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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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ab.Allein im letzten Monat sind zwei meiner Freunde auf der obersten Sprosse einer Leiter insWanken geraten und heruntergefallen. Einfach so. Grundlos. Liegt vielleicht an der dünnen Luft da oben.
    Jedenfalls hatte James sich zum Kaffee angekündigt, um sich der Skype-Installation anzunehmen. Ich hatte es mir mit dem » Hetzkurier « gemütlich gemacht und kaum die Schlagzeile gelesen ( » IDIOTENSTAAT ! 80% aller Erwachsenen können GB nicht auf Landkarte finden « ), als es klingelte und James vor derTür stand. Zu früh.
    » Bevor wir mit dem Skype loslegen, möchte ich dich noch um einen Gefallen bitten « , sagte er, als ich denWasserkocher anstellte. » Du weißt doch, dass ich seit einiger Zeit diesen Malkurs besuche… «
    Er berichtete davon, während wir insWohnzimmer gingen und ich mich auf der Couch niederließ und die Füße wieder hochlegte.
    James erzählte, dass er nach HughiesTod irgendetwas tun musste und deshalb diesen Malkurs begonnen habe. Ich gab höfliche Laute von mir, denn für eine einstige Kunsterzieherin ist es immer etwas problematisch, wennAmateure berichten, dass sie mit dem Malen angefangen haben. Ich meine, das ist sehr anrührend und so, aber sie scheinen dann alle zu glauben, sie bräuchten bloß zum Bleistift oder zum Pinsel zu greifen, und– hopplahopp– wären sie Leonardo daVinci.Tatsächlich muss man aber jahrelang jedenTag üben, bevor man auch nur eine ersteAhnung vom Zeichnen oderAquarellieren bekommt. Deshalb zucke ich jedes Mal innerlich zusammen, wenn Bekannte im Ruhestand verkünden, sie seien » aufsAlter Maler geworden « . Das ist nämlich schlicht unmöglich. Und wenn sie mir dann ihre Bilder zeigen, wird es ganz schwierig. Ich bin eine miserable Lügnerin.Also, ich würde nie auf die Idee kommen, jemandem zu erzählen, ich hätte aufsAlter beschlossen, Pianistin zu werden.Vor allem nicht einer Person, die ihr Leben lang Klavier unterrichtet hat. Ich meine, ich könnte vielleicht mehr schlecht als recht ein Prélude von Chopin vortragen, aber damit hätte es sich dann wohl auch.
    Doch zurück zu James.
    » Ich habe beschlossen, ein paar Porträts zu malen, Süße « , sagte er.
    Mir schwante Übles, und ich versuchte, nicht so auszusehen wie beimAnblick des Ziegengeschenks, sondern unternahm einenVersuch zumThemenwechsel. » Das ist ja witzig « , sagte ich. » Ich habe auch gerade beschlossen, in diesem Jahr wieder mit Malen anzufangen. Nicht mich selbst natürlich « , fügte ich hinzu, » obwohl ich eine Generalüberholung schon gut gebrauchen könnte. Nein, ich dachte an Landschaften. Du weißt, das fand ich immer schon schön. «
    Doch derVersuch scheiterte auf ganzer Linie.
    » Und ich habe mich gefragt, ob du mir vielleicht Modell sitzen würdest? « , fuhr James fort, als hätte er mich gar nicht gehört. » Ich würde zu gern, nun ja, deinen Geist erfassen. «
    » Was soll das heißen? « , fragte ich argwöhnisch. » Ich hoffe doch sehr, dass ich noch wie ich selbst aussehe. « In dieser Hinsicht bin ich furchtbar verschroben. Ich möchte, dass Dinge dem gleichen, was sie sind, und fürchtete mich vor James’ Interpretation meines » Geistes « .Andererseits konnte ich einem nützlichen Skype-Einrichter und Leiterhalter schlecht diesenWunsch versagen.
    » Ich sage dir Bescheid, wenn ich das Konzept durchdacht habe « , sagte James.
    Als er sich meinen Computer vornahm, musste er leider feststellen, dass der Internetzugang aus irgendeinem Grund nicht funktionierte, weshalb wir das Ganze vorerst vertagen mussten.
    » Ach, übrigens « , sagte James noch, bevor er aufbrach, » wir müssen uns unbedingt Bittere Quitten, vergiftete Seelen anschauen! Das ist dieser neue schwedische Film, den alle so herausragend finden! Er hat überall fünf Sterne bekommen. «
    6. Februar
    Habe ein paar sehr schöne Stunden damit verbracht, Leinwände herauszukramen, Farben und Pinsel zu sortieren und eine tragbare Staffelei abzustauben, die ich manchmal zu meinen Besuchen beiArchie mitgenommen hatte. Ein paar von meinen Bildern von früher sind gar nicht so schlecht, auch wenn ich das selbst sage.Wahrscheinlich bin ich ein bisschen aus der Übung, aber das Ganze hat total Spaß gemacht, und ich kann es kaum erwarten, wieder anzufangen.
    Als ich heute Früh in die Küche tappte, um die Spülmaschine einzuräumen– auf meine ganz spezielleArt, mit den Messerklingen nach unten–, entdeckte ich doch wahrhaftig einen dieser Käfer, die laut dem » Hetzkurier « vomAussterben

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