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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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    Doch, das fand ich halbwegs witzig.
    7. März
    Gerade mit Pouncer draußen im Garten gewesen. Es war erstaunlich warm, und ich stellte zu meiner Freude fest, dass im hinterenTeil schon Primeln und ein paar frühe Narzissen blühten.Weiß der Himmel, wann ich die gesät habe.Vermutlich war das diese ulkige Samenmischung, die Penny letztes Jahr bei einer Pflanzenbestellung gratis bekommen und mir geschenkt hatte. Ein paar Krokusse waren da auch noch, und das Ganze sah sehr frühlingshaft aus.
    Da kam mir eine Idee. Ich würde ein Jahr lang jeden Monat ein Bild von meinem Garten malen. Der David Hockney von Shepherd’s Bush werden.
    Pouncer wirkte ebenfalls sehr besinnlich.Vermutlich sinnierte er überVögel. Dann hörte ich jemanden rufen, und als ich mich einigermaßen genervt umsah, entdeckte ich meine polnische Nachbarin, MrsVladek, an der Mauer. Sie ist an die neunzig undWitwe und muss in ihrem Garten immer sehr vorsichtig gehen, weil sie dort überall Brennholz hortet– eine alte Gewohnheit aus Kriegszeiten.
    » Will Ihnen sagen, verkaufe ich Haus « , verkündete sie.
    » Was! « , sagte ich.Aus irgendeinem Grund hatte ich geglaubt, dass sie für immer und ewig dort wohnen würde. » Aber warum denn? « Einen Moment lang bildete ich mir ein, dass sie irgendwieWind von meinem scheußlichenTraum bekommen und beschlossen hatte, nicht mehr neben so einer verabscheuungswürdigen, verlogenen Nachbarin leben zu wollen.
    » Werde ich wohnen bei meiner Schwester in Polen « , sagte sie. » Und habe ichAngebot für Haus.Von sehr nette Leute.Amerikaner.Anwalt, sehr dick. « Ich sah unwillkürlich einen absurd fetten Juristen vor mir, der wie sein Flügel mit einem Kran durchs Fenster des Hauses gehievt werden musste. » Haben Plan für Haus. Gehe ich nächste Monat.Werde sein traurig. «
    Als ich das hörte, wurde ich auch irgendwie traurig.Vor allem, weil ich mich nie ausführlicher mit der alten Dame unterhalten hatte. Der Krieg muss schlimm gewesen sein für sie, denn sie sammelte nach wie vor jedenTag Holz zum Heizen. Einmal, während des schlimmsten Sturms der jüngeren Geschichte, bei dem einViertel der Londoner Bäume umgerissen wurde, blickte ich um drei Uhr nachts aus dem Schlafzimmerfenster und sah MrsVladek, wie sie mit einer Plane auf dem Dach kämpfte– eine winzige, gebückte Gestalt, die mutig dem Sturm trotzte und sich an den Kamin klammerte, um die flatternde Plane zu befestigen.
    Nachdem ich mit Mühe das Fenster geöffnet hatte, winkte und schrie ich, bis sie mich bemerkte.
    » Gehen Sie rein! « , brüllte ich. » Das ist zu gefährlich! «
    Aber sie verstand keinWort, und als ich das nächste Mal rausschaute, war sie doch wahrhaftig immer noch damit beschäftigt, die Plane festzunageln, während der Sturm sie umtoste und Blätter, Äste undVögel an ihr vorbeisausten. Ich schloss das Fenster wieder, kroch ins Bett, zog mir die Decke über den Kopf und betete.
    Ich frage mich manchmal, ob meine Generation nicht ziemlich verweichlicht ist. Sicher, wir haben die Sechziger durchgestanden, die wegen der sozialen Umbrüche äußerst anstrengend waren.Aber diese zähen alten Hennen, die den Krieg überlebt haben!Was die wohl durchlitten haben! Die Männer waren im Krieg, und zuhause oblag alles den Frauen– nach Bombenangriffen die Straßen freiräumen, aus Unkraut Suppe kochen und aus altenTeppichen Pullover nähen, weil es keine Kohle zum Heizen gab.
    Wir sind eine verwöhnte Generation.
    Doch offen gestanden: Nach dieser Nachricht kam es mir vor, als wäre ich selbst MrsVladek, die mitten in der Nacht ihr Dach reparierte– als würde ich verzweifelt versuchen, so etwas wie eine seelische Plane auf meinen Gefühlen zu befestigen. Das hat mit dem Umzug von Jack und seiner Familie zu tun, ich weiß.Wenn man jünger ist, kommt man mitVeränderungen besser zurecht. Heutzutage gerät meineWelt schon aus den Fugen, wenn der Schlachter um die Ecke zweiWochen Urlaub hat und ich stattdessen von seinerTochter bedient werde. Es ist erbärmlich. Natürlich bemühe ich mich, mir das nicht anmerken zu lassen.
    10. März
    Das war der grauenhaftesteVormittag meines ganzen Lebens. Hatte gebadet, mich frisiert und geschminkt und war im Garten, um Skizzen für das erste Gartenbild zu machen. Es war wieder kalt draußen, und als ich hereinkam, setzte ich mich an den Computer. Hatte schon Hunderte vonWortenTagebuch geschrieben, als ich versehentlich an irgendeineTaste kam und der Bildschirm schwarz wurde. Der Computer

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