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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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Schulter, und der Punch schwappte über meinen Oberkörper. Schon stank ich wie eine Schnapsleiche.
    »Auweia!« Ich schnupperte an der Bowle. »Wie viel hast du da reingetan?«
    »Alkohol?«, fragte sie unschuldig.
    O-ohh … Der Abend versprach, interessant zu werden. Wir grinsten uns an, und ich machte mich wieder an die Arbeit. Als ich die Küche verließ, begann Mor wieder zu summen, und ich wusste, dass sie es wusste. Wir hatten beschlossen, dass das Thema heute tabu war, doch gleich morgen würden wir darüber sprechen. Ich versuchte, den Gedanken daran zu verdrängen. Carpe diem.
    Während wir letzte Hand an die Tischdecken der Gartenbänke legten, huschte November durch die Büsche, auf der Jagd nach Nachzüglern. Das Ratpack hätte hier keine Minute durchgestanden. Von Zeit zu Zeit staubte ich einen Kuss ab, und der Himmel blieb blau. Es war angerichtet.
    Um Punkt achtzehn Uhr standen wir parat, wie Soldaten auf dem Kasernenhof. Mor saß auf einem Stuhl am Gartentor und tat, als wäre sie damit völlig zufrieden, wir lauerten ein paar Schritte dahinter. Im Garten summte Diana Krall leise, dass sie ihre Adresse geändert habe. Ein leichter Wind wehte, es war dreißig Grad, und der Himmel immer noch so klar und blau, dass kein Maler ihn hätte malen können, ohne etwas hinzuzufügen. November lag im Schatten eines Buschs und ruhte sich aus. Er hatte sich von der Aufregung anstecken lassen, und es war schwer gewesen, ihm klarzumachen, dass halbe Ratten bei Mädchen nicht an erster Stelle standen. Zur Feier des Tages trug Mor ihre Prothese und ein Sommerkleid, das auf halber Wade endete. Bis auf eine winzige Farbdiskrepanz sah das falsche Bein echt aus. Prothesenträger durften nie in die Sonne gehen. Sobald sie ein bisschen braun wurden, passte die Prothese farblich nicht mehr.
    Nele zerrte an meiner Hand.
    »Wo bleiben die?«
    »Die kommen schon noch.«
    Ich drückte sie an mich und küsste ihr Haar. Es duftete nach Weizen. Ich schnupperte daran, sog die Luft in kleinen Schüben in die Nase, wie ein Weinkenner. Ich kam auf Gedanken. Nele in Flaschen. Warum war ich da nicht früher drauf gekommen?
    »Was machst du?«
    »Hmmmm …«, machte ich und schnupperte weiter.
    Sie stieß ihren Ellbogen in meine Rippen und schaute den Hügel hinunter.
    »Wo bleiben die denn bloß?«
    »Die kommen schon noch.«
    Sie schaute zu mir hoch.
    »Und was, wenn nicht?«
    »Dann gehen wir früher ins Bett.«
    Diesmal stieß sie fester zu. Ich schielte zu Mor rüber. Sie saß einfach da und harrte der Dinge.
    »Okay. Wenn keiner kommt, hol ich sie mit Gewalt.«
    Nele lehnte sich an mich.
    »So spricht ein richtiger Mann.«
    »Yeah.«
    Um dreizehn Minuten nach sechs kam ein Fiat Punto den Hügel hochgefahren. Mor stand auf und wir fast stramm, als der Wagen auf dem Hof parkte und Schmidtchen ausstieg. Er schaute sich um.
    »Fällt es aus?«
    »Nee, du Depp«, sagte ich, »du bist bloß der Erste. Das kennste halt nicht, und jetzt gib der Frau die Blumen.«
    Er gab Mor die Blumen und gratulierte ihr. Mor bedankte sich artig. Schmidtchen blieb stehen und schaute mich ratlos an. Ich gab ihm ein Zeichen, dass er nach hinten in den Garten verschwinden sollte. Er verschwand in den Garten. Das Fest war eröffnet.

    Um acht war das Grundstück voller Menschen. Außer der Nachtschicht und Hundt hatte sich die gesamte Polizei des Landkreises eingefunden. Karl-Heinz trug wieder seinen Tweed-Anzug. Es war nur die Frage, was ihn zuerst erledigte, die Hitze oder der Punch, den er in sich reinlaufen ließ. Unser aller Lieblingsbusfahrer Willi kam mit seiner Frau, und noch am Gartentor begann er, sich über Rokkos Fahrstil zu beschweren. Seine Frau verdrehte die Augen und zog ihn weiter.
    Mohammed fuhr mit dem Großraumtaxi vor, lud acht Geschwister aus und fuhr dann wieder los, um Nachschub zu holen. Seine Familie hatte sich in Schale geworfen, und da die meisten Gäste sich in schlichten Farben gekleidet hatten, brachten die persischen Gewänder Farbe in die Sache. Rokkos Eltern trafen zusammen mit Anitas Eltern ein. Wie der Vater, so der Sohn, war Rokkos Vater früher ein in der ganzen Gegend bekannter Aufreißer gewesen. Bis er Rokkos Mutter kennenlernte. Die beiden wirktenentspannt, ganz anders als Anitas Eltern, zwei gramgebeugte Menschen, die sich liebend gern Sorgen machten. Ich hatte keinen von beiden jemals lachen sehen und beschloss, ihnen später ein paar Punch vorbeizubringen, um der Sache mal auf den Grund zu gehen.
    Die Neue

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