Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
es sich um eine bedrohteArt handelt, Madam « , sagte der Mann dann diplomatisch. » Aber da sie in Ihrer Küche sind und nur nachts auftauchen, ist das sehr unwahrscheinlich. Das klingt mir eher nach orientalischen… «
Ich warf aufgeregt ein: » Orientalische Käfer! Die sind doch bestimmt besonders rar! «
» Nein, Madam, nicht orientalische Käfer, sondern orientalische Schaben. Die schwarzen. Ich schicke Ihnen morgen jemanden vorbei. «
Großer Gott! MeineWelt brach in Stücke! Mein Haus hatte sich plötzlich in einenTierfilm verwandelt. Ich sah förmlich überall Kakerlaken: in meinemWohnzimmer, auf dem Klositz, in meinem Bett, in meinem BH .
Ich rief meine polnische Nachbarin an und fragte, ob sie auch welche habe, und sie antwortete zögerlich, ja, sie habe sie zuerst für Ohrwürmer gehalten, dann aber festgestellt, dass es sich um Schaben handelte.
» Sind Ihre auch groß, schwarz und glänzend? « , fragte ich.
» Nein, klein und braun « , antwortete sie. » Deutsche Schaben. «
Herr im Himmel!Als ich die Nachbarn auf der anderen Seite fragte, erfuhr ich, dass sie auch deutsche Schaben hatten. Klein und braun! Meine, Gott behüte, sind nicht nur schwarz, sondern auch so groß wie Shetland-Ponys. Ich wage kaum, es Michelle zu sagen.
19. März
Heute tauchte ein Mann mit Maske und Spraydosen auf und sagte, ich solle nach seinemAufenthalt hier zwei Stunden lang dem Haus fernbleiben.
Er erklärte mir, dass Kakerlaken entfernteVerwandte von Hummern sind. Sie legen Hunderte von Eiern auf einmal und schreien, wenn man auf sie tritt. Offenbar sind sie auch die einzigen Lebewesen, die einenAtomschlag überleben können. In den Staaten, berichtete er, entledigte man sich derViecher mittels sogenannter » roach motels « – Fallen in kleinen Schachteln, auf denen eine freche Kakerlake mit Zylinder und Zigarre verkündet, dass Schaben hier ein-, aber nicht mehr auschecken können.
Er verlangte so viel Geld, dass ich nun tatsächlich den Caulfield verkaufen muss, wenn ich mich liften lassen will.Aber wenigstens habe ich jetzt kein Ungeziefer mehr im Haus. Es ist mir so entsetzlich peinlich, dass ich diese Biester doch wahrhaftig am Leben erhalten wollte.
20. März
HabeArchie alle zweiTage angerufen, um zu hören, wie es ihm geht– Sylvie wollte ich vorerst nicht mehr anrufen–, und in einem Gespräch gab er zu, dass Sylvie mit ihm zur Ärztin gehen wollte, aber er habe das abgelehnt.
» Mir fehlt ja nichts.Wieso soll ich zumArzt? «
Oje! Na, wenigstens hatte sie es versucht.
UndArchie sagte übrigens auch » Arzt « .Also nicht nur mein Problem.
Als ich fragte, ob ich ihn mal besuchen solle, sagte er, Philippa habe mehrere Freunde eingeladen, und es sei vielleicht kein Zimmer mehr frei. Da ich ihn nicht schon wieder darauf hinweisen wollte, dass Philippa schon seit Jahren tot ist, blieb ich stumm. Ich muss wohl jetzt täglich anrufen, um zu hören, ob er nicht gestürzt ist oder so.
Ich mache mir solche Sorgen um ihn. Der einstmals kleine Sorgenteil meines Gehirns füllt jetzt alles aus.Wenn ich mir gerade keine Sorgen wegenArchie mache, dann sorge ich mich um Jack und seine Familie. Sobald ich mich nicht mehr um sie sorge, denke ich besorgt an den geplanten Hotelbau… die Schaben… den Umzug meiner Nachbarin… das Facelifting.
Apropos: Ich weiß zwar, dass Marion gar nichts von Schönheits- OP s hält, aber eine Freundin von ihr hat sich liften lassen, und das ist sehr gut geworden. Deshalb rief ich Marion an, um mir den Namen desArztes geben zu lassen.
Sie war entsetzt, als ich ihr von meinen Plänen berichtete. » Aber du wirst schrecklich aussehen, und ich werde dich nicht wiedererkennen! « , rief sie aus. » Dein Gesicht wird ausdruckslos sein, und du wirst keine Ähnlichkeit mehr haben mit meiner Freundin! Ich werde nicht mehr wissen, ob du lachst oder ob dein Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze erstarrt ist! « (So wie in dem Moment, als ich dein abscheuliches Ziegengeschenk gesehen habe, dachte ich erbost.) » Du siehst doch prima aus! Tu es nicht! «
Wirklich komisch, wie alle meine Freundinnen gegen Lifting sind, und alle Heteromänner verkünden, das sei gar keine gute Idee, weil sie damit zeigen wollen, dass sie mehr an der inneren Schönheit interessiert sind. Die meisten Heteromänner sind jaohnehin unfassbar zimperlich, was Ärzte angeht. Die wollensich nicht mal Hustenbonbons verschreiben lassen, geschweige denn freiwillig einer Operation unterziehen. Die Einzigen, die
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