Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
Vom Netzwerk:
hereingerannt und kletterte auf Jacks Schoß, um mitreden zu können.
    » Oma, Oma! « , rief er. » Kommst du uns besuchen? Ich kann dir meine neue Schule zeigen! Und nächsteWoche gehen wir zelten! Es ist so cool hier!Wir gehen mit dir aufs Empire State und machen eine Bootsfahrt. Dad, können wir mit Oma Boot fahren, bitte, bitte, hast du mal versprochen… «
    Genes schlagartige Begeisterung für New York veränderte meine Stimmung natürlich komplett, als mir klar wurde, dass er ganz verrückt war nach der Stadt.Aber ich lächelte tapfer weiter, und nachdem wir dieTermine geklärt hatten, war mir plötzlich nachTanzen zu Mute. Ich legte in der Küche eine alte Dr. John- CD auf und sprang durch die Gegend wie eineVerrückte.
    28. Juli
    Als Penny heute Morgen bei mir klingelte, war ich schon wieder amTanzen. Schwitzend und keuchend machte ich ihr dieTür auf.
    » Was um alles in derWelt hast du denn getrieben? « , fragte sie.
    » Getanzt! Ich fliege nach New York! Ist das nicht toll? «
    » Wann? «
    » Ich hoffe im September. «
    » Oh, dann verpasst du aber meinen Geburtstag! « , sagte Penny, die das alles nicht erfreulich zu finden schien.
    » Aber du kannst deinen Geburtstag doch gar nicht leiden « , erwiderte ich verdattert.
    » Ach, ich hatte nun schon so viele von denen, dass ich aufgehört hab, sie zu hassen « , erklärte Penny.
    Wir sortierten die Papiere für die Petition auf dem Küchentisch und steckten sie in einen Hefter, damit unserAntrag ordentlich und professionell wirkte.
    Der Bus zum Rathaus war ziemlich voll, und eine junge Frau mit Kopfhörern bot Penny ihren Sitzplatz an, den Penny aber ablehnte.
    » Ich bin doch nicht altersschwach! « , murmelte sie wütend, während sie sich an der Haltestange im Bus festklammerte. » Wie kann die es wagen, mir ihren Platz anzubieten! «
    Als wir ausstiegen, nahm ich sie mir zur Brust. » Du hast wirklich schlechte Manieren!Wenn jemand dir einen Platz anbietet, solltest du ihn gefälligst annehmen, auch wenn du dich dann alt fühlst. Man muss junge Leute darin bestärken, höflich zu sein, und wenn man ihre Hilfsangebote ablehnt, entmutigt man sie. Ich wünschte, sie hätte mir den Platz angeboten! Ich hätte ihn sofort angenommen! «
    » Tja, aber dir hätte sie wohl keinen angeboten, oder? « , fauchte Penny mich an. » Weil du ja jetzt so jung aussiehst, nicht wahr! «
    Wir marschierten in eisigem Schweigen weiter, doch nachdem wir die Petition eingereicht hatten, war unser Ärger verflogen.
    » Ja, na schön, ich werd solcheAngebote in Zukunft annehmen « , brummte Penny auf dem Rückweg.
    » Tut mir leid, dass ich so grantig war « , sagte ich.

August
    2. August
    Ich stand auf der Straße vor dem Haus und überlegte krampfhaft, weshalb ich nun eigentlich rausgegangen war, als der Mann aus der Moschee, ein sehr sympathisch wirkender Bursche mit buschigem Bart und langem weißen Gewand, zu mir trat. (Wie kann man es bei solcher Hitze in so einerAufmachung aushalten? Ist mir ein Rätsel.)
    » Kann ich Ihnen helfen? « , fragte er. » Haben Sie sich vielleicht verlaufen? «
    Herrje, das gab mir vielleicht zu denken. Ich betrachte mich selbst als lässige Einheimische, die zum Einkaufen schlendert.Aber er sah offenbar in mir eine konfuse alte Lady, nur einen Schritt entfernt vom Demenzheim.
    4. August
    Komme gerade vom Klassentreffen zurück, das Marion organisiert hatte. Großer Gott, was für eineTruppe! Das Komischste ist, dass wir uns alle vor fünfzig Jahren zum letzten Mal gesehen haben, uns aber genauso fühlten wie damals mit zehn oder elf. Falten, graue Haare, Schwimmringe– spielte alles keine Rolle.
    Waren zu acht bei Marion– ideal für ein Klassentreffen, weil schon ihr Haus die reinste Zeitreise ist. Marion interessiert sich seit Beginn der Siebziger nicht mehr für moderne Inneneinrichtung oder neueTapetenmuster.Auf ihren Fensterbänken stehen alte Grünlilien und vertrocknete, eingestaubte Blumensträuße. In jedem Zimmer hat sie so eine runde (und teilweise auch schon eingerissene) Japanlampe aus einstmals weißem Papier, und an denWänden hängen zwischen indianischenWandteppichen Poster von Che Guevara und Dalí-Gemälde in Cliprahmen.Auf dem Boden liegen grausige Bastteppiche, die damals toll aussahen, aber heute völlig niedergetreten und an den zerfaserten Stellen mit Isoband geklebt sind. Sogar die Seife im Badezimmer ist so vertrocknet und von schmutzigen Rissen durchzogen, als läge sie schon seit zwanzig Jahren dort.
    Doch

Weitere Kostenlose Bücher