches Mahl zubereitet. Und dann gibt es da auch noch das lodernde Kaminfeuer, die schöne Landschaft, die zauberhafte Bibliothek, in der es nach Staub und Büchern riecht, die behagliche Stimmung, die Hardy verbreitet, und natürlich dasAllerbeste: den liebenArchie selbst.
In letzter Zeit hatte er seineTage damit zugebracht, umherzustreifen und abgestorbene Bäume oder schadhafte Zäune zu betrachten, oder er hatte gelesen oder etwas am Computer gemacht.Abends nach dem Essen hatten wir gemütlich auf dem Sofa gesessen und einen alten Film angeschaut, den ich mitgebracht hatte, oder einfach ein bisschen geplaudert.
» Meinst du, wir hätten es so gut zusammen gehabt, wenn wir uns vor David und Philippa kennen gelernt hätten? « , fragte ich einesAbends in recht sentimentaler Stimmung. Ich betrachtete sein liebes altes, wettergegerbtes Gesicht und lächelte, als er ernst den Kopf schüttelte.
» Du wärst gewiss zauberhaft gewesen « , sagte er. » Fraglos.Aber ich… ich war so unreif! In unseren ersten Ehejahren haben Philippa und ich uns so oft gestritten. Erst später wurden wir ruhiger. Ich glaube, du und ich– wir hätten es nicht lange zusammen ausgehalten. Komisch, nicht « , er strich mir übers Haar, » wenn man bedenkt, dass wir jetzt zusammenpassen wie ein Paar alte Pantoffeln? «
» Also bitte! « , sagte ich. » Pantoffeln! Da fallen mir aber hübschereVergleiche ein! «
» Was denn? « , fragteArchie.
Doch tatsächlich fiel mir gar nichts ein. » Ich glaube, es verhält sich ganz anders.Als junge Frau war ich so neurotisch und überempfindlich und fühlte mich ständig gekränkt. Das ist ja jetzt noch schlimm genug, aber damals erst! Und du kamst mir immer so gelassen vor. Ich hätte dich bestimmt zum Irrsinn getrieben.Aber ich denke auch, dass wir es jetzt am besten zusammen haben. Nur schade, dass wir keine gemeinsame Geschichte hatten. «
» Da kommt es aber auf die Geschichte an « , erwiderteArchie und zog mich liebevoll an sich. » Ich finde jedenfalls alles wunderbar so wie es ist, mein Liebling. «
» Ich auch « , sagte ich.
Wir kuschelten einWeilchen, sammelten danach unsere Kleider ein, stellten die Schutzplatte vor das erlöschende Feuer, machten das Licht aus, schlossen Hardy in der Küche ein und wanderten ins Bett. Ich schmiegte mich anArchie, um ihn zu wärmen, und er hielt mich imArm und zog mit der anderen Hand die Bettdecke um mich, als wäre ich ein kleines Kind.
» Ich liebe dich « , sagte er.
» Und ich liebe dich « , erwiderte ich. » Und nur das Hier und Jetzt zählt. «
Aber all das scheint sich jetzt geändert zu haben.Was so traurig ist.
4. Februar
Seit mein lieber Freund Hughie gestorben ist, stehen James und ich uns sehr nah. » Ich bin deine Eskorte « , hat er mal gesagt. » Klingt etwas anrüchig « , habe ich erwidert.Aber es ist wahr.Wann immer ich einen Mann an meiner Seite brauche, ist James zur Stelle, und wann immer ich auf eine Leiter steigen muss, kommt er und hält sie fest. ( » Eines musst du mir versprechen, Mom « , sagte Jack, als er mitbekam, dass ich dieWeihnachtsdeko nicht nur imAlleingang aufgehängt, sondern auch ebenso wieder abgenommen hatte. Mit Leiter. » Ja? « , sagte ich und erwartete eine große Sache wie dasVersprechen, nie wieder zu heiraten oder ihm in meinemTestament mein gesamtes Hab und Gut zu vermachen. » Du bist jetzt fünfundsechzig. Steigst du bitte nie wieder auf eine Leiter, ohne dass sie von jemandem festgehalten wird? «)
Ich fand diese Bitte ziemlich rührend und habe es seither natürlich nicht mehr gemacht– also allein auf eine Leiter zu steigen. Und das ist eine weise Entscheidung, kann ich nur sagen. Die Hälfte meinerAltersgenossen beiderlei Geschlechts ist nur deshalb schon mal im Krankenhaus gelandet, weil sie von einer Leiter gefallen sind. Das ist richtig absurd. Kaum sind sie fünfundsechzig, meinen sie, unbedingt auf Leitern klettern zu müssen, und stürzen prompt
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