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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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ganz.«
    Ich hob meine Augenbrauen.
    »Wieso hast du dann so gute Laune?«
    »Er ist schwul.«
    Für einen Augenblick dachte ich, er spricht von sich in der dritten Person.
    »Maximilian?«
    Er nickte.
    »Ich dachte, sie wär mit dem fremdgegangen, ist sie aber nicht. Sie sagt, sie will überhaupt niemand anders als mich.« Er legte die Füße auf den Tisch und kratzte seine rechte Schläfe. »Sag mal, was hältst du eigentlich vom Heiraten?« »He, nette Idee, wirklich, aber ich hab schon Nele.«
    Er verdrehte gut gelaunt die Augen.
    »Also, manchmal bist du so ein Spasti, nicht zu fassen.«
    »Anita will dich heiraten?«
    »Weiß nicht. Sie macht so Andeutungen.«
    »Gott, sie muss auf Droge sein. Komm, wir verpfeifen sie an Hundt!«
    Er kleidete ein paar Minuten lang aus, wie spasti ich wäre, dann schwang er die Beine vom Tisch und tippte gut gelaunt weiter. Ich saß da und dachte: heiraten . Aber auch das würde sie nicht dahalten. Sie gehörte in eine Großstadt, daran würde kein Ring was ändern. Außer natürlich, man zog ihn ihr durch die Nase. Hm! Ich ertappte mich beim Lachen. Rokko grinste zu mir rüber, jaja, so war das mit den Mädchen. Wenn es gut lief, gab es nichts Besseres auf der Welt. Zwei verliebte Dorftrottel.
    Der Tag zog weiter, ohne dass mich irgendwas vom Thema ablenkte. Vielleicht, weil mein Handy ständig vibrierte. Sie vermisste mich. Sie dachte an mich. Sie vermisste mich. Heute Abend würde ich ihr sagen, dass sie bleiben sollte. Dann würde sie mir sagen, dass sie das nicht konnte. Und dann würde ich ihr sagen, dass ich mit ihr weggehe. Die Sache war klar. Nicht klar war, wie ich es Mor sagen sollte. Sie machte sich bestimmt schon so ihre Gedanken, aber dennoch …
    Wie aufs Stichwort kam Karl-Heinz mit einem zweiseitigen Fax und einem Grinsen ins Kabuff. Das Fax erwies sich als Einkaufsliste von Mor. Ein paar Kleinigkeiten, die ich nach Feierabend mitbringen sollte. Ein paar Kleinigkeiten, die, wie es aussah, gut und gerne zwei LKW-Ladungen gefüllt hätten. Karl-Heinz dankte für die Einladung und ging wieder raus. Ich nahm das als Anlass, Mor anzurufen. Ja, es war immer noch alles in Ordnung. Nele und Anita machten einen auf Bauleitung und scheuchten die Kids hin und her, alles bestens. Sie mahnte mich, den Einkauf nicht zu vergessen, und legte auf. Dann hatte ich endlich wieder Zeit, an Nele zu denken, nur unterbrochen von der Lichterkette und dem Leid der Welt.
    Am frühen Nachmittag blinkte die Lichterkette, und wenig später waren alle verfügbaren Kräfte unterwegs zu einem abgelegenen Hof, auf dem die Bande erneut zugeschlagen hatte. Wir verfolgten über Funk, wie Hundt Straßensperren errichten ließ und ein imaginäres Netz um die Bande zog, wobei er ignorierte, dass wir die Bande nicht mal identifizieren könnten, wenn sie geradewegs ins Revier spaziert käme. Alles, was wir an Indizien hatten, waren eine Auflistung der Beute, ein paar vage Personenbeschreibungen, die auf jeden zweiten Mann zwischen zwanzig und fünfzig zutrafen, und die Information, dass die Bande deutsch sprach. Es kamen bloß einige tausend Verdächtige im Landkreis zusammen. Aber vielleicht würde Hundts neuste Strategie, auf der Straße stehen und böse gucken, die Bande zumAufgeben zwingen. Vielleicht lachten sie sich auch irgendwo in ihrem Versteck tot, und wir fanden irgendwann eine entlegene Blockhütte mit vier Skeletten und einem Koffer voller Geld.
    In den letzten Stunden der Schicht verfolgten wir am Funkgerät die Jagd, die keine war. Nebenbei nahmen wir Anrufe entgegen, schrieben Strafanzeigen und tranken literweise Wasser. Rokko speicherte den Anruf einer süß lispelnden Anruferin im Best-of-Ordner ab, und dann war endlich Feierabend.
    Auf dem Parkplatz kamen uns Schröder und Telly dehydriert entgegen. Sie sahen furchtbar aus. Stundenlange Verkehrskontrollen in der prallen Sonne, bei den Temperaturen musste das Gefahrenzulage bringen. Schröder verfluchte Hundt und verriet uns, wieso er heute noch miesere Laune hatte als eh schon: Die Neue hatte am Tatort Fußabdrücke gefunden, anhand derer man das Gewicht der Täter ermitteln konnte. Jetzt konnten wir zumindest ein grobes Täterprofil anlegen. Außerdem wussten wir mit Sicherheit, dass es vier waren. Statt der Neuen ein Lob auszusprechen, hatte Hundt sie wieder auf Streife geschickt. In seinen Augen waren Großstadtbullen allesamt korrupte Besserwisser. Korrupte Besserwisser mit einer hohen Aufklärungsquote, könnte man hinzufügen,

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