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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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für jede halbwegs vernünftige Oma, aber nun ja. Ich sprach ein paarWorte mit Chrissie, die meinte, es sei alles unfassbar toll hier bis auf dieTatsache, dass die Regulierung derAircondition in ihrerWohnung nicht funktioniere und es eisig kalt sei. Dann kam Gene ins Bild.
    Einen Moment lang stockte mir das Herz. Sein loser Schneidezahn war jetzt ausgefallen, und er sah auch durch die Kamera etwas verquollen aus, gar nicht wie Gene.Vermutlich galt das für mich ebenfalls. Bei mir liegt es allerdings nicht an Skype.
    » Hallo, Oma! « Er blickte erstaunt und erfreut, weil er mich wirklich sehen konnte. » Wie geht’s dir? «
    » Wie geht es dir? « , antwortete ich. » Wie ist es inAmerika? «
    » Schau mal, ich hab meinen Zahn verloren! « Er zog seine Oberlippe nach oben, woraufhin er noch entstellter aussah.
    » Na so was! « , sagte ich. » War die Zahnfee denn da? «
    » Ja, ich hab einen… einen Dollar gekriegt! «
    » Aber wie ist es denn nun in New York? « , hakte ich nach.
    » Es ist ganz toll, Oma! Ich finde es prima hier! «
    Seine Begeisterung rührte mich. Zu den Freuden des Älterwerdens gehört dieAbgeklärtheit.Aber sie ist zugleich auch ein Problem. Na und, ein schickesApartment mit Flussblick in New York, was soll’s, denkt man sich, weil man so etwas schon oft in Filmen gesehen hat. Einmal habe ich bei meinen USA -Reisen auch selbst in so einerWohnung gewohnt und weiß, dass man darin nicht glücklicher wird. Das scheint nur anfänglich so. Doch für Gene war das eine Offenbarung. Ich würde um keinen Preis in einer Filmkulisse leben wollen, aber er fand das vermutlich wahnsinnig spannend.
    » Wie ist denn dasWetter bei euch? « , erkundigte ich mich. Nicht zu glauben, dass ich diesem kleinen Jungen so eine langweilige Frage stellte.Aber Skype verleitet einen zu solchen Fragen.
    » Draußen ist es schön, aber hier eisekalt! « , antwortete er. » Du musst mir einen Pulli stricken, Oma! «
    Einen Pulli stricken? Nach diesen komplizierten Babysöckchen, die ich schon für ihn fabriziert hatte?Wie ich schon sagte: Meine Strickphase ist ein für alle Mal vorbei. Ich würde mich niemals an so ein Riesenprojekt wie einen Pulli wagen.Vor allem, weil Gene jetzt schon so groß ist. Bis ich das Ding fertig hätte, wäre er ein Mann.
    » Na, ich schau mal « , sagte ich ausweichend, weil mir wieder einfiel, wie schrecklich ich es als Kind fand, wenn meine Mutter einfach Nein zu mir sagte. FurchtbareAussage. » Ich schau mal. «
    Und dann bekam ich plötzlich wahnsinnige Lust zu stricken. Für Gene einen Pulli zu machen wäre eine wunderbareArt, ihm nahe zu sein. Und ich könnte ihm mit Skype meine Fortschritte zeigen.
    Leider kann man sich mit einem Fünfjährigen nicht so unterhalten wie mit Erwachsenen. Kinder führen keine richtigen Gespräche.Auch wenn man fragt: » Und was hast du heute so gemacht? « , bekommt man nicht viel zurAntwort. Kinder erkundigen sich auch nicht nach anderen.Wäre Gene bei mir gewesen, hätten wir Grimassen geschnitten oder aus Karton einen Roboter gebaut oder gemeinsam ein Buch gelesen oder das Elefantenspiel gespielt. Konversation macht man auf Cocktailpartys, nicht mit seinem Enkel. Und außerdem habe ichAngst, dass Gene mich nicht mehr erkennen wird, wenn wir uns wiedersehen.
    Ach, nun reicht’s aber, Marie. Hör auf, dich in Selbstmitleid zu suhlen, du dämlicheTrine. Natürlich wird er dich wiedererkennen!
    (Aber nicht, wenn das Lifting erfolgreich ist.)
    Oh, nun halt bloß die Klappe, du Spinnerin!
    8. Mai
    Gerade hat Mr Parsons Sekretärin angerufen und mir mitgeteilt, dass sie meinenTermin auf nächsten Monat vorverlegen können.Vermutlich hat eine andereAnwärterin nun endgültig die Panik bekommen und dasWeite gesucht. Ich sagte, ich sei nicht sicher, ob dieAuktion meiner Gemälde, mit der ich das Lifting finanzieren wolle, bis dahin schon stattgefunden habe, weshalb ich eventuell die Rechnung nicht aufAnhieb bezahlen könne.Sie meinte, das sei kein Problem, sie hättenVertrauen zu mir.Wirklich nett.Aber wer würde auch schon einer pensionierten Kunstlehrerin misstrauen?Wir sind nicht gerade als Großgauner bekannt.
    Doch dann bekam ich es wieder mit derAngst zu tun, weil derTermin plötzlich so nah war, und rief James an. Der kreischte nur: » Mach es, Schätzchen! « Das war keine echte Hilfe.
    » Ich denke, du solltest mit deinem Porträt noch warten « , sagte ich, dankbar, dieseTortur noch eineWeile aufschieben zu können. » Sonst musst du später die

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