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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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ganzen Falten wieder übermalen.Tut mir leid. «
    Mit Penny zu reden war auch alles andere als hilfreich. Sie meinte, ich solle das bloß bleiben lassen, so viel Eitelkeit sei überflüssig und ich sähe doch gut aus.Außerdem würde ich ihr damit Stress machen, weil sie sich dann allein mit der Bürgerinitiative herumschlagen müsse, während ich mich von der OP erholte, und da hätte sie nun überhaupt keine Lust drauf. Und wenn ich Geld übrig hätte, sollte ich das nicht ohnehin lieber meinen rumänischenWaisenkindern spenden? Sonst würde ich doch auch dauernd von denen reden.
    Als James später noch einmal anrief und ich ihm Pennys Reaktion schilderte, sagte er: » Wieso solltest du so viel Geld denWaisenkindern spenden? Gönn dir doch ausnahmsweise mal selbst was, Schätzchen. «
    Aber ich gehöre nun mal nicht zu der Gönn-dir-was-Generation. Uns hat man nicht beigebracht, dass wir gut zu uns selbst sein sollen. Sondern dass wir uns alles versagen und stattdessen denArmen spenden sollen. Meine Großmutter blickte sogar missbilligend, wenn ich ein bisschen Speckfett auf demTeller zurückließ, und sagte: » Denk an die hungernden Kinder in Indien. « Ich weiß noch, wie ich dann an die dachte und mir wünschte, ich könnte ihnen irgendwie das Speckfett zuschicken.Aber ich half ihnen bestimmt nicht, indem ich es selbst aufaß.Weshalb ich mich dann einfach nur schlecht fühlte.
    14. Mai
    Musste heute in Jacks Haus nachsehen, ob für potenzielle Mieter alles picobello ist. Ich hatte das versprochen, litt aber schon bei derVorstellung, dass niemand zuhause sein würde. Brixton, wo sie wohnen, war mir immer lebhaft und fröhlich erschienen, ein bunter Mix aus Menschen aus aller Herren Länder. Jetzt kam es mir düster und bedrohlich vor, und in jedem ausgebranntenAuto am Straßenrand schienen Gefahren zu lauern.Als ich dann die Haustür aufschloss, tat mir das Herz weh, weil mir erst richtig klar wurde, dass Gene jetzt nicht dieTreppe heruntergerannt kommen würde, um mich zu begrüßen.
    Sie haben das Haus in ziemlich perfektem Zustand hinterlassen, muss ich sagen. Unter der Couch fand ich einen Legostein, was sich anfühlte wie ein Schlag in die Magengrube.Aber ansonsten hatte Chrissie ganzeArbeit geleistet. Ich wünschte fast, ich könnte selbst dort wohnen– aber andererseits wollte ich nicht mit diesen ganzen Erinnerungen leben.
    Konnte es wirklich wahr sein, dass sie nicht mehr hier waren? Ich sah nach, ob sie auch die CD s aus derAnlage genommen hatten, und stellte fest, dass Pu der Bär noch drinlag. Dann goss ich die Blumen und überlegte, ob ich auch in Genes Zimmer gehen sollte, doch das brachte ich nicht übers Herz. Schließlich gab ich einfach die Schlüssel bei der Maklerfirma ab und sagte, soweit ich sehen konnte, sei alles in bester Ordnung, und das Haus sei ab sofort vorzeigbar.
    16. Mai
    Die Makler haben angerufen und gesagt, heute würden sich drei Interessenten das Haus anschauen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass nun andere Menschen dort wohnen sollen. In der Küche habe ich mit Gene gesessen, als er ein Baby war, und ihm Brei gefüttert, den Chrissie für ihn gekocht hatte.Wenn er nicht essen wollte, habe ich gespielt, der Löffel wäre ein Flugzeug, das in seinen Mund fliegen wollte. Und wenn er dann lachte, habe ich ihm schnell ein bisschen Karottenmus in den Mund gestopft.
    An diesem Ort würde nun künftig ein gruseliger Jung-Banker für sich und seine langbeinige Sekretärin ein » Dinner für zwei « in der Mikrowelle wärmen, und danach würden sich die beiden unter einem neu installierten Plasmabildschirm in Genes Zimmer die Seele aus dem Leib vögeln.
    Igittigitt.
    18. Mai
    Heute vermeldet der » Hetzkurier « : » GESELLSCHAFT KAPUTT ! Sozialarbeiter sagen komplette Auflösung des Familienlebens voraus. Nur einer von 5 kann mit Messer und Gabel essen und nur einer von 20 Wasser kochen. 90 % aller Kinder kennen ihren Vater nicht. «
    Großer Gott. Kann das wahr sein? Da möchte man sich ja die Kugel geben. KeinWunder, dass sich der Regisseur von Bittere Quitten, vergiftete Seelen in meinenTräumen austobt. Er hat diesen ganzen brutalen Stoff alsArbeitsmaterial.
    Deshalb nahm ich mir vor, heute ein bisschen Freude ins Leben der Menschen zu tragen– warum auch nicht?Als ich rausging, um die Mai-Skizzen von den Bäumen zu machen (dasApril-Bild ist sehr gut gelungen, auch wenn das Eigenlob ist), und so einem Burschen mit Hoodie begegnete, der gebückt dahinschlich und auf den

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