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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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massiv wie die einer Kerkerzelle und hatte einen schweren Riegel an der Außenseite und innen einen schlichten Griff, mit dem sie sich aber nicht öffnen ließ. Er hörte ein Klirren wie von Ketten, und als der Mann mit einer einladenden Geste hineintrat und die Tür dabei noch weiter öffnete, sah er eine niedrige hölzerne Bank, am Boden verschraubt und klebrig und schwarz vor Dreck. Es war tatsächlich ein Gefängniswagen, und er war ganz offensichtlich nicht gebaut, um harmlose Taschendiebe und kleine Trickbetrüger zu transportieren.
    »Was ist denn das?«, empörte sich Ayla und blieb stehen. »Damit fahre ich nicht!«
    Hasan legte ihr die Hand auf die Schulter und schob sie mit sanfter Gewalt weiter. »Das scheint wohl das sicherste Gefährt zu sein, das der gute Ali in der Kürze der Zeit auftreiben konnte«, sagte er, amüsiert und zugleich sanft verärgert. »Ich werde ein ernsthaftes Wort mit ihm reden müssen.«
    »Immerhin ist es sicher«, sagte Andrej. Und in diesem Gefährt würde sie auch bestimmt niemand vermuten.
    »Und jetzt wollen wir uns beeilen«, sagte Hasan, »sonst sind wir am Ende noch die Letzten, die an unserem Ziel ankommen.«
    Anscheinend hatte Ayla mehr Unterstützung von ihm erwartet, denn sie warf ihm einen zornigen Blick zu, doch Hasan schob sie einfach weiter. Der Mann an der Tür machte einen großen Schritt in den Wagen und drehte sich herum, um Ayla zu sich hereinzuheben. Aus den Augenwinkeln sah Andrej den zweiten Mann auf dem Kutschbock sitzen, wie er nach den Zügeln griff. Und eine Bewegung, neben und halb hinter ihm, die ihn alarmierte.
    Dann ging alles auf einmal sehr schnell. Der Mann auf dem Kutschbock hielt plötzlich statt der Zügel eine gedrungene Armbrust in den Händen. Von überallher stürmten Männer in die schmale Straße, Schreie gellten und scharfer Stahl zischte. Etwas Dunkles und Boshaftes fauchte an seinem Gesicht vorbei, und hinter ihm gab Abu Dun einen keuchenden Laut von sich und stolperte zurück. Aus der anderen Richtung hörte er den schrecklichen Laut, mit dem Stahl auf Fleisch prallt und es schneidet. Er hätte reagieren sollen, als der Krieger handeln, der er war, spätestens als er sah, wie der Mann im Wagen Hasan am Arm ergriff und so brutal zu sich hereinzerrte, dass er an ihm vorbeistolperte und schwer auf Hände und Knie fiel, doch er war wie gelähmt und konnte einfach nur zusehen.
    In der ersten Zehntelsekunde.
    Dann und dafür umso schneller wirbelte er auf dem Absatz herum, fiel gleichzeitig halb in die Hocke und drehte den Oberkörper, sodass der zweite und besser gezielte Schuss nur an seiner Wange entlangschrammte, statt sich in sein Herz zu bohren. Der Schmerz machte ihn so wütend, dass er den Bolzen mit einer einzigen blitzartigen Bewegung aus der Luft fischte, vom Schwung des Geschosses herum und in die Höhe gerissen wurde und es wieder dorthin zurückschleuderte, wo es hergekommen war, nur mit möglicherweise noch mehr Wucht.
    Der Mann auf dem Kutschbock begriff die Gefahr im allerletzten Moment und schaffte es sogar noch, seine Armbrust fallen zu lassen – dann nagelte der Bolzen seine übereinandergelegten Handflächen an seine Stirn, als er sich in seinen Schädel grub.
    Noch bevor er rücklings vom Kutschbock fiel, war Andrej bereits mit einem gewaltigen Satz beim Wagen und riss die Tür kurzerhand aus den Angeln. In der Dunkelheit dahinter hörte er Ayla schreien, und etwas bewegte sich, so unfassbar schnell, dass er es nur ahnte, und nicht wirklich sah.
    Mehr brauchte er nicht. Mit dem linken Unterarm blockte er den Messerstich ab, der nach seinem Gesicht zielte, mit der anderen Hand packte er den Burschen und riss ihn so grob zu sich heraus, dass er an ihm vorbei und auf die Straße stolperte, der Länge nach hinschlug und sogar noch ein gutes Stück weiter schlitterte. Unglaublicherweise nutzte er den Schwung seiner eigenen Bewegung unverzüglich aus, um wieder auf die Füße zu rollen und zu ihm herumzuwirbeln. Das Messer hatte er fallen gelassen, und seine Hand blutete, aber kaum hatte er die Bewegung ganz beendet, zog er bereits eine zweite Waffe unter dem Hemd hervor und attackierte Andrej auf eine Art, die den geübten Messerkämpfer verriet.
    Geübter sogar, als Andrej erwartet hatte, denn der nächste Stich nach seinem Hals war nur deshalb nicht tödlich, weil er ihn mit der hochgerissenen Hand abfing, doch der rasiermesserscharfe Stahl durchbohrte seine Handfläche und kam erst zum Stillstand, als Andrej

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