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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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womöglich falsch deuten können.«
    »Das war auch wirklich allerhöchste Zeit! — Und wie hat Herr Pforten darauf reagiert?«
    »Du hast mir doch soeben seine Bestellung ausgerichtet.«
    »Ach so!« sagte er bestürzt. »Jetzt verstehe ich...!«
    »Er findet sie so wundervoll jung!« Es sollte ironisch klingen, aber ihre Lippen zuckten dabei, und Etienne legte den Arm zart um Helianes Schultern.
    »Es tut mir leid, es dir sagen zu müssen, Heli — aber ganz ohne Schuld bist du auch nicht.«
    »Ich weiß es, Marcel, ich habe die Zügel zu locker gehalten!«
    »Jawohl, mein Kind! Du hast seinem Affen immer zuviel Zucker gegeben. Im gleichen Augenblick, wo du ihm den Zucker entziehst, fängt er an, die Zähne zu fletschen.«
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Knurren lassen und ihm eins übers Fell ziehen, wenn der Affe bösartig wird.«
    »Das ist leichter gesagt als getan.«
    »Wer gute Ratschläge gibt, hat es immer leichter als der, der sie befolgen soll. Aber es wird dir nichts anderes übrigbleiben.«
    »Es sind ja alles keine ernsthaften Geschichten...«, sagte sie nach einer kleinen Weile, aber es klang nicht sehr sicher.
    »Diese Geschichten sind ernsthaft genug, wenn sie dich beunruhigen und wenn es ihretwegen dazu kommt, daß der Haussegen bei euch schief hängt. Und vor allem sind sie ernsthaft genug, wenn schon die Jungen sich Gedanken zu machen beginnen!«
    »Was sagst du da?«
    »Manfred besuchte mich gestern abend noch auf meinem Zimmer. Er brachte mir einen Zeitungsausschnitt mit einer ziemlich boshaften Notiz über einen winzigen Himmelskörper namens Simone Simpson und seine Beziehungen zu Herrn Pforten mit...«
    »Ich habe die Unverschämtheit gelesen«, sagte Heliane betroffen, »aber um Himmels willen, Marcel, was hast du Manfred gesagt?«
    »Selbstverständlich habe ich die ganze Geschichte bagatellisiert. Du kannst ganz beruhigt sein. Und im übrigen meinte Manfred, er könne es ja auch gar nicht glauben, daß Pforten etwas mit Fräulein Simpson haben könne, denn diese Ziege — so drückte er sich aus — hielte doch keinen Vergleich mit dir aus! Nimm es nicht als Kompliment, denn es ist die Wahrheit. Es ist auch meine Meinung.«
    »Ach, Marcel«, sagte Heliane mit einem kleinen Schluchzen und streichelte seine Hand, »ich bin so froh, daß du hier bist!«
    »Jaja«, murmelte er, »ich bin der gute Onkel Marcel, weise wie ein alter Rabe, der sich das Treiben blinzelnd ansieht...«
    Er unterbrach sich mitten im Satz, denn draußen schien es eine kleine Katastrophe gegeben zu haben. Entweder hatte der Motor oder die Radarsteuerung versagt, vielleicht hatte auch ein Windstoß das Flugzeug aus dem Bereich des Radargerätes entführt, denn es stürzte, ein roter Punkt vor dem grauen Himmel, weit hinter den Bäumen des Parks ab, und die Jungen rannten davon, um zu retten, was noch zu retten war. Ein paar Jungen aus dem Dorf, die die kühnen Flugmanöver der Maschine als Zuschauer bewundert hatten, beteiligten sich an der Suche.
    Etienne nahm Helianes Arm und führte sie in die Halle zurück. Er drückte sie sanft in einen Sessel und nahm ihr gegenüber in einer Ecke des blauen Sofas Platz. Und während er sich ein Zigarillo anzündete, sagte er: »Da ist übrigens noch etwas, was ich mit dir besprechen wollte, Heli. — Es betrifft Manfred. Um es kurz zu machen: Er hat durch einen Zufall in Hartenstein erfahren, daß ihr ihn adoptiert habt und daß er nicht euer richtiger Sohn ist...«Er sah, daß Heliane die Hand gegen ihr Herz preßte, und schüttelte den Kopf. »Kein Grund zur Aufregung, Heli! Ich habe dem Jungen seine Geschichte in allen Einzelheiten erzählt, und er hat den kleinen Schock, den sie ihm natürlich versetzte, meiner Meinung nach bereits überwunden. Es ist jetzt sinnlos, daß du dir etwa Vorwürfe machst, weshalb du es ihm nicht schon längst erzählt hast.«
    »Er ist jetzt seit zehn Tagen daheim«, sagte sie gepreßt, »weshalb hat er es mir nicht schon längst selber gesagt, daß er es weiß?« Sie sah Marcel aus verschleierten Augen an. »Weshalb sagte er es gerade dir?«
    »Weshalb — weil ich gerade zur Hand war!«
    »Nein, nein - sprich es ruhig aus! Weil wir sein Vertrauen verloren haben!«
    »Vielleicht ein wenig«, gab er zu, »es wäre eine Lüge, wenn ich es abstreiten wollte. Und ich erwiese dir damit auch keinen Dienst. Aber Manfred hatte ursprünglich die Absicht, mit euch darüber zu sprechen.«
    »Und weshalb tat er es nicht?«
    Etienne streifte den

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