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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einmal?«
    »Du willst damit sagen, dass so etwas schon einmal geschehen ist?«, hakte Andrej nach.
    »Unzählige Male«, sagte Clemens. »Die Mächte des Bösen schlafen nie, mein Freund. Es ist schon geschehen, und es wird wieder geschehen. Du kannst den Teufel nicht besiegen, sondern allerhöchstens aufhalten. Aber ich werde nicht schuld daran sein, dass diese Stadt ein zweites Mal untergeht.«
    »Ein zweites Mal?« Abu Dun zog eine übertrieben nachdenkliche Grimasse. »Ich will nicht behaupten, dass ich so klug bin wie Ihr, denn schließlich bin ich nur ein dummer Heide und all das … aber ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, davon gehört zu haben, dass diese Stadt von Toten überrannt worden ist, die aus ihren Gräbern auferstanden wären.«
    »Nein, davon wissen die Menschen tatsächlich nichts«, gestand Clemens. »Gottlob sind sie fast alle so naiv wie du.«
    »Naiv?« Abu Dun machte ein empörtes Gesicht. »He! Also, ich gebe ja gerne zu, dass ich nicht so schlau bin wie Ihr, Höchstwürden, aber sobald ich herausgefunden habe, was dieses Wort bedeutet, werden wir uns noch einmal darüber unterhalten! Ich bin nicht … naiv!«
    »Nein, gewiss nicht«, sagte Ali böse. »Du glaubst also wirklich, dass die größte Stadt der Welt und das Herz des gewaltigsten Imperiums, das es jemals gegeben hat, von einer Herde Barbaren mit Knüppeln und Bronzeschwestern vernichtet worden ist. Ja, das klingt glaubwürdig.«
    Abu Dun starrte ihn an.
    »Dieses Mal könnte es schlimmer werden«, sagte Clemens. »Ihr habt diese Kreaturen gesehen. Sie existieren nur kurze Zeit, bevor sie sich in ihrer Raserei selbst verzehren. Aber die Welt ist kleiner geworden. Heute leben überall Menschen. Es könnte gut sein, dass dieses Feuer erst erlischt, wenn es die Küste erreicht hat. Alle Küsten, in allen Richtungen.«
    Wenn er es darauf abgesehen gehabt hatte, ihm einen Schrecken einzujagen, dann war es ihm gelungen. Andrej wollte mit einem Male nichts mehr hören. Wortlos wandte er sich um und ging neben Abu Dun wieder zu dem aufgebrochenen Kanal mit stinkendem Wasser. Formlose Dinge bewegten sich darin, bildeten schnell vergängliche Schlieren auf seiner Oberfläche.
    »Ich kann die Luft länger anhalten als du«, sagte Abu Dun nachdenklich. »Aber dieser Schacht ist wirklich eng. Ich fürchte, ich würde darin steckenbleiben.«
    »Das käme auf einen Versuch an«, sagte Ali hoffnungsvoll, was ihm diesmal wirklich einen zornigen Blick von Clemens einbrachte. Natürlich ignorierte er ihn.
    »Ich werde mir ein Seil umbinden und damit Signale geben«, fuhr Andrej fort. Noch während er die Worte aussprach, wurde ihm klar, dass keiner von ihnen eine Chance hatte, diesen Ort lebend zu verlassen, wenn die gesamte Armee des Vatikans heruntergestürzt kam und sie fragte, was eine Schar bewaffneter Assassinen hier unten zu suchen hatte. Er hatte Ayla versprochen, sie zu beschützen, und nicht einmal er konnte es mit der ganzen Welt aufnehmen. »Wenn ich mich zu lange nicht melde, dann zieht ihr mich zurück.«
    Clemens zögerte, dann nickte er, aber mit sichtbarem Widerwillen. »Ich werde Kasim fragen, ob wir genug Seil dabeihaben.«
    Er ging. Abu Dun griente ihn unverschämt an. »Das war wirklich nobel von dir, Hexenmeister«, gluckste er. »Aber ich muss dich trotzdem warnen. Wenn Clemens auf deinen Vorschlag eingeht, dann steckst du ziemlich in der Scheiße.«
    Andrej starrte eine Weile wortlos in den blubbernden Strom zu seinen Füßen. Längst nicht alles, was an ihm vorüberschoss, stammte aus den Abortgruben. Vieles waren vermutlich Küchenabfälle, Unrat oder auch einfach nur schmutziges Wasser, aber auch so manches von dem, was im Vatikan offensichtlich gegessen wurde, kam ihm einigermaßen suspekt vor …
    Clemens kam zurück, begleitet von Kasim, der noch damit beschäftigt war, ein Tauende mit einer beruhigend umfangreichen Seilrolle zu verknoten, die er sich über die Schulter geworfen hatte. In seinem geschwächten Zustand musste ihm das erhebliches Unbehagen und vermutlich auch Schmerzen bereiten, doch er beherrschte sich meisterhaft.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob das Seil reicht«, sagte er, »aber ich hoffe es.« Wie gut, das zu hören, dachte Andrej. »Und ich bin derselben Meinung. Es ist viel zu gefährlich. Niemand weiß, wohin dieser Kanal führt und ob er überhaupt passierbar ist.«
    »Wäre er verstopft, dann wäre die Strömung nicht so stark«, sagte Ali, bevor Andrej antworten konnte. Er hatte es

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