Nele Paul - Roman
brachen und Mor ins Bett hüpfte, trug ich sie die Treppe hoch. Wie immer war ich als Erster fertig. Ich schlüpfte ins Bett und fand noch die Kraft, sie im Schein der Lampe anzuschauen, als sie sich stöhnend auszog. Sie ließ sich nackt neben mir aufs Bett fallen und kroch unters Laken.
»Was für ein Tag«, ächzte sie.
Sie kuschelte sich an mich und schob mir ihre Ferse zwischen die Waden. Nichts erinnerte an gestern Abend. Sie war völlig entspannt.
»Ich finde, wir sollten darüber reden«, sagte ich.
Sie gähnte.
»Worüber?«
»Uns.«
Sie schloss den Mund und blinzelte.
»Gut.«
Ich hob eine Hand und legte ihr meine Handfläche auf ihre weiche Wange.
»Du hast mir gefehlt.«
Hinter ihren Augen ratterte es. Sie befeuchtete ihre Lippen.
»Du mir auch.«
»Nein, ich meine, wirklich. Es war … wie ein anderes Leben.« Ich rieb mir das rechte Auge. »Ich finde, wir sollten zusammen sein. Wie klingt das für dich?«
»Das ist das Beste, was ich seit Jahren gehört habe.« Sie küsste mich auf die Wange und fuhr mir mit der Hand durchs Haar.
»Gut«, sagte ich. »Dann gehen wir zusammen weg.«
Sie blickte mir einen Moment in die Augen, dann ließ sie ihren Blick durchs Zimmer wandern.
»Und Mor?«
»He, ich bin dreiunddreißig. Nur Serienkiller wohnen da noch zu Hause.«
Sie biss auf ihrer Unterlippe herum und dachte nach.
»Hast du schon mit ihr darüber geredet?«
»Sie weiß es längst. Aber ich sage es ihr auch. Nach dem Fest.«
»Aber …«, begann sie und verstummte.
Ich stemmte mich auf einen Ellbogen, um ihre Augen besser sehen zu können.
»Also, wirklich, flipp jetzt bloß nicht aus vor Freude …«
Sie senkte den Blick und drückte meine Hand.
»Entschuldige, es ist nur … Puh.« Sie biss sich auf die Lippe. »Können wir morgen darüber reden?«
»Klar. Kein Problem. Super. Gute Nacht.«
Ich knipste die Lampe aus und legte mich hin. Sie kuschelte sich an mich und knabberte an meinem Kinn.
»Hey, nicht schmollen. Es war ein langer Tag, und ich bin müde. Ich will nur mal drüber schlafen. Wir reden morgen, ja? Und alle Entscheidungen treffen wir gemeinsam, gut so?«
»Super.«
Sie drückte mir einen müden Kuss auf die Lippen.
»Ich mach’s wieder gut«, flüsterte sie und gähnte.
Mir war nicht klar, wie sie das schaffen wollte. Ich hatte ihr gerade so etwas wie einen Antrag gemacht, und sie hatte sich so etwas wie Bedenkzeit erbeten. Ich wusste zwar warum, aber dennoch … Als sie damals ging, war Mor ein Thema gewesen. Ich hatte dieselben Schuldgefühle verspürt wie Nele. Ich hatte meine Lektion gelernt. Nele offenbar nicht.
Sie schlief fast auf der Stelle ein. Ich lag wach. Mir war klar, dass ich kein Auge zumachen würde.
Nele weckte mich um fünf Uhr morgens mit ihren warmen Händen auf meinen Wangen, als ich gerade träumte, dass wir vogelwild miteinander vögelten. Sie öffnete mir mit der Zunge die Lippen, schob mit den Füßen die Bettdecke fort und legte sich auf mich. Sie küsste mich. Das Gefühl ihrer Haut und ihrer Lippen schoss durch meine Nervenbahnen. »Ich habe nachgedacht«, flüsterte sie.
»Gut«, murmelte ich und ließ eine Hand über ihren Rücken gleiten. Ich fand ihren Po und nahm eine Backe in die Hand. Sie fühlte sich fest und glatt an. Fast hätte ich geschnurrt. »Hörst du mir zu?«
»Ja.«
»Ich will.«
»Gut.«
Ich spürte ihr Lächeln, als sie an meinen Lippen knabberte. »Weißt du überhaupt, wovon ich rede?«
»Ja, klar.«
Ich ließ einen Finger zwischen ihre Beine gleiten. Sie lachte leise und wackelte ein bisschen mit dem Hintern. Mein Finger glitt zwischen ihre weichen Lippen. Um der Menschheit die Fortpflanzung schmackhaft zu machen, hatte die Evolution das weibliche Geschlechtsorgan so formen müssen, dass es keine Widerrede gab. In Millionen Jahren erschaffen, getestet, nachjustiert, um schließlich Perfektion zu erreichen. Was ich berührte, war ein Meisterstück.
»Vollkommen«, murmelte ich.
Nele kicherte.
»Hilfe, mein Kerl dreht durch.«
Sie umarmte mich fest, ohne mich in dem schwachen Mondlicht aus den Augen zu lassen, und drückte schließlich ihre Nasenspitze gegen meine.
»Lass uns ein schönes Leben haben«, flüsterte sie.
Mein Herz schlug schneller. Sie schob ihre Hände in meine, die Finger gespreizt. Unsere Finger verflochten sich zu einer Hand.
»Paul«, flüsterte sie. »Sag was.«
»Ja.«
Wir sahen uns aus keiner Entfernung in die Augen. Der Mond warf einen Lichtstreifen auf ihre Wange.
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