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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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er in diesem Moment ja seinen ersten echt amerikanischen Hamburger? Und seine ersten » Fritten « ? Ich bin vollkommen hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung, dass die drei alles an dieser vermaledeiten Stadt abscheulich finden, und der Hoffnung, dass sie dort sehr glücklich werden.
    6. Mai
    Heute Früh begrüßte mich der » Hetzkurier « mit denWorten: » TV - STAR ANNIE NOONA WIEDER IM ENTZUG ! « Da ich noch nie vonAnnie Noona gehört hatte und keineAhnung habe, wer sie ist, fehlte der gewünschte Effekt dieser Meldung. Ich war deshalb gezwungen, die Zeitung vomVortag noch einmal rauszukramen. » KEINE FISCHE MEHR IN DEN OZEANEN ! « Das brachte mich angemessen in Fahrt.
    Habe die mysteriöseAnnie Noona gegoogelt und dabei erfahren, dass sie ein Superstar ist und regelmäßig bewusstlos in ihrem prachtvollen New YorkerApartment gefunden wird. Sie hat sich also wohl mal wieder zu viele Drogen einverleibt.
    Komisch, wie die Leute heutzutage aus schwindelnden Höhen des Ruhms herabstürzen, bevor man überhaupt gemerkt hat, dass sie dort oben gelandet sind.
    Später
    HeuteAbend hat Jack mich mit Skype angerufen. Für ihn in den Staaten war natürlich erst Nachmittag. Das Gespräch war nicht sehr befriedigend. Keine Spur von Nähegefühl. Zuerst war er zu nah an der Kamera, so dass ich wie in einemAlbtraum nur seinen riesigen Mund sah, der » Hallo, Mom! « sagte. Beim O in Mom kam es mir vor, als würde er mich gleich verschlingen.
    Es gelang uns, das zu ändern, aber dann stellte sich heraus, dass er von mir lediglich dieArmlehne des Sessels sehen konnte, auf dem ich saß.Was auch nicht ideal war.
    Zuletzt schafften wir es, uns einigermaßen naturgetreu zu erblicken.Aber es war so seltsam! Gar nicht wie bei einem echten Gespräch, sondern als würde man Fernsehen schauen. Ich finde es nicht mal so persönlich wie einTelefongespräch, bei dem man sich dem anderen Menschen sehr nahe fühlen kann, wenn man sich etwas ins Ohr raunt. Und man wird auch nicht wirklich angeschaut. Das Gegenüber blickt so eifrig auf das Bild auf dem Monitor, dass man sich vorkommt, als unterhielte man sich bei einer Cocktailparty mit jemandem, der ständig an einem vorbeiguckt, um interessantere Leute zu entdecken.
    Ab und an funktionierte auch die Übertragung nicht, und dann flackerte das Bild auf dem Monitor, und ich sah eine Masse von Jack-artigen Pixeln, bis der Computer offenbar gehustet hatte, den Frosch im Hals losgeworden war und sich wieder berappelt hatte.
    Skype ist nicht so toll, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich kann meine Familie nicht berühren, nicht riechen, kann Chrissie nicht zur Begrüßung umarmen oder Jack mütterlich durch die Haare wuscheln (obwohl er ohnehin immer zusammenzuckt, wenn ich das mache, da muss man als Mutter vorsichtig sein). Und ich werde auch nie Gene auf meinen Knien spüren, wenn wir uns zusammen Tom und Jerry ansehen und uns kaputtlachen, weil Jerry vom Bügeleisen platt gemacht und auf eineWäscheleine gehängt wurde. Skype ist zwar schon besser als nichts.Aber auch keinVergleich mit dem echten Leben.
    Als Jack und ich dann endlich damit zurechtkamen, erfuhr ich, dass die drei alles ziemlich prima fanden– was mich furchtbar enttäuschte, denn ich hatte wohl gehofft, sie würden nach dem ersten Blick auf die USA entsetzt wieder nach Hause fliegen.Aber ich hörte mich schlimme Lügen äußern wie: » Ich freue mich ja so, dass alles gut ist! « Insgeheim wünschte ich mir, sie würden sagen, es gebe in allen ZimmernWanzen (was bestimmt in New York so ist), sie würden sich halb kaputtfrieren– oder halb zuTode schwitzen– und dieAmerikaner seien schroff und abweisend. Doch nichts dergleichen wurde erwähnt.
    Da Chrissie diesen Superjob bei einer Kosmetik- und Schönheitsfirma hat, bekommen sie nicht nur irgendeine sonderbare Privatschule für Gene bezahlt, sondern wohnen auch in einem hyperedlen » Apartment « , wie Jack sagt, mit Blick auf den Hudson und einer Küche mit Frühstücksbar. (Eine Bar zum Frühstücken? Ich schaffe es ja kaum, morgens bei der Lektüre des » Hetzkurier « Tee undToast liegend auf der Couch einzunehmen.Auf einem zierlichen Hocker zu balancieren wie eine Nachtclubsängerin käme ganz und gar nicht infrage.) Ferner gab es ein gigantisches weißes Ledersofa, und alles sah ziemlich abscheulich aus (Jack zeigte mir das Zimmer, indem er die Kamera drehte); vermutlich genau dieArt von Räumen, in denenAnnie Noona wieder mal kollabiert ist. Nicht das Richtige

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