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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ist es mit uns, meine Täubchen?«, fuhr Abu Dun fort. »Ihr beiden Signorinas seht mir ganz so aus, als wärt ihr neugierig darauf, einmal einen richtigen Mann kennenzulernen. Und nur keine falsche Scham, zu fragen. Ich habe genug Geld, auch für euch beide zugleich. Und für alles andere natürlich auch.«
    »Was … was fällt dir ein, du …?«, begann die Jüngere, und Hasan unterbrach sie, indem er sich mit erhobener, misstönender Altmännerstimme und beinahe noch schlechterem Italienisch einmischte: »Aber nimm sie nicht zu hart dran, Großer. Wir anderen wollen auch noch unseren Spaß, und du weißt, was das letzte Mal passiert ist.«
    Jetzt entgleisten die Gesichtszüge der dunkelhaarigen Frau endgültig. Beide Frauen fuhren wie auf ein nur für sie hörbares Zeichen herum und stürmten mit wehenden Röcken davon. Grinsend sah Abu Dun ihnen nach. Doch die kurze Szene war nicht unbemerkt geblieben: Nahezu jeder, der sich in Sicht- und erst recht in Hörweite befunden hatte, musterte ihn empört.
    »So viel zum Thema
kein Aufsehen erregen
«, sagte Andrej.
    »Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, fürchte ich«, sagte Hasan. Wie um seine Worte noch zu bekräftigen, winkte er die anderen Männer heran und deutete dann die Straße hinab. »Sie haben mich erkannt.«
    Betroffenes Schweigen breitete sich aus, aber schließlich gab Abu Dun ein abfälliges Geräusch von sich und fragte: »Und? Sie haben den toten Papst gesehen, zusammen mit einer Gruppe zweifelhaft aussehender Fremder und einem unheimlichen Sarazenen, der ganz in Schwarz gekleidet war und den holden Jungfern einen ungalanten Antrag gemacht hat.« Er kniff das linke Auge zu und sah mit dem anderen bedeutungsvoll auf Andrej hinab. »Von seinem noch zweifelhafter aussehenden Begleiter gar nicht zu reden. Lasst es sie ruhig erzählen. Wer wird ihnen schon glauben?«
    Hasan sah nachdenklich zu ihm hoch. Dann seufzte er. Tief. »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Wer würde ihnen schon glauben?« Aber wirklich überzeugt klang er nicht.
    »Der Weg durch den Vatikan ist uns damit verwehrt«, fuhr er fort. »Das Risiko wäre zu groß.«
    »Den du sowieso nicht nehmen wolltest«, fügte Abu Dun hinzu, »wenn ich mich richtig erinnere.«
    »Es ist immer gut, die unterschiedlichsten Optionen zu haben«, antwortete Hasan leise.
    »Ja, wie zum Beispiel die, an der Tür des Vatikans zu klopfen und höflich darum zu bitten, ins Schlafgemach des Papstes gelassen zu werden«, sagte Abu Dun spöttisch. »So vertrauenswürdig, wie wir alle aussehen, dürfte das ja gar kein Problem sein, nicht wahr?«
    Kasim mischte sich ein. »Das alles spielt keine Rolle, wenn wir Ayla nicht finden. Sie ist nicht weit. Ich … ich kann sie spüren. Aber uns bleibt nicht viel Zeit.«
    »Worauf wartest du dann noch?«, fragte Abu Dun und ließ seine Eisenhand ein paarmal auf- und zuschnappen. »Bring uns zu ihr.«
    Kasim deutete nach rechts, in eine schmale Gasse hinein, die nicht nur so roch, als würde sie seit fünfhundert Jahren als Hundeabort benutzt, sondern auch so aussah, und vermutlich nur einmal am Tag genau zur Mittagsstunde ganz von der Sonne beschienen wurde. Allerdings erst, nachdem er einen raschen Blick mit Hasan getauscht und dieser fast unmerklich genickt hatte.
    »Dann gehen wir.« Ali machte eine einladende Geste, hielt Abu Dun aber zurück, als dieser sich unverzüglich in Bewegung setzen wollte. »Du gehst als Letzter. Nicht, dass du am Ende noch steckenbleibst und wir nicht weiterkommen.«
    »Er legt es darauf an«, seufzte Abu Dun. Womit er vermutlich recht hatte, auch wenn Andrej nicht ganz begriff, warum. Wenn jemand wusste, wer Abu Dun war und wie seine Überlebenschancen in einem ernst gemeinten Kampf mit ihm standen, dann Ali.
    Immerhin zog er nicht noch weiter an dem Bogen, den er ohnehin schon überspannt hatte, sondern ging dicht hinter Kasim und seinem Herrn los. Andrej wartete, bis die Assassinen einer hinter dem anderen in der schmalen Lücke verschwunden waren, und machte dann schnell einen großen Schritt, um die Gasse vor Abu Dun zu betreten, was ihm ein ärgerliches Stirnrunzeln des Nubiers einbrachte. Doch mit einem Blick zurück über die Schulter sah er grinsend, dass Alis Befürchtung nicht grundlos gewesen war, denn Abu Dun musste schräg gehen, um vorwärtszukommen.
    Abu Duns Miene verfinsterte sich noch weiter, als hätte er seine Gedanken gelesen.

Kapitel 16
    Vor einem Jahrtausend oder vielleicht auch zweien war dies wohl eines der

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