Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
allein haben.«
    Jetzt – und, wie er zu seinem Ärger eingestehen musste, erst durch Abu Duns Worte darauf aufmerksam gemacht – hörte Andrej es auch: Da war auch noch ein anderer Laut, ganz schwach nur und gerade noch am Rande des überhaupt Hörbaren: ein dumpfes, rhythmisches Hämmern und Klingen, das allen anderen gewiss entgangen wäre und ihm um ein Haar ebenfalls. Vermutlich von Eisenstangen und Äxten und Hämmern und anderem schwerem Werkzeug, mit denen die Soldaten des Vatikans der verborgenen Tür zu Leibe rückten. Andrej hatte wie alle anderen gesehen, wie massiv sie war, aber er wusste dennoch, dass sie diesem Ansturm nicht lange standhalten würde. Nun ließ er seinem Zorn bewusst freien Lauf und wandte sich an Altieri, der sich möglicherweise doch nicht nur rein zufällig noch immer im Hintergrund hielt und darüber hinaus sein Möglichstes tat, um unsichtbar zu werden. Wenn auch mit wenig Erfolg.
    »Ihr habt diesen Mann also nur weggeschickt, damit er sich in Sicherheit bringt und am Leben bleibt, Exzellenz?«, fragte er.
    Altieri sah ihn verstockt an – was ihm Antwort genug war. Clemens jedoch offenbar nicht, denn mit einer Schnelligkeit, die seinem vermeintlichen Alter und seiner Schwäche Hohn sprach, wirbelte er herum und starrte ihn fassungslos an. »Ihr?«, keuchte er. »Ihr habt …?«
    »Ja, das habe ich«, fiel ihm Altieri ins Wort, mit kaltem Blick und einer Stimme, die nach Eisen klang. »Was habt Ihr erwartet,
Eminenz?
Dass ich dem Wort eines Mannes glaube, der alles verraten hat, woran ich jemals geglaubt habe? Der alle Werte, die er selbst sein Leben lang gepredigt hat, mit Füßen tritt und sich mit den Abgesandten des Teufels gemeingemacht hat, um dem Christentum den Todesstoß zu versetzen?«
    »He, he!«, beschwerte sich Abu Dun. »Meint er damit etwa mich?«
    »Nein«, sagte Andrej. »Uns.«
    »Was habt Ihr getan?«, murmelte Clemens. »Wisst Ihr, was Ihr getan habt?«
    »Was ich von Anfang an hätte tun sollen«, stieß Altieri verächtlich hervor. »Nicht auf Euer Wort zu hören, dem Wort eines Wahnsinnigen und Ketzers! Meine Männer sind auf dem Weg hierher. Es ist vorbei, Guido.«
    »Ach ja?«, säuselte Abu Dun. Er klapperte mit seiner künstlichen Hand. »Ist es das?«
    Ruetli machte einen Schritt nach vorn, um etwas zu tun, was er vermutlich bitter bereuen würde, doch Altieri hielt ihn mit einer raschen Bewegung zurück. »Du kannst mich nicht erschrecken, Muselmane«, sagte er. »Ich weiß, dass du mich töten kannst und vermutlich auch wirst, aber das wird dir nichts nutzen. Die Männer werden gleich hier sein, und sie wissen, dass hier unten nur ein Wahnsinniger auf sie wartet, nicht mehr der Mann, dem sie einmal die Treue geschworen haben.«
    »Was hast du nur getan?«, seufzte Clemens. Es war wie ein geflüsterter Schrei. »All diese Männer werden sterben.«
    »Das ist ein kleiner Preis, wenn sie dafür die Christenheit retten«, antwortete Altieri. »Jeder Einzelne von ihnen wird ihn mit Freuden bezahlen.« Und wie um seine Worte noch zu unterstreichen, drang ein weiterer dröhnender Schlag von Metall auf Metall aus der Höhe zu ihnen. Andrej meinte das Geräusch von zerbrechenden Angeln und splitterndem Holz zu hören.
    »Und was meint Ihr, soll ich jetzt tun?«, fragte Clemens sehr traurig.
    Altieri schnaubte. »Ich nehme an, Ihr werdet den Mördern in Eurer Begleitung befehlen, uns umzubringen.«
    »Ihr versteht es nicht«, seufzte Clemens, »und wie könntet Ihr auch?« Er wies auf Ali. »Entwaffnet sie. Aber tut ihnen nicht weh.«
    Augenblicklich senkte sich Ruetlis Hand auf das Schwert, und auch die beiden anderen Gardisten spannten sich an, doch Altieri hob die Hand, und sie hielten inne. »Nein«, sagte er. »Ich werde Euch nicht den Gefallen tun und Euch und Eurer Mörderbande einen Vorwand liefern. Wenn Ihr mich und diese tapferen Männer ermorden wollt, dann tut es.«
    »Niemand hat das vor«, sagte Clemens traurig. »Du wirst es verstehen, mein Freund … wenn unser Herr gnädig genug ist und mir die Zeit lässt, dir alles zu zeigen.« Er wiederholte seine befehlende Geste. »Entwaffnet sie.«
    Weder Ruetli noch die beiden anderen leisteten Widerstand, als Ali von einem zum anderen ging und ihnen die Waffen abnahm. Aber das Krachen schwerer Hammerschläge auf widerborstigem Holz und Metall über ihnen schien noch einmal lauter zu werden.
    »Gut, dass wir jetzt alle wieder Freunde sind«, spöttelte Abu Dun, nachdem die Männer entwaffnet und zwar

Weitere Kostenlose Bücher