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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine reine Orgie aus Bewegung und Wut. Panik drohte ihn zu übermannen.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Schatten heranraste, zu klein und viel zu schnell, um ihm auszuweichen. Abu Dun versetzte ihm einen Stoß mit der gesunden Hand, der ihn zurücktorkeln und schwer auf den Rücken fallen ließ, riss in derselben Bewegung das Schwert in die Höhe und halbierte die Katze mit einem einzigen Schlag von der Schnauze bis zur Schwanzspitze. Praktisch im gleichen Moment brachen gleich vier weitere Katzen aus dem Gebüsch hervor und attackierten den Nubier, um den Tod ihrer Schwester zu rächen. Den Schreien und wütenden Kampfgeräuschen nach zu schließen erging es den Männern hinter ihm nicht viel besser.
    Andrej blieb jedoch keine Zeit, einen Gedanken daran zu verschwenden. Er war auf etwas Weiches und Struppiges gefallen, das sich heftig zappelnd von seinem Gewicht zu befreien versuchte, verlagerte sich um eine Winzigkeit und stieß den Ellbogen dann mit aller Gewalt zurück. Er wurde mit dem befriedigenden Knacken belohnt, mit dem das Rückgrat des Tieres brach.
    Doch um zu triumphieren, war es zu früh. Als ihn zwei weitere Katzen ansprangen, eine davon kaum älter als das Tier, das er am Morgen gefunden hatte, tauchten hinter ihnen gleich ein halbes Dutzend Ratten auf, die sich der unmöglichen Armee mit leeren Augen und gebleckten Zähnen anschlossen. Die größere der beiden Katzen erschlug Andrej mit der bloßen Hand, das Jungtier stieß er mit solcher Wucht weg, dass es wie eine lebende Kanonenkugel unter die Ratten geschleudert wurde und die ganze Meute auseinandersprengte.
    Unter normalen Umständen hätten sich die Ratten nun gewiss auf sie gestürzt, um ihren natürlichen Feind zu zerreißen, doch jetzt wichen sie der verdutzten Katze nur geschickt aus und setzten ihren Angriff unbeirrt fort.
    Andrej rollte sich halb in die Höhe, wobei er eines der Tiere unter dem rechten Knie zermahlte, und schlug ein zweites mit dem Handrücken aus der Luft, als es auf die wenig glückliche Idee kam, nach seiner Kehle springen zu wollen.
    Die anderen waren auf denselben Gedanken gekommen, doch Andrej kam schnell genug ganz auf die Beine, dass die kleinen Biester seinen Hals verfehlten – dafür aber verbissen sie sich in seiner Hose und in dem dicken Stoff seiner Jacke und begannen augenblicklich an ihm hochzuklettern, um ein Stück unbedeckter Haut zu finden, in das sie ihre Zähne schlagen konnten. Andrej streifte zwei der Tiere mit der bloßen Hand ab, dann war Abu Dun neben ihm und befreite ihn von den übrigen Quälgeistern, um sie anschließend zu zertreten.
    »Alles wieder in Ordnung, Hexenmeister?«, fragte er.
    Andrej sah ihn nur verständnislos an.
Wieder?
Er verstand nicht, wie es dem Nubier gelungen war, sich binnen weniger Augenblicke gleich vier der tierischen Angreifer zu erwehren, doch die Katzen waren fort, und von Abu Duns Schwertklinge und seiner eisernen Hand tropfte sonderbar zähflüssiges, halb geronnenes Blut. Hinter ihm waren noch immer die Geräusche eines verbissenen Kampfes zu hören.
    Abu Dun musste die Verständnislosigkeit in seinem Blick bemerkt haben, doch er beließ es bei einem bloßen Achselzucken und ergriff sein Schwert fester, um Hasan und den anderen zu Hilfe zu eilen. Andrej hatte das Gefühl, dasselbe tun zu müssen, doch stattdessen drehte er sich um und ließ sich vor der jungen Katze in die Hocke sinken.
    Sie war tot, und das wohl schon seit einer ganzen Zeit, aber nun lag sie gewissermaßen zum zweiten Mal im Sterben.
    Andrej wusste, dass es nicht an seinem Schlag lag. Er hatte das Tier derbe weggestoßen, aber trotzdem war es sicher auf allen vieren gelandet, ganz auf die Art seiner Rasse. Jetzt lag es auf der Seite und bewegte sich kaum noch.
    Abu Dun rief ihm etwas zu, doch Andrej beugte sich über die sterbende Katze und streckte behutsam die Hand aus, um sie mit den Fingerspitzen zu berühren. Da war noch immer …
etwas
in dem Tier, dieselbe faule, verzehrende Gier, die auch in ihm tobte und die im Zaum zu halten ihm immer schwerer fiel. Aber es war schwach, und noch während Andrejs Fingerspitzen über das Fell der verendenden Katze tasteten, erlosch es wie eine Kerzenflamme, deren Docht er versehentlich berührt und sie damit erstickt hatte.
    Dann geschah etwas, das ihn vor Entsetzen um ein Haar hätte aufschreien lassen. Das Tier war tot, nur noch ein Klumpen fauliges Aas, das schon zu Lebzeiten zu verrotten begonnen hatte, und doch musste er all seine

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