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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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und kam ihm zuvor.
    »Polizei. Wir würden gerne die Eigentümer sprechen.«
    Sie warf einen Blick auf den Ausweis.
    »Bitte warten Sie hier. Ich schau mal, ob jemand da ist.« Sie warf Rokko einen Blick zu. »Ich glaube allerdings nicht, dass Polizisten sich unsere Preise leisten können.«
    Sie zeigte Rokko ihre schönen Zähne und verschwand durch eine graue Tür am Ende des Raums.
    »Mannomann …«, murmelte Rokko.
    »Willkommen in der Großstadt«, sagte ich. »Kann’s losgehen?«
    »Immer.«
    Wir folgten der Schönen durch die Tür und traten in ein elegantes Büro mit einer langen Fensterfront, die bis zum Boden reichte. Vor dem Fenster ein massiver Eichenholzschreibtisch, in einer Ecke stand eine Designercouch mit Kaffeetisch und davor zwei Ledersessel, die bequem aussahen. Alles hatte Stil. Vielleicht gehörte der verchromte Jaguar da unten doch eher einem Dotcom-Millionär.
    Rokkos neue Freundin stand vor dem Schreibtisch. Dahinter saß ein Mann. Er war um die fünfzig und hatte etwas aufgesetzt Gepflegtes. Er trug einen Anzug und einen schmalen Schnurrbart. Als er uns sah, war er plötzlich schwer damit beschäftigt, Unterlagen von der Schreibtischoberfläche verschwinden zu lassen.
    In einem der Ledersessel saß ein großer, breiter Glatzkopf. Er trug weite Hosen und eine dünne Sommerjacke. Er sah uns überrascht an, sprang auf die Beine und kam uns entgegen. Rokkos Freundin verließ den Raum.
    »Kickboxer«, murmelte Rokko.
    Die Glatze verstellte uns den Weg. Er war ein Stück größer als ich, wesentlich schwerer und wirkte zu massig, um schnell zu sein, aber das konnte täuschen. Ich zeigte ihm meinen Ausweis.
    »Polizei. Wir hätten gern den Geschäftsführer gesprochen.« »Raus.«
    Ich schaute Rokko an.
    »Hast du deinen Dolmetscher dabei?«
    »Hab ich vergessen.«
    »Mist.« Ich sah die Glatze wieder an. »Sprechen Sie Deutsch?«
    Der Kopf der Glatze drehte sich zwischen uns hin und her. Als er Rokko anschaute, guckte eine Tätowierung aus seinem Hemdkragen hervor. Sah aus wie ein Kreuz. Ich sah zu dem Schnurrbartträger rüber, der immer noch damit beschäftigt war, Unterlagen in Schubladen zu verstauen.
    »Sind Sie der Geschäftsführer?«
    Der Glatzkopf trat einen Schritt näher und verstellte mir die Sicht.
    »Verpiss dich!«
    »Oder was?«, fragte Rokko.
    Ich wollte ihm einen Blick zuwerfen, aber ich traute mich nicht, den Glatzkopf aus den Augen zu lassen. Seine Hände gingen zur Jacke. Rokko lachte hämisch.
    »Was hast du denn da? Teleskop? Elektro? Ich kann nur hoffen, du hast beides – du wirst es brauchen.«
    »Was ist denn da los?«, rief der Schnurrbart.
    »Die Wichsa wolln nich gehn«, sagte Glatze, ohne die Augen von Rokko zu nehmen.
    »Wichser«, sagte Rokko genüsslich.
    Ich trat endlich einen Schritt nach rechts, damit Glatze uns nicht gleichzeitig beobachten konnte.
    »Wir könnten ihm zehn Euro wegen Beamtenbeleidigung abnehmen.«
    »Fünfzig Prozent seiner Altersvorsorge?«
    »Stimmt auch wieder.«
    Ich trat noch einen halben Schritt zur Seite. Der Blick des Glatzkopfs blieb weiterhin auf Rokko haften. Vielleicht war er nicht so blöde, wie er aussah.
    Der Schnurrbart kam auf uns zu.
    »Was ist denn los?«
    »Die sagen, die sind Bullen«, knurrte die Glatze.
    Ich sah zum Schreibtisch. Er war wie geleckt. DieGlatze hatte ihren Zweck erfüllt. Der Schnurrbart warf einen flüchtigen Blick auf meinen Ausweis und gab dann Glatze ein Handzeichen.
    »Ich bin der Geschäftsführer. Entschuldigen Sie bitte den unfreundlichen Empfang. Normalerweise melden sich die Besucher an.« Er lächelte glatt. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie wissen, dass Ihr Personal einen verbotenen Gegenstand mit sich herumträgt?«
    Rokko starrte Glatze an, der seinerseits zurückstarrte. Der Geschäftsführer zeigte uns seine Handflächen.
    »Ruhig Blut, Freunde, kann man doch alles besprechen.«
    »Ich bin nicht Ihr verdammter Freund«, knurrte Rokko.
    »Seit wann leiten Sie die Agentur?«, schaltete ich mich ein. »Wieso?«
    Rokko mischte sich wieder ein.
    »Scheiße, beantworte doch einfach die Frage.«
    Diesmal warf ich ihm einen Blick zu. Guter Bulle, böser Bulle hatten wir voll drauf. Bloß, dass es eher Dorf bulle, Aggrobulle war. Ich wusste, dass Rokko scharf darauf war, ein paar Großstadtgangstern in den Arsch zu treten. So waren alle auf dem Dorf, immer bereit, die Minderwertigkeitskomplexe gegenüber den wirklich coolen Stadtjungs abzuarbeiten.
    »Seit fünf Jahren«, sagte der

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