Nelken fuers Knopfloch
der ihr willig folgte, hinaus; Poldi schien verstanden zu haben, worum es ging, denn er leckte sich die Lippen. Pforten blickte ihm nach, wie er krummbeinig und demütig neben Margot einhertrottete, wie ein Bettler, der in der Küche einen Teller Suppe zu bekommen hoffte.
Eine Viertelstunde später brachen sie zu dritt auf, Pforten, Simone Simpson und der Hund Poldi. Pforten mußte das Verdeck schließen, denn aus grauen, tiefhängenden Wolken sprühte ein feiner Nieselregen herab. Die Berge standen hinter wallenden Nebelbänken, die Bäume des Parks troffen vor Nässe, der Regen hatte die Rosen entblättert, und die Zinnien hatten allen Glanz verloren. Im Grunde ihres Herzens schied Simone Simpson ohne das geringste Bedauern von Sachrang, das Landleben begann ihr bereits auf die Nerven zu gehen.
Am Nachmittag läutete Pforten Sachrang an. Er wählte für seinen Anruf eine Stunde, von der er wußte, daß Heliane sich in ihrem Zimmer aufhielt und das Gespräch nicht abnehmen würde. Etienne war es, der nach dem Hörer griff, als niemand erschien, nachdem der Apparat dreimal geläutet hatte.
»Hallo, Michael, was gibt’s? Soll ich Heliane an den Apparat rufen? Ich glaube zwar, sie hat sich etwas hingelegt...«
»Nicht nötig, Marcel. Bestell ihr bitte, daß ich zwei oder drei Tage in der Stadt bleibe. Ich habe eine Menge wichtiger Besprechungen. Und sehr wahrscheinlich fahre ich im Anschluß an die Dreharbeiten übers Wochenende gleich nach Frankfurt, um meinen Gastspielvertrag abzuschließen. Ich läute natürlich inzwischen wieder an, aber richtet euch darauf ein, daß ich erst Anfang nächster Woche wieder daheim bin.«
»In Ordnung, ich will es Heliane ausrichten. Sonst noch etwas, was ich ihr bestellen soll?«
»Nein, das war es. Heli und den Jungen meine Grüße... Und nimm dich Helianes ein wenig an, Marcel! Du weißt, das arme Mädchen hat nicht allzuviel von mir, wenn ich bis über den Hals in Arbeit stecke. Führ sie doch einmal aus! Vielleicht nach Salzburg... Das ist doch auch deine alte Liebe.«
»Ich tu es gern, vorausgesetzt, daß das Wetter sich bessert. Das Barometer steigt ja, nun, es wird auch höchste Zeit!«
»Noch eins, Marcel, fast hätte ich es vergessen: Fräulein Simpson bedauert sehr, daß sie sich >für die reizenden Tageauf Sach-rang< nicht bei Heliane bedanken konnte und daß sie sich weder von ihr noch von euch verabschiedet hat...«
»Schon gut, Michael, ich werde Heliane auch die Grüße von Fräulein Simpson und ihren innigen Dank >für die reizenden Tage auf Sachrang< ausrichten. Ob ich allerdings dabei die Tonlage der jungen Dame so gut kopieren kann wie du, weiß ich nicht. Qao, Micha!«
Etienne hängte ein und angelte sich mit dem Fuß einen Hocker heran, um die Beine langzustrecken. Ihm wäre weder an Pfortens plötzlichem Entschluß, einige Tage in der Stadt zu bleiben, noch an Simone Simpsons formlosen Abschied etwas aufgefallen, wenn er eine halbe Stunde später, als er Heliane Pfortens Botschaften ausrichtete, nicht bemerkt hätte, daß das Lächeln, mit dem Heliane die »reizenden Tage auf Sachrang< aufnahm, wenig Heiterkeit zeigte.
»Was ist los, Heli?« fragte er betroffen.
Sie schüttelte den Kopf: »Nichts, Marcel, wirklich nichts!«
»Mach mir doch nichts vor, mein Herzchen!« sagte er streng. »Dazu kenne ich dich zu lange!«
Heliane ging zum Fenster und starrte auf den Rasen hinaus, wo Manfred und Thomas eine Regenpause dazu benutzten, Toms neueste Flugzeugkonstruktion zu starten. Manfred bediente das Radargerät, das er selber gebaut hatte, während Thomas den winzigen Benzinmotor anwarf und die leuchtend rot lackierte Maschine auf einem langen Brett anrollen ließ. Sie schnurrte die leicht ansteigende Startbahn empor, bekam Luft unter die Tragflächen und gewann, von Manfred gesteuert, in einer sanften Kurve rasch an Höhe. Toms Triumphgebrüll und seine gellenden Befehle an Manfred, als die Maschine die Bäume zu streifen drohte, mehr Seitensteuerung zu geben, lockten auch Etienne ans Fenster. Aber er sah Heliane von der Seite an.
»Ach, Marcel«, sagte sie ein wenig verzagt, »diese Weiber, die Michael ins Haus schleppt, gehen mir allmählich auf die Nerven.«
»Dann schmeiß sie doch raus!« knurrte er.
»Das habe ich bereits getan...«
»Was!« rief er verblüfft. »Du hast Fräulein Simone Simpson an die frische Luft gesetzt?«
»Nicht so, wie du es dir vorstellst! Ich habe Michael gebeten, den Kindern kein Schauspiel zu bieten, das sie
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