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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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schulde.«
    Ich hatte lange über diesen Gefallen nachgedacht, und nun sagte ich zu ihm: »Okay, Frank, ich möchte, dass Sie meiner Frau sagen, dass es zwischen Ihnen beiden aus ist und dass Sie sie nicht mit nach Italien nehmen werden, was sie meiner Meinung nach denkt. Und fügen Sie hinzu, dass Sie sie nur benutzt haben, um an mich ranzukommen.«
    Er dachte darüber nach, bevor er einschlug: »Abgemacht. Ich sage ihr, dass ich sie benutzt habe, wenn Sie das wollen.« Er hielt kurz inne. »Aber so war es nicht. Das müssen Sie wissen.«
    Ich wusste es. Ich wusste, dass Frank und Susan ineinander verliebt waren, so schwer das auch zu glauben war, und dass sie bereit war, mich seinetwegen zu verlassen. Lust, dafür habe ich aus eigener Erfahrung Verständnis. Aber die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe und die mich eigentlich noch immer liebte, war wahnsinnig in Frank Bellarosa verliebt - und Frank offenbar in sie. Deswegen hatte er sich an die Bundesbehörden verkauft - damit er und Susan in Italien oder wo auch immer zusammen sein und ein neues Leben anfangen konnten. Es wäre wahrscheinlich ein, zwei Jahre lang gutgegangen, doch Menschen, die eine fixe Idee haben oder unter dem Einfluss zu vieler Hormone stehen, denken nicht weit voraus.
    Jedenfalls hatte er Wort gehalten und ihr vor jener Nacht offensichtlich genau das erklärt, worum ich ihn gebeten hatte, sei es am Telefon oder persönlich, und Susan war offenbar durchgedreht. Die Hölle kennt keinen schlimmeren Zorn und so weiter. Ironischerweise hatte er ihr ein paar Wochen zuvor die Waffe gegeben, mit der er getötet wurde, damit das FBI sie nicht fand. Alles Weitere ist Geschichte und Tragödie zugleich, und vielleicht auch ein bisschen Komödie, wenn man nicht persönlich betroffen war.
    Die Frage lautete natürlich: Warum hatte ich Frank gebeten, Susan zu erklären, dass es aus sei und er sie nicht mit nach Italien nehme und dass er sie benutzt habe, um mich als seinen Anwalt zu rekrutieren? Selbstverständlich, damit ich Susan zurückbekam - oder damit ich zu Susan zurückkonnte. Und natürlich hatte ich keine Ahnung, dass sie durchdrehen und ihn erschießen würde. Oder doch?
    Ich dachte immer, dass Frank, der e in großer Bewunderer von Niccolo Machiavelli war, Gefallen an meiner ... nun ja, machiavellistischen Lösung des Problems gefunden hätte. Und ich fragte mich nach wie vor, ob Frank in diesen letzten Sekunden, als er Susan erklärte, dass es aus sei, und sie die Waffe zog, begriff, was er sich angetan hatte. Wenn er irgendwelche letzten Worte oder Gedanken gehabt hatte, dann, so hoffte ich, lauteten sie: »John, du Hurensohn!«
    Susan und ich standen einander immer noch gegenüber, und ich kehrte in die Gegenwart zurück und schaute ihr in die Augen. Sie hielt meinem Blick stand, dann senkte sie den Kopf und sagte: »Ich habe ihn an diesem Tag gesehen, und er hat mir erklärt, dass er mit mir fertig wäre, dass er mich nie geliebt, sondern sich nur für mich interessiert habe, um ... mit einem feinen Flittchen zu ficken ... und ... damit ich dich überrede, für ihn zu arbeiten.« Sie holte Luft und fuhr fort: »Dann hat er mich aufgefordert, zu gehen und nie wiederzukommen und ihn auch nicht anzurufen. Ich bin in dieser Nacht trotzdem zu ihm gegangen ... und wir haben miteinander geschlafen ... und ich dachte, alles wäre wieder gut... aber hinterher hat er mich aufgefordert zu gehen, und ich habe mich geweigert, worauf er gesagt hat, er würde das FBI rufen und mich rauswerfen lassen. Ich ... ich konnte es nicht fassen und ... wurde wütend.«
    Ich sagte nichts und wandte auch den Blick nicht von ihr. Sie wirkte ruhig, so wie immer, wenn sie am Rande eines Nervenzusammenbruchs war oder jeden Moment in die Luft ging. Ich wusste nie genau, worauf es hinauslaufen würde. Frank offenbar auch nicht, sonst wäre er auf der Hut gewesen. Er hätte wenigstens an die Waffe denken sollen.
    Kaum hörbar fuhr sie fort: »Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe und dass ich seinetwegen mein Leben aufgeben würde. Und er sagte zu mir ... er hat gesagt: >Geh zurück zu John. Er liebt dich, und ich nicht.< Er sagte, wenn ich Glück hätte, würdest du mich wieder nehmen, und ich sollte Gott danken, wenn es so sei. Und er ... beschimpfte mich ... und forderte mich auf zu gehen ... «
    Ich stand da, brachte kein Wort heraus. Allerdings dachte ich an Frank Bellarosa und fragte mich, wie sehr er sie geliebt hatte und wie schwer es ihm gefallen sein

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