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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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als eine Gruppe Jugendlicher sich lauthals anbrüllte und jeden Kommentar als Spaßbeweis unglaublich laut belachte. Ich warf einen Blick hinüber. Bingo. Ich hatte mich nicht verguckt. Ich blieb noch ein paar Minuten im warmen Sand liegen und machte mich dann erholt auf den Weg zu der Gruppe, die sich um einen wummernden Gettoblaster versammelt hatte. Um sie herum war ein freier Sandring, als hätten sie Gift gesprüht. Ich durchdrang den Todesstreifen, beugte mich zum Gettoblaster und drosch mit der flachen Hand auf die Armatur. Die Musik erstarb. Als ich mich aufrichtete, hatten die Kids aufgehört zu lachen und starrten mich entgeistert an.
    »Was soll das?«, fragte ein etwa fünfzehnjähriger Junge, der einen Stecker in der Nase hatte und ein Tattoo an der Schulter.
    Ich meinte, in ihm den Sohn von Rita wiederzuerkennen, mit der ich zur Schule gegangen war.
    »Polizei. Könnt ihr euch ausweisen?«
    Niemand sagte etwas. Keiner bewegte sich. Ein paar Badegäste schauten zu uns rüber. Die Kids versuchten cool rüberzukommen, aber die meisten schielten zu einem langhaarigen gut aussehenden Zwanzigjährigen und schienen auf irgendwas zu warten. Benni, seines Zeichens Getto Gangsta, saß auf einer Luftmatratze und musterte mich hinter einer sicherlich original Ray-Ban-Sonnenbrille. Gerade, als er Luft holte, sprach ich weiter.
    »Gut, vergessen wir’s, aber eine Bitte: Vielleicht könntet ihr ein bisschen leiser sein und die Musik ausmachen, damit die anderen Leute hier auch ihr Wochenende genießen können. Geht das?«
    Ich wartete, bis ein paar genickt und andere zugestimmt hatten, dann schaute ich Benni an.
    »Ich muss mit dir reden.«
    Ich drehte mich um, ging runter zum Wasser und schaute über den See. Ich sah, dass Nele drüben an der Grillstelle stand. Sie hatte eine Hand zum Schutz gegen die Sonne über die Augen gelegt und spähte übers Wasser. Ich winkte, aber sie schien mich in der Menschenmasse nicht zu sehen. Hinter ihr hatte Anita sich in den Sand gelegt. Links daneben hockte Rokko und warf Steine ins Wasser.
    Benni stellte sich neben mich. Er verschränkte die Arme und sah mich spöttisch an.
    »Schicke Uniform.«
    Bei Jungs in dem Alter muss man immer den ersten Spruch überhören, sonst kommt man zu nichts, aber nach einem Tag mit seinen Graffiti war das nicht ohne. Ich trat einen Schritt vor und drang in seine Intimsphäre ein.
    »Du Arschloch.«
    Er wich automatisch zurück.
    »Was?«
    »Die Villa auf dem Hügel.«
    Er warf einen schnellen Blick über die Schulter, als würde er sichergehen wollen, dass seine Kumpels noch da waren, dann zuckte er die Schultern.
    »Was ist damit?«
    »Einbruch, Hausfriedensbruch, Vandalismus, Diebstahl, sexuelle Belästigung, da kommt einiges zusammen.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Ich habe niemanden …«
    Ich trat wieder einen Schritt vor. Es schien, als wollte er wieder zurückweichen, doch vor seinen Kumpels konnte er nicht ein zweites Mal nachgeben. So blieb er stehen und sah mich trotzig an. Ich war so nah, dass ich ihn hätte küssen können, doch mir war nach allem anderen, und er schien das langsam zu merken.
    »Bisher habe ich die Drogen nicht erwähnt, denn wenn ich das täte, müsste ich die Angelegenheit meinem Vorgesetzten übergeben. Polizeihauptkommissar Hundt hat es nicht so mit Dealern. Hast du von der Sache im Mykonos gehört? Das war er. Also hilf dir selbst und sag mir etwas Sinnvolles, und bitte, nimm endlich die verdammte Sonnenbrille ab!« Er nahm die Brille ab, und als ich seine Augen sah, wusste ich, dass ich einen Gang zurückschalten konnte.
    »So ist es im Leben. Du hattest deinen Spaß, und jetzt musst du dafür zahlen. Ich will hören, dass du es super findest, dass ich dich nicht an Hundt verpfeife, denn der würde dich garantiert hopsnehmen, egal ob du Scheiß gebaut hast oder nicht. Zur Not bringt er selber was mit und jubelt es dir unter. Also, willst du mit mir oder mit ihm reden?« Er senkte den Blick.
    »Mit Ihnen, schätz ich.«
    »Ich erwarte dich morgen um neun an der Villa. Sie wird gerade aufgeräumt, und du bist herzlichst eingeladen, deinen Teil dazu beizutragen.«
    Seine Stirn kräuselte sich.
    »Morgen um neun? Da …«
    »Bist du da«, unterbrach ich ihn und schaute über seine Schulter. »Deine Luftmatratze?«
    Er blinzelte überrascht über seine Schulter.
    »Äh, ja.«
    »Sei pünktlich.«
    Ich ging zu seinen Freunden rüber, die sich unterhielten und taten, als hätten sie mich vergessen. Tolle Taktik. Sie

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