Nelken fuers Knopfloch
gespickt, die sich ausgezeichnet servieren ließen. Pforten spielte darin die Titelfigur >Onkel Humphrey<, den entarteten Sproß einer hocharistokratischen Familie, der sich abenteuernd, stets nach Alkohol duftend und ständig leicht benebelt, ewig in Weibergeschichten verstrickt, vom Knöchel bis zum Hals tätowiert und immer abgebrannt bei seiner hochvornehmen Familie immer im unpassendsten Moment und natürlich nur dann sehen läßt, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht — im Stück in dem Augenblick, da man ein Mitglied der königlichen Familie erwartet und diese Verwandtschaft mit entwaffnender Liebenswürdigkeit erpreßt, ehe er sich wieder abschieben läßt.
Pforten war nach Beendigung der Dreharbeiten mittags nach Sachrang zurückgekehrt und hatte Simone Simpson mitgebracht, um sie Heliane vorzustellen.
»Ich habe dir schon lange versprochen, Heli, Fräulein Simpson einmal nach Sachrang mitzubringen...«
Heliane empfing die junge Schauspielerin, die ihr ein wenig befangen entgegentrat, mit einem herzlichen Willkommen. Sie führte sie in ihr Ankleidezimmer und stellte ihr, da Pforten sie direkt aus dem Atelier mitgebracht hatte, sogar eine Auswahl an Badeanzügen zur Verfügung, und sie war auch nicht kleinlich, als Simone Simpson gerade jenen blau-weiß gestreiften Bikini wählte, der ihr selber der liebste war, weil sie ihn sich erst vor wenigen Tagen angeschafft und erst einmal getragen hatte. Daß sie ihn nicht mehr tragen würde, konnte Fräulein Simpson nicht wissen. Er paßte ihr wie angegossen, denn sie hatte Helianes Figur und Größe. Als sie sich im Wasser tummelte, konnte Heliane Michael zum erstenmal allein sprechen.
»Sie ist wirklich attraktiv, Micha, sie ist mehr als das, sie ist bildhübsch, aber sag, mußtest du sie ausgerechnet heute mitbringen?«
Er ging im Kopf den Kalender durch, aber er traf auf keinen Geburts- oder gar Hochzeitstag.
»Heute oder morgen, was ist das für ein Unterschied?«
»Ach, Micha, du scheinst vergessen zu haben, daß heute die Jungen nach Hause kommen...«
»Ach, du lieber Gott!« seufzte er und rieb sich die Stirn. »Das habe ich wahrhaftig total verschwitzt. Hier der neue Film, da die neue Rolle, ich bin ein wenig überdreht. Was machen wir da nur?«
»Gar nichts — wir werden Fräulein Simpson an unserem trauten Familienleben teilnehmen lassen. Eine glückliche Ehe ist immer so anregend, es selber einmal zu versuchen... Heißt die Kleine übrigens wirklich Simone?«
»Weshalb fragst du?«
»Ach, ich finde, sie sieht mehr nach Martha aus«, murmelte Heliane achselzuckend; »ich weiß selber nicht, wie ich eigentlich darauf komme.« Pforten starrte sie an — und lachte laut.
»Du bist ein Biest, Heli«, er grinste und küßte sie auf die Schulter. Simone Simpson kletterte gerade aus dem Wasser.
»Nicht doch!« sagte Heliane und entzog sich seinem Arm. »Doch nicht in ihrer Gegenwart! Und wisch dir den Lippenstift vom Ohr, Micha — es ist nicht die Farbe, die ich benutze.«
»Oh«, murmelte er und rieb sich das Ohrläppchen, »es muß während der Aufnahmen passiert sein.«
»Ich habe auch nichts anderes angenommen.«
Der Hund Poldi saß dabei, hörte sich das heitere Gespräch an und wedelte herzlich mit dem buschigen Ringelschwanz. Er hatte Heliane tief in sein Herz geschlossen und kämpfte mit sich, als sie zum Hause zurückging, ob er ihr folgen oder Pforten weiter zwischen den Stühlen hin und her begleiten sollte. Pfortens Ansprache veranlaßte ihn schließlich, zu bleiben.
»Na, Poldi, Freund und Kollege — ich habe das Gefühl, daß der Haussegen ein wenig schief hängt, wie?« Er beugte sich nieder und klopfte dem Hund die Flanke. »Du bist doch ein Mann, Poldi. Also gib mir mal einen Rat. Was tut man als Kavalier, wenn man von einer jungen Dame aus Dankbarkeit — aus reiner Dankbarkeit! — einen Kuß bekommt? Soll man sich empört abdrehen oder sie gar fragen, was ihr einfällt?«
Der Hund sah Pforten treuherzig an, er legte den Kopf zweifelnd auf die Seite und schien es auch nicht zu wissen.
Mit einer Sonnenbrille vor den Augen ließ sich Simone Simpson, anmutig auf eine rot-weiß bespannte Liege gestreckt, auf der Terrasse von der Sonne trocknen. Auch sie war braungebrannt, denn sie hatte in den vergangenen Wochen leider Zeit genug gehabt, sich sommerlichen Badefreuden hinzugeben. Ihr Freund, ein fünfzigjähriger Textilfabrikant, ließ ihr Zeit genug, denn er war verheiratet und konnte ihr in der Woche höchstens einen Abend
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