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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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nach unten wurde ihr klar, dass Weihnachten nun endgültig nicht mehr das sein würde, was es früher einmal gewesen war. Alles änderte sich. Die Kinder wurden groß. Doch Anna spürte keine Trauer mehr darüber, im Augenblick war sie vor allem erleichtert. Sie wollte nämlich nur noch, dass an diesem Tag keine Katastrophe über sie hereinbrechen würde.

27
    Ein paar Tage später, am vierten Advent, saß Arthur in seiner Küche und schnitzte gedankenverloren an einer seiner Figuren herum. Es sollte ein Esel werden, doch dann erkannte er plötzlich, dass der Kopf, den er dem Vierbeiner verpasst hatte, dem einer Katze glich.
    Das riss ihn aus seinen Gedanken. Er wurde ärgerlich.
    »So ein Unsinn!«, sagte er laut. »Was machst du denn überhaupt hier?«
    Er trauerte wegen einer Katze. Wegen eines Tieres. Das musste man sich mal vorstellen!
    »Schluss jetzt!«
    Er stand auf, nahm die halb fertige Figur und steckte sie in den Abfalleimer. Dann wischte er die Holzspäne vom Tisch und machte sauber.
    Dieser Unfug sollte ein für allemal vorbei sein. Er würde sich zusammenreißen und morgen wieder zum Weihnachtsmarkt gehen. Das war überfällig. Er hatte bereits genug Geld verloren. Es ging ihm jetzt wieder gut. Und wie gut es ihm ging!
    Mit energischen Bewegungen nahm er die Mülltüte und band sie zusammen. Er war fest entschlossen, keiner Katze nachzutrauern. Er machte sich doch zur Witzfigur.
    Seine Klingel ertönte. Überrascht hob er den Kopf. Wer konnte das denn sein? Er ging in den Wohnungsflur und spähte durchs Guckloch.
    Mit diesem Besuch hatte er nicht gerechnet. Er war so perplex, dass er gar nicht auf die Idee kam zu tun, als wäre keiner zu Hause. Stattdessen riss er die Tür auf und sah seinen Besuch an wie eine überirdische Erscheinung.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er.
    Liselotte lächelte. »Ich habe mir Sorgen gemacht. Da wollte ich vorbeikommen und sehen, wie es dir geht.«
    »Woher hast du meine Adresse?«
    »Von Bianca. Wie geht es dir denn?«
    »Gut«, sagte er knapp.
    »Du warst fast eine Woche nicht mehr auf dem Markt.«
    »Ich hatte eine Grippe. Aber jetzt habe ich mich erholt. Ich werde morgen wieder im Stand sein.«
    »Das ist schön zu hören.«
    Schweigen. Liselotte trat von einem Bein aufs andere.
    »Also gut …«, meinte Arthur und wollte das Ende des Gesprächs einleiten, doch Liselotte stand da, als erwarte sie, hereingebeten zu werden.
    »Bianca macht das ganz toll«, sagte sie. »Sie hat eine Menge verkauft in den letzten Tagen. Deine Vorräte werden langsam knapp.«
    Er nickte. »Das ist gut.«
    »Ja, aber noch besser ist es zu wissen, dass du jetzt wiederkommst.«
    Wieder fielen sie in Schweigen. Arthur war durch ihr Auftauchen aus dem Konzept gebracht worden. Hatte Liselotte denn etwa den Eindruck gehabt, er wollte sie näher kennenlernen? Das war nur die Schuld von diesem blöden Kater. Er kam gut allein zurecht.
    Trotzdem gab es einen Teil in ihm, der Liselotte umarmen und hereinbitten wollte. Ihr die Fotos von Sophie und Anna zeigen und mit ihr am Tisch sitzen, um Kaffee zu trinken und zu reden.
    Entschlossen brachte Arthur diesen Teil zum Schweigen.
    »Nun ja …« Liselotte machte unschlüssig einen Schritt zurück. »Dann wünsche ich dir noch gute Besserung.«
    »Ja, danke. Wir sehen uns auf dem Markt.«
    Sie wirkte plötzlich ganz traurig. »Auf Wiedersehen, Arthur«, sagte sie.
    »Auf Wiedersehen, Liselotte.«
    Damit schloss er die Tür. Liselotte war aus seinem Leben ausgesperrt. Es war besser so. Er ging in die Küche zurück und warf einen Blick auf die Mülltüte. Der Katzenkopf zeichnete sich unter dem dünnen Plastik ab. Dieses blöde Tier hatte nur Unordnung in sein Leben gebracht. Er wünschte, es wäre nie in seinem Stand aufgetaucht. Dann hätte er einfach weitergelebt wie bisher. Auf diese Unordnung hätte er nämlich zu gern verzichtet.
    Am nächsten Morgen kehrte Arthur auf den Weihnachtsmarkt zurück. Der Himmel war stahlgrau, und ein kalter Wind fegte durch die Stadt. Kleine Schneewehen bildeten sich vor Häuserwänden und in Kellerfenstern. Es war zugig und ungemütlich, und wer konnte, blieb bei diesem Wetter besser zu Hause.
    Der Weihnachtsmarkt war in fahles, graues Licht getaucht. An den Markisen zerrte der Wind, und kleine Schneelawinen gingen herunter. Eine Woche noch, dachte Arthur, dann würde hier alles wieder abgebaut werden. Bei den Schaustellern war bereits Erschöpfung zu spüren. Sie arbeiteten seit Wochen jeden Tag zwölf bis

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