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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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waren. Durch die Tür war Gekicher zu hören, und ich hätte jetzt einiges für einen Röntgenblick gegeben.
    »Wie lange braucht ihr noch?«
    »Bis wir fertig sind«, rief Nele.
    »Wollen wir ihn reinlassen?«, gickelte Anita.
    »Besser nicht, er …«
    Sie senkte ihre Stimme. Das Gekicher nahm zu, und ich hatte ein Déjà-vu. Mädchen schlossen sich ein und mich aus. Früher hätte ich vor der Tür Stellung bezogen und gehofft, dass sie mich irgendwann reinlassen. Heute war ich schlauer und ging gleich wieder runter. Das war das Tolle am Älterwerden – man gewann Zeit. Allerdings machte sie manchmal weniger Spaß.
    In der Küche schnappte ich mir zwei Bier aus dem Kühlschrank, gab Mor einen Schmatzer auf die Wange und ging in den Garten. Rokko hatte sich das Shirt ausgezogen und es sich auf einem Gartenstuhl unter dem Schirm bequem gemacht. Ich setzte mich neben ihn, reichte ihm eine Flasche, prostete ihm zu und trank einen Schluck.
    »Ah, es geht doch nichts über ein kaltes Bier am Ende eines heißen Tages, hm?«
    Er trank einen tiefen Schluck und begann, das Etikett von der Flasche zu pulen. Ich ließ meinen Blick über die Felder gleiten.
    »Anita sieht heute besonders scharf aus, findest du nicht? Als ich sie vorhin im Bikini sah, fiel mir wieder ein, wieso die ganze Gegend hinter ihr her ist.«
    Er pulte stoisch weiter.
    »Die beiden duschen gerade zusammen. Mit einer Webcam im Bad wären wir Millionäre. Wäre ein guter Augenblick, um sich zu versöhnen, dann könnte man vielleicht ins Geschäft kommen. Du überredest Anita, ich Nele, und dann machen wir die große Kohle.«
    Er warf mir einen genervten Blick zu.
    »Mach nur weiter den Trottel.«
    »Der Trottel bist du. Wann versöhnt ihr euch eigentlich?« »Ich arbeite dran.«
    »Echt? Davon merkt man nichts.«
    »Weil du dämliches Arschloch ständig damit beschäftigt bist, mir auf die Nüsse …«
    Er brach ab, weil Mor den Kopf aus dem offenen Küchenfenster steckte.
    »Rokko Müller«, sagte sie und hatte ihren strengen Tonfall drauf. »Hier sprechen wir nicht so.«
    »Entschuldigung«, sagte Rokko kleinlaut.
    Mor schaute ihn noch einen Augenblick an, dann zog sie ihren Kopf wieder zurück. Ich grinste breit. Rokko zeigte mir den Finger, sagte aber nichts.
    Die Sonne sank ein paar Zentimeter, bevor fröhliche Stimmen erklangen und die Mädchen die Treppe heruntergepoltert kamen. Ich fing mir im Vorbeigehen einen Kuss ein, dann gingen die Männer die Treppe hoch. Ich schlug Rokko vor, auch zusammen zu duschen, um den Mädchen zu zeigen, was ’ne Harke ist. Er verschwand ins Bad. Ich nannte ihn Spaßbremse und überbrückte die Wartezeit, indem ich November rief. Als er neugierig die Treppe hochgetapst kam, befahl ich ihm, sich hinzulegen, dann holte ich seine Bürste und begann, sein Fell zu bearbeiten.
    Irgendwann kam Rokko aus dem Bad.
    »He, das hat aber gedauert, was hast du so lange getrieben? Ach so. Verstehe. Rakete putzen. Tagelang kein Sex, was? Gewöhn dich schon mal dran.«
    Er sah mich genervt an.
    »Mann, kannst du mal von was anderem quatschen?«
    Ich streckte meine Arme zum Himmel.
    »Und das aus seinem Mund«, salmte ich. »Aber nein, ich hör erst dann auf, wenn du dich bei ihr entschuldigst. Hast du die beiden lachen hören? So einen Tag kriegt man nicht geschenkt, mach die Sache endlich klar.«
    Er stampfte die Treppe wortlos runter. Als ich ihm zehn Minuten später folgte, drangen aus der Küche fröhliche Frauenstimmen zu mir. Es wurde letzte Hand an die Suppe gelegt. Rokko half beim Tischdecken. Ich schnappte mir ein weiteres Bier und verzog mich in den Garten. Die Sonne stand noch einen Fingerbreit über dem Hügel. Der Himmel färbte sich blauorange. Ein leichter Wind fuhr durch die Bäume und ließ die Blätter rascheln. Die Schwalben flogen hoch und schrien vor Freude. Es klang nach Sommer und ewigem Leben. Ich atmete durch und ließ ein paar Schlucke kaltes Bier durch meine Kehle rinnen. Glück gab es nur für Momente. Seit Tagen reihten sich diese Augenblicke wie Perlen an einer Kette. Glücksschmuckstück.
    Wenig später aßen wir Buttermilchsuppe mit Rosinen und Schlagsahne. Mor durfte keinmal aufstehen, die Mädchen wuselten um sie herum und erfüllten ihr jeden Wunsch. Rokko holte erst die Getränke, dann Suppennachschub. Wenn ich die Augen verdrehte, schaute er weg, ohne mir einen Finger zu zeigen. Für seine Verhältnisse bedingungslose Kapitulation.
    Nach dem Essen holte Nele die Klampfe runter. Ich ließ mich

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