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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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befestigt, die Blut zu enthalten schienen.
    Kein erquicklicherAnblick.
    Ich fragte mich ernsthaft, was ich hier zu suchen hatte.Wollte ich mich wirklich und wahrhaftig liften lassen?
    Als Mr Mantovani mich in sein Sprechzimmer bat, sah ich aufAnhieb, dass ich es mit einem alten Schleimer zu tun hatte. Sein Gesicht war so orange wie Pökelfleisch, und seine Haut war so extrem gestrafft, dass er gespenstisch alterslos wirkte. Ich dachte sofort: Ich gehe auf keinen Fall zu dem, der ihn operiert hat. Oder hatte er es womöglich selbst gemacht?Wohl eher nicht. Er hatte silbrige Haarbüschel an den Schläfen und trug einen exzellent sitzendenAnzug und eine leuchtend gelbe Seidenfliege. (Weshalb sind eigentlich alle Privatärzte– vor allem Chirurgen– nicht nur gleich groß, sondern tragen auch noch alberne Fliegen? Ich habe sogar schon welche gesehen, deren maßgeschneiderteAnzüge mit roter Seide gefüttert waren.Wollen sie mit diesemAufzug demonstrieren, wie viel Geld sie verdienen? Oder wollen sie alle insgeheim als Clowns im Zirkus auftreten? Es könnte natürlich sein– fällt mir gerade auf–, dass Krawatten beim Operieren ins Blut und die Leber und Nieren und was noch alles hängen würden.WenigVertrauen erweckend.Aber dieVorstellung, von einem clownesken Mann mit lächerlicher Fliege operiert zu werden, ist auch nicht gerade verlockend.)
    Mr Mantovani führte mich zu einem riesigen Stuhl und ließ sich dann hinter einem gigantischen Schreibtisch nieder.Vielleicht wollte er mit diesem grotesken Mobiliar dafür sorgen, dass sich die Patienten noch kleiner fühlen als ohnehin schon.Auf demTisch standen teurer Schnickschnack und Kristallkram herum– vermutlich Geschenke von dankbaren Patienten.
    » Was kann ich für Sie tun, Marie? « , fragte er vorsichtig.Wahrscheinlich war ihm sofort aufgefallen, dass ich nicht reich aussah. (Jedenfalls hatte meine recht abgetragene Jacke kein rotes Seidenfutter.) Und daran konnte leider keine Operation etwas ändern.
    » Ich überlege mir, meineAugen richten zu lassen, Mr Mantovani « , sagte ich und hoffte, dass mein förmlicherTonfall ihn künftig abhalten würde, mich mitVornamen anzusprechen. Ich erwähnte erst einmal nur dieAugen, weil ich plötzlich dachte, damit käme ich vielleicht billiger weg.
    Mr Mantovani sprang umgehend auf, ließ sich mir gegenüber nieder und begann, mit sonderbaren Metallgerätschaften, die mich an unserWerkzeug in der Kunstakademie erinnerten, in meinem Gesicht herumzufummeln und Maß zu nehmen. Nach ein paar Minuten äußerte er: » Ich kann gut verstehen, dass Sie etwas an IhrenAugen ändern wollen!Aber ich denke, wir sollten ein vollständiges Facelifting in Erwägung ziehen. Dann könnten wir auch den Hals straffen…Wir wollen doch nicht so jung und schön aussehen– oder noch jünger und noch schöner– und dann so was hier haben. « Er zupfte mit einer Zange an der schlaffen Haut an meinem Hals herum. » Und gleichzeitig könnte man auch eine Brustreduktion vornehmen… «
    » An meinen Brüsten ist nichts auszusetzen « , erwiderte ich empört.
    » Keineswegs! « , sagte er hastig. » Ich dachte nur, falls Sie sich nicht wohl damit fühlen. Nein, Sie haben wirklich eine sehr gute Figur für eine Frau IhresAlters, wenn ich das mal so sagen darf. Da würde sich so ein Eingriff schon lohnen. «
    Bei derVokabel » lohnen « kam ich schlagartig auf die Idee, mich nach dem Preis zu erkundigen. » Was würde es denn kosten? « , fragte ich.
    Stellte sich heraus, dass er dieAbsicht hatte, mir für alles zusammen achttausend Pfund zu berappen. Ich sagte, ich würde es mir überlegen, und suchte dasWeite. Dann wurde mir klar, dass ich schon für dieses Gespräch zweihundert Pfund bezahlen musste. Heiliger Strohsack. Bin mir nicht sicher, ob ich mich darauf einlassen sollte. Ich werde mir erst mal den anderen anschauen.
    30. März
    Gene hat hier übernachtet.Wir hatten viel Spaß zusammen– machten Blätterdrucke, bastelten ein Daumenkino, backten Rosinenbrot. Dann erinnerte ich mich an Jacks alte Formen zum Gießen von Bleisoldaten, und es war ein wunderbar gefährlichesAbenteuer, im Garten auf einem Gaskocher Blei zu schmelzen und damit an die zwanzig giftige kleineWachtposten herzustellen.
    Gegen acht ging Gene schlafen. Er übernachtet immer auf dem Klappbett in meinemArbeitszimmer. Es ist ein bisschen zugestellt, aber Gene gefällt es da, und es stört ihn auch nicht, zwischen Stapeln von Büchern über Donatello und Gläsern voller

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