Nelson, das Weihnachtskaetzchen
Weihnachtsmarkt bleiben. Sie müssen ihn mit zu sich nach Hause nehmen.« Sie warf nun einen Blick auf Nelson, der auf seinem Kissen lag und aufmerksam ihr Gespräch verfolgte.
»Wo wohnen Sie, Arthur?«, fragte sie schließlich.
»In Schöneberg.« Was ein ziemliches Stück mit der U-Bahn war. »Sie meinen …«
»Ich schätze, Sie haben kein Katzenkörbchen, nicht wahr?«
»Nein. Und ich weiß auch gar nicht, ob Nelson sich einfach in so ein Körbchen stecken und transportieren lassen würde. Er liebt seine Freiheit, wissen Sie?«
»Aber auf Ihrem Arm wird er während der Fahrt wohl auch nicht in Ruhe sitzen bleiben, oder?«
»Nein, sicher nicht.«
Liselotte sah sich nachdenklich um. Dann sagte sie: »Ich habe eine Idee, Arthur. Ich komme später wieder, warten Sie auf mich. Aber zuerst muss ich mich um etwas anderes kümmern. Die Märchenstunde fängt nämlich gleich an.«
»Was ist das denn für eine Idee, die Sie da haben?«
Sie blickte nervös auf die Uhr. Offenbar hatte sie bei ihrer Unterhaltung die Zeit vergessen.
»Ich muss jetzt los. Ich komme später wieder. Machen Sie sich keine Gedanken. Das lösen wir schon.«
Damit verschwand sie. Arthur sah ihr hinterher. Wir hatte sie gesagt. Seltsam. Sie kannte ihn doch gar nicht. Womit hatte er so viel Freundlichkeit verdient?
Vor der kleinen Bühne hatte sich eine ganze Reihe von Kindern versammelt. Und kurz darauf ging es auch schon los. Liselotte trat in ihrer Verkleidung auf die Bühne, setzte sich und begann mit ausladenden Gesten und leuchtenden Augen zu erzählen.
Ein junges Pärchen kam eng umschlungen an seinen Stand. Die Frau war sofort Feuer und Flamme für seine Figuren, und der Mann schlug kurz darauf vor, einen ganzen Krippensatz zu kaufen. Sie lachte.
»Du willst eine Krippe aufbauen?«, fragte sie. »Einen Stall mit Stroh und Moos und Figuren? Wie in meiner Kindheit?«
»Warum denn nicht? Du liebst Weihnachten doch über alles, oder nicht?«
»Natürlich. Aber …« Sie lachte wieder. »Du bist verrückt! Eine Krippe …«
»Es ist unser erstes gemeinsames Weihnachten. Das soll perfekt werden. Und wenn du in deiner Kindheit eine Krippe hattest, dann gehört das ja wohl dazu.«
»Du bist wirklich unverbesserlich«, sagte sie, drückte sich an ihn und gab ihm einen Kuss.
Arthur verkaufte den beiden einen ganzen Figurensatz. Eine Menge Geld war das, aber wie er die beiden so betrachtete, glaubte er, die Figuren wären bei ihnen in guten Händen. Mit einem Lächeln blickte er den beiden hinterher.
Als er wieder zur Bühne der Märchenerzählerin sah, war Liselotte verschwunden. Ihr Auftritt war vorüber, und die Kinder wandten sich den nächsten Attraktionen zu. Er blickte sich suchend um, aber Liselotte war nirgends zu sehen.
Also wartete er. Es dauerte nicht mehr lange, bis der Markt seine Tore schließen würde. Fast glaubte er schon, Liselotte würde nicht mehr zurückkommen, da tauchte sie plötzlich wieder auf, unterm Arm einen riesigen Katzenkorb.
Arthur war sprachlos. »Wo haben Sie den denn her?«, fragte er schließlich.
»Hinter der Eislaufbahn gibt es einen Stand mit Korbwaren. Haben Sie den schon einmal gesehen? Ganz nette Leute sind das. Die leihen uns den Korb.«
Sie reichte den Korb an Arthur weiter, der ihn vorsichtig entgegennahm. Die Qualität war gut, das sah er sofort. Das war echte Handarbeit.
»Ein sehr gutes Stück«, stellte er fest.
»Das sind junge Leute, die leben auf einem Gut in Brandenburg. Sie machen diese Körbe selbst. Aus Weidenruten.«
»Und die haben Ihnen den Korb einfach so überlassen? Er wird anschließend Gebrauchsspuren haben, das wissen die doch hoffentlich.«
Liselotte lächelte geheimnisvoll. »Das sind sehr nette Leute. Die helfen gern.«
Arthur blickte zum Korb und dann wieder zu Liselotte.
»Danke«, sagte er. »Das mein ich ganz ehrlich: Danke.«
Jetzt wurde sie verlegen. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, Unsinn. Wir wollen lieber sehen, ob der kleine Nelson sich überhaupt in einen Korb einsperren lässt. Vielleicht müssen wir uns ja ohnehin etwas anderes ausdenken.«
Nelson, der verstand, dass es gerade um ihn ging, stand von seinem Kissen am Ofen auf, blickte von einem zum anderen und miaute dann einmal kräftig. Anschließend strich er um Arthurs Beine.
Liselotte lachte. »Aber da müssen wir uns wohl keine Sorgen machen«, sagte sie. »Der Kater ist ja ungeheuerlich fixiert auf Sie. Der macht bestimmt alles, was Sie von ihm wollen.«
Tatsächlich
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