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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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vierzehn Stunden. Das lange Herumstehen und die ständige Kälte, der sie ausgesetzt waren, zehrten an allen.
    Arthur war zwar ein paar Tage zu Hause gewesen, trotzdem fühlte er sich nicht richtig ausgeruht. Er würde genauso froh wie die anderen sein, wenn der Markt zu Ende war und sie sich von den Strapazen erholen konnten.
    Auf dem Weg zu seiner Hütte wurde keiner der anderen Schausteller auf ihn aufmerksam. Sie waren alle mit sich selbst beschäftigt oder kümmerten sich um den Aufbau. Nur Murat bemerkte ihn. Er saß auf dem Barhocker hinter seinen Socken, Handschuhen und Wollmützen und starrte gerade gelangweilt hinaus, als Arthur seinen Stand passierte.
    »Mensch, Arthur, da bist du ja wieder«, rief er. »Guten Morgen!«
    Arthur hob kurz den Kopf und nickte ihm zu, dann ging er zu seiner Hütte weiter und schloss die Tür auf. Er hatte damit gerechnet, dass Murat hinter ihm herlaufen und ihn in ein Gespräch verwickeln würde. Doch das tat er nicht. Mit einem Schulterblick merkte Arthur, wie der Junge ihn stattdessen nachdenklich musterte. Doch Arthur ignorierte das einfach, betrat seinen Stand und schloss die Tür sorgfältig hinter sich.
    Er hatte keine Lust, sich mit den anderen Schaustellern zu unterhalten, am allerwenigsten mit Murat. Er wollte für sich bleiben, so wie zu Anfang. Seine Hütte bot ihm die Möglichkeit, sich hinter den Auslagen zu verkriechen, dass kaum einer ihn sehen konnte. Nur vom Glühweinstand und von der Eislaufbahn aus konnte man einen Blick auf ihn erhaschen. Es dauerte zwar nicht lange, bis eine der Glühweinfrauen ihn entdeckte und winkte. »Guten Morgen, Arthur! Na, wieder gesund?« Doch Arthur nickte ihr nur kurz zu, grummelte etwas und wandte sich wieder seiner Zeitung zu. Und von da an wurde er in Ruhe gelassen, so wie es ihm lieb war.
    Der Betrieb auf dem Weihnachtsmarkt begann nach und nach anzulaufen, trotz des ungemütlichen Wetters fanden sich zahlreiche Besucher ein. Es waren jedoch hauptsächlich Reisegruppen, die meist mit Führung durch die Gassen zogen.
    Von der Schlittschuhbahn wehte Musik herüber. »White Christmas.« Eine Version ohne Gesang, dafür mit vielen Streichern und viel Kitsch. Arthur fühlte sich irgendwie verloren. Als wäre die Einsamkeit etwas Neues für ihn.
    Er hob den Kopf und sah hinaus zur Eisbahn. Die Reisegruppen hatten offenbar kein Interesse am Schlittschuhlaufen, denn nur eine einzelne Gestalt zog dort ihre Bahnen. Eine ältere Frau mit langen, beinahe schneeweißen Haaren, die ruhig und gleichmäßig dahinglitt. Sie schien ganz zufrieden mit sich zu sein, ihre Haare wehten im Wind, und es sah nicht so aus, als würde ihr ein Begleiter fehlen. Irgendwie hatte es für ihn etwas Tröstliches.
    Da stand Murat plötzlich vor seinem Stand. Arthur hätte beinahe aufgestöhnt. Auf diesen geschwätzigen Jungen hätte er im Moment lieber verzichtet. Er rechnete damit, dass Murat sich wortreich beschweren würde. Schließlich war Arthur nicht zum Plaudern an seinem Stand stehen geblieben und hatte ihn auch sonst weitgehend ignoriert. Doch der Junge tat nichts dergleichen. Er betrachtete ihn stattdessen aufmerksam, als würde er über etwas nachdenken. Arthur fragte sich, ob er und Liselotte vielleicht hinter seinem Rücken geredet hatten.
    »Bianca sagt, du warst krank«, meinte Murat schließlich.
    »Ja, die Grippe. Aber jetzt bin ich wieder hier.«
    »Dann hoffe ich, du hast dich gut erholt.«
    Arthur brummte und schlug seine Zeitung wieder auf.
    »Ich wollte dir nur sagen …« Murat stockte. Er sah in Arthurs Stand hinein. »Wo ist denn deine Katze?«
    »Keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Na, Nelson! Deine Katze! Jetzt tu doch nicht so.«
    »Das war nicht meine Katze.«
    »Wie jetzt?«
    »Murat, bitte. Ich möchte meine Zeitung lesen.«
    »Aber wem gehört sie denn dann?«
    »Das weiß ich nicht. Das ist halt ein streunendes Tier, das sich hier breitgemacht hat. Und jetzt hat sie es sich anders überlegt. Ich bin froh, dass ich sie los bin.«
    Murat sah ihn ungläubig an. »Das war gar nicht deine Katze?«
    Arthur ließ geräuschvoll die Zeitung sinken und warf dem Jungen einen gereizten Blick zu. »Ist sonst noch irgendwas?«
    »Ich … also, ich wollte nur sagen, dass Liselotte gestern ziemlich geknickt war. Sie war doch bei dir, und da …«
    Arthur unterbrach ihn forsch. »Ganz ehrlich, ich wüsste nicht, was dich das anginge!«
    »Ich meine ja nur, vielleicht solltest du noch mal mit ihr reden.«
    Arthur glaubte sich verhört zu

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