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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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extremen Unterschiede zwischenWärme draußen und Kälte in den Räumen kann nicht gut für mich sein.
    Ich wanderte den Broadway Richtung Carnegie Hall entlang, vorbei am RussianTea Room– noch immer ein prachtvolles Reich voller Spiegel, Kronleuchter undVerrücktheiten. Ich mochte dieses Restaurant zwar lieber, als es schäbig und verkommen und zugleich glamourös war. Doch das Leben muss weitergehen, wie Martha vermutlich gesagt hätte.Wenigstens existiert es noch. Schließlich ging ich ins MOMA , das Museum of ModernArt– eines dieser Museen, in denen dieArchitektur viel interessanter ist als die Kunst–, und war danach so erledigt, dass ich mich auf den Heimweg machte.
    Doch unterwegs konnte ich nicht widerstehen, in ein tolles Deli am Broadway einzukehren, dessenAngebot Martha als » hinreißend köstlich « beschrieben hatte, und es sei auch » so sehr New York « mit seinen Bagels und Käsekuchen, eingelegten Gurken, Räucherlachs und Gefillte Fisch. Ich bestellte mir eineTasse Kaffee, und nachdem ich eine halbe Stunde die Leute beobachtet hatte, merkte ich, dass ich mich langweilte.Wie konnte es passieren, fragte ich mich, dass ich mich in New York langweilte? Nun ja, ich hatte dasTouristenprogramm absolviert. Und ich bin eben in einemAlter, in dem eine weitereAusstellung nur noch eine weitereAusstellung ist.
    Viel lieber wäre ich mit Gene zusammen gewesen oder hätte mich mit Jack oder Chrissie unterhalten. Oder hätte bei mir zuhause irgendetwas gemacht.Während ich dasaß und auf die hupenden gelbenTaxis und dieAutos starrte, wünschte ich mir wirklich fast, ich könnte noch staunen wie Martha. Und sagte mir, dass ich vielleicht zu hart mit ihr umgesprungen war.Als mir dann plötzlich eine zierliche Frau mit grauer Mähne von einem anderenTisch aus zuwinkte, war ich deshalb höchst erfreut, das temperamentvolle Palimpsest daselbst zu erblicken.
    » Setzen Sie sich zu mir! « , rief Martha strahlend. » Die einzige Frau in New York, die keine Feministin ist! Sie sehen toll aus! « Es ist immer ziemlich nervig, wenn das Gegenüber diese Bemerkung zuerst loswird. Selbst wenn man mit viel Nachdruck » Und Sie erst! « erwidert, hat das nicht denselben Effekt, finde ich. » Essen Sie ein Sandwich mit mir « , schlug sie vor. » Das Pastrami hier ist hinreißend! «
    » Hm « , sagte ich gedehnt, » ich bin ein bisschen zickig, was tierische Fette angeht, aber wenn Sie meinen. « Ich merkte plötzlich, dass ich ziemlichen Hunger hatte, obwohl es erst Mittag war.
    » Vergessen Sie tierische Fette! Für solche Bedenken ist das Leben zu kurz! « , erwiderte Martha mit einem deftigen Lachen und bestellte Pastrami-Sandwiches.
    » Ich warte auf meinen Patensohn « , erklärte sie dabei. » Ich gehe nachher mit ihm ins MOMA . Im Moment macht er ein Interview mit einem alten Beat-Poeten, der noch imVillage lebt. «
    Ich wollte ihr gerade von meinem eigenenAusflug ins MOMA Bericht erstatten, als ich mich ausrufen hörte: » Das kann ich unmöglich alles essen! « Meine Mahlzeit– Sandwich konnte man das nicht mehr nennen– war erstaunlich schnell serviert worden, und vor mir stand ein riesigerTeller, auf dem zwei gigantische Brotstücke lagen, gefüllt mit so viel Grünzeug, als hätte man ein Gewächshaus geplündert, sowie einem halben Rind. Rundherum erhoben sich Berge von Kohlsalat und Cornichons. Der Kellner platzierte noch eine Reihe kleiner Badewannen voller Soßen, Pasten und Salsas vor uns. Er hatte auch genügend Papierservietten für ein großes Bankett mitgebracht.
    » GutenAppetit! « , trällerte er und verschwand.
    Es stellte sich heraus, dass Martha drei Enkel hatte, so dass wir uns ausführlich über Großmutterfreuden austauschen konnten. Dann berichtete ich von dem Fiasko mit der Security in Heathrow, und Martha johlte vor Lachen und sagte, sie wisse, wo man hier gut Stricknadeln kaufen könne. Ich überlegte gerade, wie man das nun mit der Rechnung lösen sollte, und ob es höflicher war, selbst zu bezahlen oder es ihr zu überlassen, als ein großer, sympathisch aussehender Mann hereinkam und ich verblüfft feststellte, dass es sich um Louis handelte. Und er steuerte auch noch auf unserenTisch zu.
    » Das ist doch wohl nicht Ihr Patensohn, oder? « , fragte ich Martha, die ihm wild zuwinkte. » Louis? «
    » Hallo, mein Lieber « , begrüßte ihn Martha und küsste Louis herzlich auf beideWangen. » Das hier ist meine neue liebe Freundin aus England– Marie Sharp! «
    Ich kam mir plötzlich

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