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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Waise.
    Anna musterte das Geleeglas, das Megan auf der Anrichte stehengelassen hatte, und fragte ihren Sohn: »Was ist das?« »John hat es mitgebracht.«
    Damit schien die Sache in Ordnung zu sein, aber sie fragte mich bezüglich des Etiketts: »Wie geht's ihr? Der alten Dame?«
    »Nicht allzu gut.«
    Anna wirkte nachdenklich, als sie sagte: »Ich kann mich an ihren Mann erinnern. Er ist früher immer rüberkommen und hat... Ihre Frau gesucht.« Ich ging nicht darauf ein, worauf Anna hinzufügte: »An die alte Dame kann ich mich nicht so gut erinnern. Aber wir haben mal nett miteinander geplaudert.« »Ich richte ihr gern Grüße aus.«
    »Ja. Hoffentlich geht's ihr bald besser. Sie wohnen also dort?« »So ist es.«
    Ich hatte nicht die geringsten Zweifel, dass Anna im Begriff war, mich darauf hinzuweisen, dass die Mörderin ins Gästehaus zurückgekehrt war, und Anthony, der vermutlich ebenfalls spürte, dass Mama schlechte Erinnerungen heraufbeschwören wollte, sagte zu mir: »Hey, lassen Sie uns rausgehen. Ich will nach den Kids sehen.«
    »Sag ihnen, es ist gleich Essenszeit.«
    Wir gingen durch die Glasschiebetür auf einen mit Schiefer ausgelegten Patio, der groß genug für eine notlandende Raumfähre war. Dahinter befand sich ein von einem fast zwei Meter hohen eisernen Palisadenzaun umgebener Swimmingpool, der von den Ausmaßen her als Binnenmeer durchging.
    Auf der anderen Seite des Pools sah ich ein langes Drahtseil, mit dem ein großer Deutscher Schäferhund angebunden war, der mich selbst aus dieser Entfernung wahrnahm, stehen blieb, an seiner Leine zerrte und mich anbellte. »Sta' zitto«, rief Anthony, worauf der Hund, der offenbar Italienisch verstand, aufhörte zu bellen. Ich ging mit Anthony zum Pool, und er öffnete das Tor und rief den beiden Kindern, die mit Schwimmflügeln herumpaddelten, zu: »Hey, Kids! Sagt Hallo zu Mr Sutter.«
    Sie schauten mich an, winkten, sagten gleichzeitig »Hi« und paddelten weiter.
    Der Junge, so fiel mir ein, hieß Frank, fünf Jahre alt, und das Mädchen Kelly Ann, sie wirkte etwa ein Jahr älter. Sie sahen gut aus und waren unter ihrer Bräune vermutlich genauso hellhäutig wie ihre Mutter. Sie erinnerten mich an Edward und Carolyn, als sie in diesem Alter gewesen waren, den Sommer in angenehmer Umgebung genossen und sich arglos an der Welt erfreuten.
    Ich bemerkte jetzt eine Frau mittleren Alters, die auf einem Gartenstuhl im Schatten eines Sonnenschirms saß und die Kinder wie ein Falke beobachtete. »Eva, mach die Kids fürs Essen fertig!«, rief Anthony ihr zu.
    Er drehte sich um, und wir liefen zum Patio zurück. Ich dachte, wir würden hineingehen, aber Anthony steuerte einen gestreiften Pavillon an, und jetzt bemerkte ich, dass dort ein Mann und eine Frau saßen.
    Wir traten in den Schatten des Pavillons, und Anthony sagte zu mir: »Erinnern Sie sich an meinen Onkel Sal?«
    Das überraschte mich, und einen Moment lang war ich sprachlos.
    Auf einem gepolsterten Sessel saß niemand anders als Salvatore D'Alessio alias Sally Da-da, der ein Cocktailglas in der Hand hielt und eine Zigarette rauchte. Ich meine, es ist nett, wenn man die Verwandtschaft zum Essen bei sich hat, aber es könnte unangenehm werden, wenn eingeladene Familienmitglieder einst deinen Vater umbringen lassen wollten. Aber vielleicht war ich ethnozentrisch und machte zu viel Aufhebens darum.
    Onkel Sal blieb sitzen, warf mir einen Blick zu, nickte kurz und murmelte: »Wie geht's Ihnen?«
    »Man schlägt sich durch.«
    Ich fand, dass ihn unser Wiedersehen nach zehn Jahren etwas freudiger hätte stimmen sollen, aber er saß mit seiner Zigarette und dem Cocktail da und starrte ins Leere.
    Ich hatte Sally Da-da zum ersten Mal im Plaza Hotel gesehen, wohin Frank die Hälfte der New Yorker Mafia eingeladen hatte, um seine Freilassung auf Kaution zu feiern. Allerdings war es nicht nur eine Feier gewesen, sondern auch eine Machtdemonstration, zu der die Capos und niederen Gefolgsleute des Dons kamen, um seinen Ring zu küssen, und zu der sich auch seine Geschäftspartner und selbst seine Rivalen auf Befehl eingefunden hatten, um diese große Gunstbezeugung für den Capo di tutti capi mitzuerleben.
    Ich war von einem Mann angesprochen worden, den ich als Cro-Magnon einstufte und der mir ein paar Fragen stellte, die für mich wenig Sinn ergaben. Später erfuhr ich, dass dieser Mann Salvatore D'Alessio war, der Schwager von Don Bellarosa. Viel später erfuhr ich, dass es sich bei Mr D'Alessio um den

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