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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hören ließ.
    »Pirat!«, sagte Andrej scharf.
    Abu Dun grunzte zur Antwort, war mit zwei schnellen Schritten um den Tisch herum und verfuhr auf dieselbe Weise mit dem toten Wirt wie Ali gerade mit dem Assassinen. Das abgeschlagene Haupt des Mannes flog davon, prallte gegen die Wand und rollte so zurück, dass er direkt vor seinen Füßen liegenblieb und aus leeren Augen zu ihm hochsah. Entsetzt fuhr er zurück, fuhr herum, machte einen Satz auf die andere Seite des Tisches und riss Ali so grob in die Höhe, dass er vor Schmerz aufstöhnte.
    »Du wirst mir jetzt sagen, was hier vorgeht!«, herrschte er ihn an. »Auf der Stelle! Oder du findest deinen Kopf neben seinem!«
    »Abu Dun, ich bitte dich!«, sagte Hasan. »Ali ist nicht dein Feind!«
    »Ach nein?«, fauchte Abu Dun. »Aber ganz bestimmt auch nicht mein Freund, oder? Ich will jetzt endlich …«
    Es war wohl heute sein Schicksal, kaum einen Satz zu Ende zu bringen, denn nun war es Corleanis, der einen krächzenden Schrei ausstieß.
    Andrej folgte dem Blick seiner entsetzt aufgerissenen Augen und konnte ihn nur zu gut verstehen.
    Der enthauptete Leib des Wirtes begann sich zu bewegen.
    Als wollte er zu seinem abgeschlagenen Haupt zurück, wälzte er sich zitternd herum und streckte die Arme aus, während noch immer Blut aus dem durchtrennten Hals schoss. Die Fingernägel scharrten über den Boden, seine Muskeln zuckten unkontrolliert. Dann begann sich der Torso nach vorn zu schleppen.
    Das Kreuzzeichen schlagend sprang Hasan auf. Der Assassinen-Hauptmann zog sich keuchend an der Tischkante in die Höhe und versetzte dem abgeschlagenen Kopf einen Tritt, der ihn wie einen Ball davonrollen ließ, und im gleichen Moment hörte der Körper auf, sich zu bewegen.
    »Großer Gott!«, hauchte Corleanis und bekreuzigte sich ebenfalls. »Was ist das für eine Teufelei?«
    Niemand antwortete – und wie auch? –, doch Ali humpelte, grau vor Entsetzen und Schmerz, zu Abu Dun zurück, nahm ihm das Schwert aus der Hand und quälte sich noch einmal um den Tisch herum. Mit zwei mühsamen, aber trotzdem kraftvollen Hieben spaltete er den Kopf des Wirts, bis sich der Körper des Mannes endlich nicht mehr regte.
    Abu Dun erwachte als Erster wieder aus seiner Erstarrung. Er ging zu Ali, um ihm das Schwert wegzunehmen. Doch er steckte die Waffe nicht ein, sondern hielt sie in seiner eisernen linken Hand, als er zu dem toten Assassinen zurückging, den Leichnam auf den Rücken drehte und mit einem einzigen Ruck auf den Tisch warf.
    Warum, begriff Andrej erst, als er die geschwollene, bläulich-graue Hand des Toten sah. Dort, wo gerade noch zwei winzige Nadelstichwunden gewesen waren, starrte er nun auf zwei siedende Krater, von blaugrauem Fleisch gesäumt, in denen sich etwas zu bewegen schien. Etwas Verzehrendes und Düsteres, das nach ihm rief und eine finstere Verlockung beinhaltete, der er kaum widerstehen konnte und es noch viel weniger wollte.
    »Ayla!«, keuchte Hasan. »Gütige Jungfrau Maria,
Ayla!
«
    Er jagte so schnell davon, als wollte er alles Lügen strafen, was er eben noch über seine Gesundheit und sein angebliches Alter gesagt hatte. Andrej holte ihn erst ein, als er die Treppe schon fast erreicht hatte, rannte drei Stufen auf einmal nehmend nach oben und hielt sich gar nicht erst mit dem neu angebrachten Riegel vor der Tür auf, sondern sprengte ihn mitsamt dem Türblatt aus dem Rahmen, indem er einfach hindurchrannte und dann mit hektisch rudernden Armen um sein Gleichgewicht kämpfte, um nicht weiterzustolpern und etwa gegen Ayla zu prallen und sie zu verletzen.
    Seine Vorsicht erwies sich als unnötig. Ayla war nicht mehr da. Auf dem Boden, auf den noch immer die Trümmer der zerborstenen Tür regneten, lagen die vergessenen Werkzeuge des Assassinen, zerrissenes Bettzeug und zerbrochenes Glas. Das Bett war unter das Fenster in der Dachschräge gerückt und auf die Seite gekippt worden, um als Leiter zu dienen. Das Fenster war brutal aus dem Rahmen gerissen worden. Und von Ayla war keine Spur zu sehen.
    Mit einem einzigen Satz war Andrej beim Fenster, zog sich hinauf und spähte hinaus, doch alles, was er sah, war das leere Dach und die ebenso leere Straße darunter.
    »Ayla!« Hasan stolperte hinter ihm herein und sah sich mit wildem Blick in dem verwüsteten Zimmer um. »Wo ist sie? Wo?!«
    Er machte einen weiteren Schritt, drehte sich einmal um sich selbst und starrte Andrej aus aufgerissenen Augen an. »Wo?«
    Bevor Andrej antworten konnte, verlangte die

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