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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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verstörte.
    » Möchtest du nicht lieber ein Haus machen? « , fragte ich. » Wir könnten euer Haus in Brixton bauen oder ein Schloss oder eine Sporthalle oder, ähm, eine Kunstgalerie. Oder ein Krankenhaus. «
    » Nein, ich will ein Gefängnis bauen « , erwiderte Gene entschieden.
    Also tappten wir hinaus– es war inzwischen richtig warm–, und nachdem wir die Karte anArchie eingeworfen hatten, fragten wir in den Geschäften nach leeren Kartons. Dabei kam ich mir vor wie meine ehemalige polnische Nachbarin.Aber die Leute waren solcheAnfragen offenbar gewöhnt.Als wir zurückkamen, malte Gene stundenlang die Zellen an die Seiten der Kartons und klebte Zahnstocher als Gitter darauf, und dann entwarfen wir noch einen kleinen Garten für die Gefangenen, in dem sie Sport machen konnten (was natürlich meine Idee war), und einen großen Pappzaun außen herum, damit sie nicht fliehen konnten.Wir formten Sträflinge aus Play-Doh, und ich war inzwischen richtig entflammt für das Projekt.
    » Lass uns noch einen Gefängnisdirektor machen « , schlug ich vor.
    » Nein, gibt keinen « , erwiderte Gene.
    » Aber es muss einen geben « , sagte ich aufgebracht. » Sonst kämpfen die Sträflinge, und Chaos bricht aus. «
    » In diesem Gefängnis gibt es keinen Direktor « , entgegnete Gene störrisch. Daraufhin schob er alle Gefangenen zusammen, und während er murmelte: » Düsch! Düsch! Nimm das!Autsch! « , quetschte er sie zu einem bunten Ball zusammen. » Und dann stürzt diese riesige Rakete aufs Gefängnis « , erklärte er, » voll Säure, und peng!Alles kaputt! « Und er trampelte auf unseremWerk herum, zerstörte dieWände und die kleinen Blumen, die ich geformt hatte, bis das Ganze am Ende nur noch ein platte Fläche aus Pappe und Play-Doh war.
    » Ach, Schatz! « , sagte ich ziemlich enttäuscht. Ich hatte das Gefängnis Jack und Chrissie zeigen wollen. Doch Gene fand das Ganze– Erbauen und dann Zerstören– sichtlich sehr befriedigend.
    Nach dem Mittagessen sah es draußen so verlockend sonnig aus, dass wir dieWohnung gerne verließen, in der es wegen der Klimaanlage ständig sehr kühl war, und in den Central Park gingen. Gene nahm sein Fahrrad mit. Ich rechnete natürlich mit Scharen von Räubern und Kriminellen im Park, aber es wimmelte eher von wohlhabend wirkenden Leuten mit korrekt angeleinten Hunden, und die Stimmung war sehr friedlich. Manche Hunde sahen so seltsam aus, dass ich ihre Besitzer nach der Rasse fragte und erfuhr, dass man vorsätzlich Mischlinge wie Cockerpudel, Labraterrier etc. züchtete. Es waren auch jede Menge Hundeausführer unterwegs, die mit bis zu sechsTieren an Leinen durch den Park spazierten.
    Seltsam– und sehr erfreulich–, wie gesprächig die Leute hier sind. Ganz anders als in Londoner Parks.
    Hatte ein äußerst klägliches Fußballspiel mit Gene– nichts, worin Omas zu Höchstleistungen auflaufen können, finde ich–, und als es wieder zu regnen anfing, nahmen wir uns einTaxi. Ich stellte erstaunt fest, dass es hinten imWagen einen Monitor gab, auf demWerbespots liefen. Und noch erstaunter war ich,als ich merkte, dass Gene sieWort fürWort auswendig kannte.
    » Smith undWollensky « , intonierte er mit breitem New YorkerAkzent. » Wenn Steaks Religion wären, dann wären wir derTempel. «
    Als wir im Fahrstuhl nach oben fuhren, sagte Gene: » Du hattest Recht wegenArcon, Oma. Es heißt nichtArcon, sondernAircondition.Aber ich « , fügte er entschlossen hinzu, » sag trotzdem weiterArcon. «
    Ich bereitete dasAbendessen für ihn zu, und während er sich alte Popeye -Folgen anschaute, schrieb ich Sylvie eine E-Mail, um mich nachArchie zu erkundigen.
    Musste immer wieder an Louis denken. Ist mir sehr peinlich, aber ich habe seineVisitenkarte noch nicht weggeworfen.Warum eigentlich, wenn ich nicht die geringste Absicht habe, ihn anzurufen? Ich hoffe doch sehr, dass ich mich nicht in einen jüngeren Mann verguckt habe, wie es Penny vor einiger Zeit passiert ist. Das endet immer mitTränen.

Oktober
    3. Oktober
    In diesem Luxusapartment gibt es keine Badewanne. Ich weiß nicht, wie andere Menschen meinesAlters das empfinden, aber ich kann Duschkabinen nicht ausstehen. Erst muss man in eisigem oder kochendemWasser stehen, bis man dieTemperatur eingestellt hat. Dann bekommt man klatschnasse Haare, wenn man nicht eine alberne Duschhaube trägt.Weil der Boden rutschig ist, habe ich immerAngst, dass ich hinfallen könnte, und wenn man nicht mit dem Duschschlauch herumhantiert

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