Nele auf dem Ponyhof - Nele ; [2]
einer kratzigen Pferdedecke, die unheimlich lecker nach Stall und Heu roch. Sissi hatte sich wohlig schnurrend auf Monas Beinen eingerollt, während Plemplem die Gesellschaft aus sicherer Entfernung von einem Apfelbaum aus beobachtete und ab und zu ein mildes »Verrückt« in die Runde rief.
Lukas klimperte eine Melodie auf Sebastians Gitarre und Großtante Adelheid erzählte so unglaubliche Geschichten aus ihrer Zeit als Rodeoreiterin, dass selbst der eingebildeten Josefine der Mund vor Staunen offen stehen blieb. Sie half Sebastian beim Würstchengrillen, schürte geschäftig das Feuer und tat auch sonst ziemlich wichtig und erwachsen. Nele und Mona ließ sie links liegen.
Aber Nele war das ausnahmsweise schnurzegal. Sie drückte sich noch ein bisschen enger an Mona und blieb sogar friedlich, als Sissi ihr in einem unbeobachteten Augenblick das allererste Würstchen vom Teller stahl.
Soeben schlug Lukas einen tiefen Akkord an und Sebastian begann zu singen. Das hörte sich ziemlich gut an.
Das Lied vom kleinen Pony hatte Nele schon ewige Zeiten nicht mehr gehört. Als sie klein war und sich sehnsüchtig ein Pferd wünschte, hatte Großtante Adelheid es ihr manchmal vor dem Einschlafen vorgesungen. Nele konnte sich noch haarklein an den Text erinnern und sang nach der ersten Strophe vergnügt mit:
Sattel mir mein Pony früh am Morgen,
wenn es taut vom Himmel,
wenn im Hof sich alle Pferde tummeln,
Rappe, Fuchs und Schimmel.
Weit übers Land wird mein Pferdchen heute traben.
Und dann soll’s zum Lohne ein Zuckerstückchen haben.
Meinem Jonny noch ein Zuckerstückchen
und dann geht’s hinaus ins Weite.
Und das Pony wiehert, wenn ich singe, wenn ich reite.
Weit übers Land wird mein Pferdchen heute traben.
Und dann soll‘s zum Lohne ein Zuckerstückchen haben.
Nele nahm einen tiefen Schluck Feuerwasser und seufzte voller Wonne. Sie freute sich schon riesig auf den nächsten Tag.
Das sechste Kapitel
wirbelt Neles Pläne völlig durcheinanderstellt sie
vor eine harte Probezeigt, dass Ponys Gänseblümchen
und Sonnenschein liebenund verfrachtet einen
ahnungslosen Berner Sennenhund
Hoch zu Ross!
Nele war total früh wach. In ihrem Bauch grummelte es fordernd. Allerdings spürte sie gar keinen Hunger, sondern sie war einfach furchtbar aufgeregt, weil sie heute ihre erste Reitstunde hatte. Munter sprang sie aus dem Bett und machte Katzenwäsche im Badezimmer. Dann zog sie sich in rekordverdächtiger Zeit an und sauste quer über den Hof in den Saloon zum Frühstück.
Als Nele die Schwingtür aus Holz aufdrückte, war die Erste, die sie erblickte, Josefine. Sogleich sank ihre Stimmung in den Keller.
Josefine hatte natürlich wieder einmal die teuersten Reiterklamotten an, die es für neunjährige Mädchen zu kaufen gab. Man konnte von ihrem Gesicht ablesen, dass sie sich ganz toll darin vorkam.
Nele kannte diesen affigen Blick bereits in- und auswendig und sie konnte ihn nicht ausstehen. So guckte Josefine in der Schule immer, wenn es ihr gelungen war, von Lukas die Mathehausaufgaben zu ergattern.
»Hallo!«, sagte Nele lahm.
Josefine nickte hoheitsvoll, hob stumm zwei Finger und mampfte weiter ihre Cornflakes. Sie zermahlte die Flocken mit ihren Zähnen und schlürfte die Milch geräuschvoll aus der Schale.
Außer Josefine hatte es wohl noch niemand aus den Federn geschafft, stellte Nele bedauernd fest, denn sie waren die einzigen Gäste. Nele suchte sich seufzend einen Platz am Fenster, möglichst weit weg von ihrer Erzfeindin, und besorgte sich Kakao und eine Schale Bircher Müsli vom Büfett. Irgendwie hoffte sie, dass Lukas auftauchte. Wenn er bei Sebastian im Stall mithalf, musste er doch bestimmt früh aufstehen. Auch Mona war noch nicht zu sehen.
Angespannt starrte Nele hinüber zum Stall, aber leider regte sich dort überhaupt nichts. Selbst die Pferde schienen noch zu schlafen. Nur Sissi war schon auf der Pirsch. In Zeitlupentempo schlich sie sich an einen Spatz heran, der in einer Pfütze Wasser pickte. Zum Glück entdeckte der Spatz Sissis Schatten auf dem Pflaster und flüchtete, bevor sie zupacken konnte.
Nele guckte auf die Kuckucksuhr, die über dem Büfett hing.
Mit Großtante Adelheid war um diese frühe Stunde auf keinen Fall zu rechnen. Sie war eine bekennende Langschläferin und kam nie vor neun Uhr aus dem Bett. Dafür lag sie abends immer ewig lange wach in ihrem Bett und verschlang massig Bücher, am allerliebsten Abenteuergeschichten und Reiseführer.
Lustlos löffelte
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