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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fragte Andrej.
    »Weil heute Nacht der Papst …«
    »Weil ich mich um Ayla sorge«, fiel ihm Hasan hastig ins Wort. »Sie ist ein Kind, und sie hat große Angst. Ich fürchte, sie könnte etwas Dummes tun.«
    »Sich zum Beispiel den falschen Vater aussuchen«, murmelte Abu Dun.
    In diesem Moment wurde in der Seitenstraße erneut wütendes Bellen laut, und Abu Dun warf sich herum. Das Schwert schien regelrecht aus seinem Gürtel zu springen und in die künstliche Hand einzurasten. Ganz offensichtlich kam er bereits ausgezeichnet damit zurande, wenn es sein musste.
    Das Bellen kam näher, und die meisten Assassinen zogen ihre Waffen. Abu Dun hob den gewaltigen Krummsäbel – und riss erstaunt die Augen auf, als der Hund aus der Gasse hervor und geradewegs zwischen seinen Beinen hindurchschoss.
    Jedenfalls nahm Andrej an, dass es ein Hund war. Immerhin hatte er gebellt.
    Oder wenn man es genau nahm, eher gekläfft.
    Oder gequietscht.
    Er war ganz eindeutig kleiner als die junge Katze, die er Ayla gegeben hatte, hatte ein spitzes Fuchsgesicht und große buschige Ohren und hüpfte eher auf seinen winzigen Beinchen, als er lief, das aber in erstaunlichem Tempo. Nicht nur Abu Dun starrte ihm mit offenem Mund nach, bis er das Ende der schmalen Straße erreicht hatte und verschwunden war.
    Abu Dun warf Ali einen warnenden Blick zu, aus Augen, die plötzlich noch schwärzer waren als sein Gesicht. »Ein Wort«, grollte er.
    Ali feixte nur und nahm zum ersten Mal die Hand vom Schwertgriff, um den ausgestreckten Zeigfinger über die Lippen zu legen. Abu Duns Blick wurde nur noch finsterer.
    Andrej gestattete sich ebenfalls ein flüchtiges Lächeln. Dann ging er mit gezücktem Schwert zu Abu Dun und schob den Nubier zur Seite, um einen Blick in die Gasse zu werfen. Besonders viel gab es nicht zu sehen. Auch diese Straße war im Grunde kaum mehr als eine Lücke zwischen zwei verfallenen Häusern, die schlampig gepflastert und niemals instand gehalten worden war und nicht wirklich besser roch als die, durch die sie vorhin gegangen waren.
    Er wollte sich schon wieder abwenden, als ihm doch etwas auffiel. Nicht alles, was auf dem zerbröckelnden Pflaster lag, war Unrat von Hunden oder Abfall.
    Er steckte das Schwert ein, ließ sich in die Hocke sinken und streckte die Hand nach einer toten Ratte aus, um sie am Schwanz hochzuheben.
    »Wir haben gerade erst gefrühstückt«, sagte Abu Dun. »Bist du schon wieder hungrig?«
    Andrej richtete sich wieder auf und ließ die tote Ratte vor seinem Gesicht hin und her baumeln. »Sie ist noch warm.«
    »Dann habe ich wohl Glück gehabt, dieser reißenden Bestie entkommen zu sein«, sagte Abu Dun säuerlich.
    »Das waren nicht die Hunde.« Andrejs Fuß pochte. »Sieh genau hin.«
    Abu Dun tat, wie ihm geheißen und zog überrascht die Stirn kraus, als er die beiden winzigen Bisswunden im Nacken des Tieres erblickte. Dann stieß er erschrocken die Luft zwischen den Zähnen aus und konnte sich gerade noch beherrschen, nicht entsetzt zurückzuprallen, als die Ratte die Augen aufschlug und mit den winzigen Krallen an ihren Vorderpfoten nach ihm schlug.
    Andrej brach ihr das Rückgrat, ließ sie zu Boden fallen und zerstampfte ihren Schädel mit dem Stiefelabsatz, bevor er sich umwandte und erneut sein Schwert zog, um zum Ende der Gasse zu gehen.
    Sie mündete nicht in einer weiteren Straße, sondern einem Trümmerfeld.
    Gerade eben hatte er noch darüber sinniert, was die Zeit dieser Stadt antat, nun sah er es mit eigenen Augen vor sich. Zu ihren Füßen fiel der Boden zu etwas ab, das vor fünfzig Generationen vielleicht einmal ein gewaltiges Amphitheater gewesen sein mochte. Jetzt war es eine riesige Fläche aus zerbröckelndem Stein und wucherndem Unkraut, zerbrochenen Terrassen und geborstenen Säulen und wie unter den Hammerschlägen zorniger Riesen gesplitterter Stufen. Unkraut und dünnes Buschwerk standen mannshoch, und hier und da hatte auch ein Baum seine Wurzeln in den Boden geschlagen und war zu erstaunlicher Größe gewachsen.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Abu Dun.
    »Lass das«, antwortete Andrej, ohne, dass sein Blick aufhörte, über die Ruinenlandschaft zu tasten. Auf halber Strecke erhob sich etwas, das an einen verfallenen Tempel erinnerte.
    Plötzlich war ihm, als würden sie beobachtet, und er meinte, ein Beben durch das Areal vor ihnen gehen zu sehen, so, als wäre es
lebendig
. Er riss den Blick los und sah Abu Dun an. »Du weißt, dass ich das nicht mag.«
    »Was?«,

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