Nele auf dem Ponyhof - Nele ; [2]
Nele ihr Müsli und schlürfte ihren warmen Kakao. Dabei starrte sie angestrengt Löcher in ihren Trinkbecher. Aus unerfindlichen Gründen war ihre super Laune verflogen. Vielleicht lag es doch daran, dass Nele keine schicke Reiterausrüstung besaß. Solche Sachen konnten sich ihre Eltern einfach nicht leisten. Aber dafür trug sie ihre Lieblingsjeans. Sie hatte vorne leider schon Löcher in den Knien und Nele flickte sie immer wieder, weil sie die Jeans auf keinen Fall wegwerfen wollte.
Nagelneu war allerdings das Paar braune Lederstiefel, das Großtante Adelheid ihr spendiert hatte. Witzigerweise hatten sie und Nele die gleiche Schuhgröße, denn Großtante Adelheids Füße waren winzig. Die Stiefel hatte sie auf ihrer vorletzten Reise bei einem Schuster in Amerika gekauft, der ein echter Indianer war und das Leder mit der Hand zusammengenäht hatte.
Bereits nach ein paar Schritten hatte Nele das Gefühl gehabt, dass sie im Wilden Westen war. Mit solchen Stiefeln konnte man bestimmt super reiten. Sie waren mit einem kleinen Absatz, damit man nicht versehentlich aus den Steigbügeln rutschte und runterfiel.
»Guten Morgen, Nele!«
Nele hatte den Reitlehrer gar nicht kommen sehen, weil sie sich so darauf konzentriert hatte, nicht zu Josefine hinüberzugucken.
Sebastian setzte sich mit seiner Kaffeetasse an ihren Tisch. »Du bist ja toll ausgerüstet! Solche hätte ich auch gerne.« Er zeigte bewundernd auf ihre Stiefel. »Hast du dir schon ein Pony ausgeguckt, auf dem du heute reiten möchtest?«
Nele nickte eifrig. »Am liebsten würde ich es mit Freddy versuchen. Der ist total süß.«
Sebastian nickte zustimmend. »Gute Wahl. Freddy tut keiner Fliege was zuleide. Wenn du mit deinem Kakao fertig bist, treffen wir uns im Stall.«
Nele strahlte aus allen Knopflöchern. »Danke!« Sie fand den Reitlehrer total nett.
Sebastian trank seinen Kaffee in einem Zug leer und stand auf.
»Das Bambi für das Baby«, mischte sich Josefine spöttisch ein. »Ihr passt ja echt super zusammen.« Sie schob ihren halb vollen Cornflakes-Teller zur Seite und schnappte sich die Reitgerte, die neben ihr lag.
»Stellen wir gleich die Hindernisse auf, Sebastian?«, fragte sie geschäftig. »Ich will so schnell wie möglich mit dem Sprungtraining anfangen. Papa hat mich gestern für das Turnier angemeldet.«
Sebastian schüttelte den Kopf. »Du gehst mir die Sache ein bisschen zu flott an, Josefine. Tinkerbell ist wirklich ein sehr empfindsames Pferd. Ihr solltet euch erst einmal besser kennenlernen. Du weißt doch, wie schnell die Ponys sauer werden können, wenn man sie zu etwas zwingt. Heute soll wieder richtig tolles Wetter werden. Reite mit ihm doch einfach erst einmal langsam über die Blumenwiese oder durch den Wald. So ein Spaziergang wird ihm bestimmt gut gefallen.« Er wartete ihre Antwort gar nicht ab, sondern ging davon.
Josefine zog einen beleidigten Flunsch. »Spaziergang«, wiederholte sie schrill und patschte mit ihrem Löffel in die Cornflakes, dass die Milch über den Tisch spritzte. »Bin ich Rotkäppchen? Ich rufe sofort Papa an, damit der mit Sebastian redet.« Sie schnappte sich ihre Reitgerte und rannte aus dem Saloon. Das Geschirr ließ sie einfach stehen.
Nele schaute ihr verblüfft hinterher. Sie verstand nicht, was Josefine für ein Problem hatte. Sie selber stellte es sich total schön vor, mit Freddy über die farbenprächtige Koppel zu traben. Im Augenblick blühten dort der Klatschmohn und die Gänseblümchen um die Wette.
Gerade als sie den Saloon verließ, tauchte Großtante Adelheid mit Plemplem auf. Beide sahen noch ziemlich verschlafen aus.
»Gib’acht, Großtante, dass Sissi Plemplem nicht in seine Krallen kriegt«, warnte Nele. »Das Biest jagt draußen herum.« Sie gab erst dem Papagei und dann ihrer Großtante einen Kuss und rannte zu den Ponys hinüber in den Stall.
Ein wenig enttäuscht stellte sie fest, dass Lukas noch nicht da war. Sie hatte ganz vergessen zu fragen, wann genau er auf dem Ponyhof arbeitete. Sicher musste er zwischendurch bei seinem Vater auf dem Acker mithelfen. Er durfte sogar den ganz großen Traktor alleine lenken.
Sebastian war gerade damit beschäftigt, Freddy für Neles Ausritt zu satteln.
Freddy drehte seinen Kopf in Neles Richtung und zeigte seine Zähne. Das sah aus, als würde er sie angrinsen.
»Der Freddy lacht mich bestimmt aus, weil er weiß, dass ich noch nie geritten bin«, sagte sie nervös kichernd.
»Ich glaube, er freut sich einfach, dass
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