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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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ihm zunehmend ans Herz. Den halben Abend hatte der Alte ihn nach einem Wollknäuel springen lassen, bis er sich darin verheddert und eingewickelt hatte und Arthur ihn befreien musste. Danach hatte er ein weiteres Schälchen mit diesem köstlichen Futter bekommen und sich schnurrend den Bauch kraulen lassen. Und schließlich hatte Arthur ihm eine Holzmaus geschnitzt und sie mit einem Lederbändchen versehen. Dann ging es eine ganze Weile so: Arthur warf, Nelson sprang hinterher, und Arthur lachte und lachte, wusste der Himmel worüber.
    Nelson spähte nun durch die offene Schlafzimmertür. Der Alte lag im Bett und schnarchte. Der Kater schlich sich ins Zimmer, blieb vor dem Bett stehen und sprang mit einem beherzten Satz hinauf. Ein warmes Federbett. Das kannte er von Marie. Glücklich wollte er sich einen passenden Platz zum Schlafen suchen, doch da war das Schnarchen plötzlich vorbei. Nelson wurde vom Bett gestoßen.
    »Nelson! Das Bett ist kein Ort für dich, das weißt du genau!«
    Nelson maunzte, blieb aber im Zimmer und umschlich das große Bett. Kaum war das Schnarchen wieder zu hören, sprang er erneut. Wie herrlich weich es hier war. Ganz vorsichtig rückte er näher an Arthur heran, der wieder aufschreckte und den Kopf hob. Doch diesmal verjagte er ihn nicht.
    »Blöder Kerl«, grummelte er, und kurz darauf erklang wieder das Schnarchen.
    Nelson war zufrieden. Was für ein schönes Zuhause.
    Er schloss die Augen. Beinahe alles war perfekt. Aber nur beinahe. Marie kam ihm wieder in den Sinn. In ihrem Bettchen war es auch so schön warm gewesen. Wie es ihr wohl gehen mochte? Bestimmt hatte sie längst einen neuen Kater. Er hätte sie so gern wiedergesehen, doch dazu würde es wohl nicht mehr kommen. Er hatte so lange in dem Lüftungsschacht auf sie gewartet, aber sie war nicht gekommen, um ihn zu holen. Und jetzt hatte er ein neues Zuhause.
    Er fragte sich, wo es schöner war. Bei Arthur natürlich, dachte er. Obwohl, nein, das stimmte nicht. Bei Marie war es schöner. Nein, bei Arthur, dachte er erneut, und dann: Nein, bei Marie.
    Mit diesen widerstreitenden Gedanken schlief er schließlich ein.

19
    Die kalte Luft war erfüllt von süßen weihnachtlichen Düften. Es war inzwischen dunkel geworden, und die Marktgassen leuchteten im Glanz zahlloser Lichter. Gegenüber am Glühweinstand wurde eine Feuerzangenbowle aufgegossen. Helle Flammen stiegen über dem Topf auf. Die Leute drängten sich in mehreren Reihen vor dem Verkaufstresen, alle wollten ein Glas davon probieren. Das Personal mit den roten Nikolausmützen kam kaum hinterher. Bei Arthur am Stand herrschte dagegen gerade Flaute. Um diese Uhrzeit wurde gegessen und getrunken, das Kunsthandwerk hatte das Nachsehen.
    Aber Arthur störte das nicht. Er saß an seinem Öfchen und beobachtete das fröhliche Treiben. Eine Weile spielte er mit Nelson, indem er die Holzmaus immer wieder über den Boden rollen ließ. Doch irgendwann sprang Nelson auf das Regal, hockte sich auf ein Brett und blickte von dort oben sehr ernst auf ihn herab. Als wollte er sagen: »Genug gespielt, jetzt widmen wir uns wichtigeren Dingen.« Arthur hätte schwören können, Nelson wollte wissen, was aus seiner Tochter geworden war.
    Unsinn, dachte er. Katzen können nicht verstehen, was passiert. Auch wenn er Nelson am Vortag seine ganzen Probleme erzählt hatte, bedeutete das nicht, dass der Kater ihn jetzt zur Rede stellte und wissen wollte, wie es weitergegangen war. Das war doch lächerlich. Trotzdem war da dieser Blick, mit dem Nelson ihn fixierte. Und der ließ Arthur weich werden.
    »Ich war gestern bei ihr«, sagte er.
    Noch immer wusste er nicht so recht, warum er überhaupt damit anfing, doch wo er schon mal dabei war, konnte er auch weiterreden.
    »Es war schon seltsam, ihr das erste Mal nach drei Jahren gegenüberzustehen«, sagte er. »Das ist nicht leicht, weißt du? Eine falsche Formulierung, und ich hätte alles zunichtegemacht. Da musste ich höllisch aufpassen. Ich dachte mir, am besten lässt du nur das Herz sprechen.«
    Nelson betrachtete ihn aufmerksam. Vom Glühweinstand drang wildes Gewieher herüber. Ein paar Frauen, die offenbar schon ordentlich getrunken hatten, standen in der ersten Reihe und gaben Bestellungen ab. Sie sangen, kicherten, machten Witze und unterhielten die ganze Menschentraube vor dem Stand. Doch Arthur achtete nicht weiter auf sie.
    »Ich glaube, ich habe eine Chance bei ihr. Ist nur so ein Gefühl. Sie war reserviert, natürlich, aber was

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